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Montag, 31. Dezember 2012

{Rezension} Nibelungenmord von Judith Merchant

Verlag: Knaur TB
Taschenbuchausgabe: 380 Seiten
Genre: Deutscher Krimi / Königswinter
ISBN: 978-3-426-40932-9
Erscheinungsdatum: 03. Mai 2011
Preis: 9,99 €




Siegfrieds Schuld

 In der Drachenhöhle nahe Königswinter wird die Leiche einer unbekannten Frau gefunden. Zur selben Zeit meldet der Notar Michael Sippmeyer seine Frau als vermisst, und dass an ihrem 40. Geburtstag. Das Brisante daran, der Notar hat bereits seit 4 Jahren ein Verhältnis mit einer ortsansässigen Künstlerin, welches er zu verheimlichen versucht, doch halb Königswinter weiß davon. Hat seine Frau von der Beziehung erfahren oder hat gar die Künstlerin Romina etwas mit dem Verschwinden der Notarsgattin zu tun? Währenddessen vermuten Kommissar Jan Seidel und seine Kollegin Elena, dass es sich bei der unbekannten Toten um die vermisste Ehefrau handeln könnte, vieles spricht dafür. Doch so einfach soll sich der Fall nicht gestalten.



Judith Merchant gelingt es gekonnt, das Nibelungenlied und das sagenumwobene Siebengebirge wie auch Königswinter in ihren Krimi mit einfließen zu lassen. Zumal auch die Künstlerin Romina sich gerade mit der Nibelungensaga für ihre künstlerischen Arbeit beschäftigt. Die bildhaften Beschreibungen der Gegend tun ein Übriges, um eine gute Vorstellung rund um den Handlungsort zu erhalten.

Die Autorin steigt mit dem Mord an der Unbekannten in der Drachenhöhle in ihren Krimi ein, wodurch man gleich ihren Protagonisten Jan Seidel kennenlernt. Dieser hat gerade genug private Probleme, umso den Kopf komplett frei für den Mordfall zu haben. Denn seine Heirat mit Nicoletta ist kurz vor dem Hochzeitstermin geplatzt. Warum es hierzu kam, erfährt man erst im Verlauf der Story. So wohnt Jan zurzeit bei seiner Oma, eine ehemalige Buchhändlerin, bis seine neue Wohnung fertig renoviert ist. Oma Edith ist eine begeisterte Krimileserin und somit auch äußerst interessiert an dem neuen Fall ihres Enkels und so ganz kann sie sich auch nicht aus den Ermittlungen heraushalten.

Diese verlaufen anfangs schleppend, das schlechte Wetter hat jegliche Spuren zerstört und da die Tote weder Ausweispapiere noch Handy dabei hatte, wird die Öffentlichkeit eingeschaltet, wodurch die Tote schnell identifiziert werden kann. Und man stellt fest, dass beide Fälle irgendwie in Verbindung stehen müssen. Doch weder ist ein schlüssiges Motiv für das Verschwinden von Margit Sippmeyer zu finden, noch für den Mord in der Drachenhöhle. Zwar gibt es im Verlauf des Krimis einige Verdächtige, doch so richtig mag man an ihre Schuld nicht glauben.

Somit entwickelt sich die Story durchaus komplex, immer wieder gibt es neue Wendungen in beiden Fällen, Familientragödien werden aufgedeckt und hier nimmt sich Judith Merchant auch viel Zeit, die Charaktere facettenreich und durchaus auch undurchsichtig zu beschreiben wie auch auf deren Psyche einzugehen. Das ist wirklich gelungen.

Doch so eine rechte Spannung mag einfach nicht aufkommen. Judith Merchant schreibt jederzeit sehr flüssig und unterhaltsam, geht viel auf die Gefühlswelt ihre Mitwirkenden ein und man fühlt sich jederzeit bestens unterhalten, aber die reine Krimihandlung kommt nicht so recht in Schwung. Stellenweise hat man das Gefühl, die Handlung tritt auf der Stelle, dem Privatleben einzelner Personen wird zu viel Raum geboten. Erst zum Schluss hin zieht die Spannung dann merklich an und die Autorin liefert eine Auflösung, die wirklich gelungen ist und beweist, dass das Lesen von Krimis auch bei einem realen Kriminalfall durchaus hilfreich sein kann.

Fazit: Ein mit sehr viel Lokalkolorit versehener und komplex angelegter Krimi, der mit ausgereiften Charakteren überzeugt, allerdings streckenweise etwas die Spannung vermissen lässt. 

Die Autorin:

Judith Merchant, geb. 1976, Germanistin und Dozentin für Literatur, lebt mit ihrer Familie in Königswinter am Rhein. 2009 wurde ihre Kurzgeschichte "Monopoly" mit den Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet, 2011 erhielt sie den renommierten Preis erneut für ihre Geschichte "Annette schreibt eine Ballade". Loreley singt nicht mehr ist nach ihrem Romandebüt Nibelungenmord der zweite Kriminalroman um Jan Seidel und seine Großmutter Edith, die deutsche Miss Marple.



Weitere Bücher der Autorin:

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