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Dienstag, 4. Dezember 2012

{Rezension} Blackout - Morgen ist es zu spät von Marc Elsberg



Gebundene Ausgabe: 800 Seiten
Genre: Wirtschaftsthriller
ISBN: 978-3-7645-0445-8
Erscheinungsdatum: 19. März 2012
Preis: 19,99 €



Europaweiter Stromausfall

Binnen kürzester Zeit fällt der Strom in Italien und Schweden aus, kurz darauf bekommen europaweit die AKWs Störungen gemeldet und werden heruntergefahren. Nach wenigen Stunden sind Europa und Skandinavien komplett ohne Strom. Dem italienischen IT-Experten Piero Manzano fällt an seinem modernen, digitalen Stromzähler ein seltsamer Code auf. Diese Stromzähler werden zurzeit nur in Italien und Schweden verwendet und genau hier begann der Stromausfall. Steckt dahinter ein terroristischer Anschlag? Manzano versucht in Kontakt mit den Behörden zu treten, doch wer glaubt schon einer Verschwörungstheorie? Zusammen mit der Journalistin Lauren Shannon beginnt für Manzano eine Odyssee quer durch Deutschland und Belgien.



Ein Stromausfall kann schon einmal passieren, war ja vor kurzem erst in München so. Allerdings dauern diese höchstens wenige Stunden und dann fließt der Strom wieder. Wie ist es aber, wenn der Strom über mehrere Tage ausfällt? Nach dem Lesen des Buches ist mir erst einmal richtig bewusst geworden, wie sehr wir vom Strom abhängig sind.

Anfangs empfinden die Menschen das Leben ohne Strom noch als Abenteuer, Nachbarschaftshilfe ist absolut selbstverständlich, Nächstenliebe wird großgeschrieben. Doch als die Lebensmittel- und Wasservorräte sich dem Ende neigen, die Häuser und Wohnungen in diesen kalten Februartagen restlos ausgekühlt sind, ändern sich die Verhältnisse dramatisch. Kleine Strominseln und autarke Häuser werden regelrecht überrannt von den Menschen, jetzt zählt nur noch der eigene Überlebenswille.

Anhand rasant wechselnder Handlungsstränge, die stellenweise nur eine halbe Seite, dann wieder mehrere Seiten lang sind, erzählt Marc Elsberg seinen Wirtschaftsthriller zumeist aus Sicht der Einsatzleitstelle des Bundeskanzleramts, welche die Notversorgung der Bundesbürger organisieren und der Zentrale der Europol, wo man versucht, die Täter zu finden. Aber man erhält auch einen Einblick in die verzweifelten Bemühungen von Mitarbeitern, ein AKW in Frankreich wieder hochzufahren. Gerade die Atomkraftwerke benötigen dringend Strom, denn die Dieselvorräte halten nur für einige Tage und die Brennstäbe benötigen dringend Kühlung. Aber auch die Aktivitäten eines Düsseldorfer Technologiekonzerns verfolgt man, die Sicherheitssysteme in AKWs herstellen. Vorrangig ist man jedoch bei den Geschehnissen und Erlebnissen rund um Manzano und Lauren dabei, welche die Fährte der Täter folgen.  

Aber nicht nur die stellenweise kurzen Erzählstränge sorgen für eine temporeiche Geschichte, oft überschlagen sich zudem die Ereignisse und man erhält nicht nur einen hervorragenden Blick in die Schaltzentralen der Macht, wie sie versuchen, die immer gravierender werdenden Zustände in den Griff zu bekommen, wie AKW-Mitarbeiter alles daran setzen, einen Gau zu vermeiden, sondern man ist auch immer wieder bei Privatpersonen dabei. Und hier erlebt man die chaotischen Zustände und die Probleme sehr bewusst, denen die Menschen durch den Stromausfall ausgesetzt sind.

Es beginnt mit Kleinigkeiten, wie z. Bsp. dass die Toilettenspülung nicht mehr geht und kein Wasser mehr aus den Leitungen läuft, was bald zu hygienischen Notzuständen führt. Lebensmittel verderben, Kühe können nicht mehr gemolken werden und ihr Schreien ist kilometerweit zu hören. Menschen erfrieren auf den Straßen, Diebstähle nehmen zu, Krankenhäuser müssen evakuiert werden, lebenserhaltene Maßnahmen können nicht fortgeführt werden. Die Liste kann unendlich weitergeführt werden.

Die komplette Story wirkt von Anfang an sehr gut durchdacht, der Autor schönt hier wirklich nichts und man merkt jederzeit, dass Marc Elsberg das Thema äußerst genau recherchiert hat und so wirkt die ganze Geschichte von Anfang bis Ende absolut authentisch. Und je länger die Story dauert, umso mehr finden auch die vielen losen Fäden, die verschiedenen Handlungsstränge zueinander.

Fazit: Ein sehr realistisch, äußerst temporeich und spannend erzählter Wirtschaftsthriller, der erschreckend direkt einem die möglichen Folgen eines europaweiten Stromausfalls vor Augen führt.


Der Autor:

Marc Elsberg wurde 1967 in Wien geboren. Er war Kolumnist der österreichischen Tageszeitung »Der Standard« sowie Strategieberater und Kreativdirektor für Werbung in Wien und Hamburg. Heute lebt und arbeitet er in Wien.

2 Kommentare:

  1. Landet auf der Wunschliste :) Danke für die tolle Rezension.
    Liebe Grüße, Petra

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  2. Hallo Petra,
    kann ich Dir wirklich nur empfehlen, der Thriller ist sehr spannend und realistisch geschrieben.
    LG Isabel

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