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Sonntag, 13. Januar 2013

{Rezension} Kommissar Pascha von Su Turhan

Verlag: Knaur TB
Taschenbuchausgabe: 352 Seiten
Genre: Deutscher Krimi / München
ISBN: 978-3-426-41555-9
Erscheinungsdatum: 04. Januar 2013
Preis: 8,99 €




Döner Delüks … der erste Fall für Kommissar Pascha

Seit rund einer Woche ist Zeki Demirbilek nun Leiter des Sonderdezernats Migra als auch schon der erste Fall auf ihn und sein Team wartet. Im Eisbach wird die Leiche eines Türken angetrieben, auf dessen Körper arabische Schriftzeichen eingraviert sind, welche das Wort Teufel bedeuten. Doch es soll nicht die letzte Leiche bleiben und die Spuren führen in den Umkreis der Dönerkette „Döner Delüks“.



So richtig hat sich Kommissar Demirbilek noch nicht mit seiner neuen Rolle angefreundet, da wartet schon der erste Fall auf ihn, obwohl noch nicht mal die Bewerbungsgespräche für seine beiden Teamkollegen abgeschlossen sind. Aus Berlin unterstützt die junge Jale Cengiz das Team, doch die zweite Stelle ist noch vakant und Kommissarin Isabel Vierkant hofft auf diese Stelle, doch erst einmal muss sie Kommissar Pascha überzeugen. Dieser verlegt das Bewerbungsgespräch kurzerhand zum Tatort und eh es sich Isabel versieht, ist sie die dritte im Bunde des Sonderdezernats Migra.

Die Handlung baut sich kontinuierlich auf, anfangs machen sich die Kommissare mit dem Umfeld des Toten aus dem Eisbach vertraut, bald kommen zwei weitere Leichen hinzu, die ganz offensichtlich ebenfalls in den Fall verstrickt waren und die Spuren weisen immer öfter in Richtung Großunternehmer Güzeloglus, der eine Dönerkette betreibt und zu seiner lebenslustige Tochter Gül. Neben der Ermittlungsarbeit des Sonderdezernats lernt man in einem weiteren Handlungsstrang „der Deutsche“ kennen, welcher beauftragt wurde, Gül zu überprüfen. Denn die junge Frau soll in Kürze einen reichen Türken heiraten, doch sie muss in jedem Fall unschuldig in die Ehe gehen. Ihr Lebenswandel deutet allerdings daraufhin, dass Gül es mit der Jungfräulichkeit nicht so ernst zu nehmen scheint.

Su Turhan verbindet in seinem Krimidebüt wunderbar die türkische Mentalität mit  der bayerischen Lebensart. So lernt man einen äußerst gastfreundlichen, hilfsbereiten Zeki Demirbilek kennen, der seinen Schweinebraten liebt und gerne mal ein Weißbier trinkt, gleichzeitig aber auch seine türkische Seite pflegt und regelmäßig die Moschee besucht, Kahve und Cay für sein Leben gern trinkt und auf bayerisch wie auch auf türkisch flucht. Sein Protagonist ist zwar ein Macho, aber ein wirklich liebenswerter. Respektvoll geht er mit seinen Kolleginnen um, kümmert sich fast wie ein Vater um sie, kommandiert aber auch ganz gerne, ist für seine Streitlust gefürchtet und perfekt darin, Arbeit zu delegieren. Der geschiedene 40-jährige liebt seine Tochter und sein Sohn abgöttisch, lässt sich gerade von seiner zweiten Frau scheiden und dies auf sehr freundschaftliche Art und Weise und kann seine Jugendliebe und erste Frau Selma, die mit dem gemeinsamen Sohn Ayden in Istanbul lebt, nicht vergessen.

Neben der hervorragenden Charakterzeichnung von Zeki sind Su Turhan aber auch die weiteren Mitwirkenden sehr gut gelungen. Jale wie auch Isabel sind zwei junge, engagierte Kommissarinnen, die jede auf ihre Art das Team bereichern, Fehler machen und Ecken und Kanten haben. Und auch der vierte im Bunde, Kommissar Pius Leipold, ist sehr facettenreich gezeichnet und vertritt hier klar den typisch bayerischen Part im Team.

Durch den kontinuierlichen Aufbau der Story baut sich die Spannung auch nach und nach immer mehr auf. Die Geschichte wird von Su Turhan jederzeit sehr unterhaltsam, flüssig und fesselnd erzählt. Sein Hauptaugenmerk liegt zwar auf der reinen Krimihandlung, aber auch das Privatleben seines Protagonisten kommt nicht zu kurz und somit ist die Story jederzeit sehr abwechslungsreich. Zudem weist die Krimihandlung auch einige sehr interessanten Wendungen auf, das Motiv für die Morde ist lange Zeit nicht ersichtlich und auch den Täter präsentiert der Autor einen nicht zu früh. Die Auflösung ist logisch und absolut nachvollziehbar.

Fazit: Ein gelungenes Krimidebüt mit einem äußerst sympathischen Kommissar und einer komplex angelegten Story, welche von Su Turhan fesselnd erzählt wird. Ich freu mich schon auf den 2. Fall von Kommissar Pascha.

Der Autor:

Su Turhan, 1966 in Istanbul geboren, hat Germanistik mit Schwerpunkt Filmphilologie studiert. Bereits während seines Studiums arbeitete er als Aufnahmeleiter und Regieassistent an diversen Filmprojekten mit. Für seinen Kurzfilm "Gone Underground", für den er neben prominenten Darstellern wie Ralph Herforth und Katja Flint auch den Kameramann Michael Ballhaus gewinnen konnte, hat er u.a. den Deutschen Kurzfilmpreis in Silber gewonnen. Sein erster Kinospielfilm "Ayla" feierte Welturauffühurng auf dem Filmfestival Max-Ophüls-Preis 2010 und wurde in New York und Siena mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Su Turhan lebt und arbeitet heute erfolgreich als Autor und Regisseur in München.


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