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Mittwoch, 30. Mai 2012

{Rezension} Die Tochter des Münzmeisters von Marion Henneberg



Verlag: Ullstein-Verlag
Taschenbuchausgabe: 528 Seiten
Genre: Historischer Roman
ISBN: 978-3548269603
Erscheinungsdatum: 01. September 2009
Preis: 9,95 €



Eine junge Frau auf den Spuren ihrer Vergangenheit

Im 11. Jahrhundert wächst die junge Henrika bei ihrem Vater und ihrer Großmutter in Goslar auf. Liebevoll ziehen der Münzmeister und seine Schwiegermutter Henrika zu einer selbstbewussten jungen Frau auf, ohne ihr jemals etwas über die schreckliche Vergangenheit ihrer Mutter Hemma zu erzählen, die bei ihrer Geburt starb. Rund 16 Jahre vorher, im Jahr 1156, fand ein blutiger Überfall auf dem Gut des Vogts der Goslarer Pfalz statt, bei der Henrikas Großvater, der Vogt der Pfalz, getötet und ihr Onkel Brun schwer verletzt wurde. Und nun soll Henrika genau den Sohn von dem Mann heiraten, der damals für den Überfall verantwortlich war. Ritter Randolf von Bardolfsburg, ein guter Freund der Familie des Münzmeisters, lässt seinen Einfluss beim König spielen, um diese Heirat zu verhindern. Allerdings kann er nicht verhindern, dass er sich in Henrika verliebt.




Doch man sollte sich nicht von der Inhaltsangabe vom Buchrücken täuschen lassen, die Liebesgeschichte zwischen Henrika und Randolf  ist eher ein Nebenschauplatz, das Hauptaugenmerk legt die Autorin eindeutig auf die politischen Intrigen zwischen dem salischen König Heinrich und den Sachsenfürsten. Mitten in diese Ränkespiele gerät auch Henrika, während sie gleichzeitig versucht, hinter das schreckliche Familiengeheimnis zu kommen und mehr über ihre Mutter Hemma zu erfahren. Denn die traumatischen Erinnerungen belasten ihre Großmutter, ihren Vater wie auch ihre beiden Onkel sehr und nur bruchstückhaft wird die junge Frau in die Vergangenheit eingeweiht.

Mit dem Prolog schildert Marion Henneberg ihren Lesern die schrecklichen Geschehnisse auf der Kaiserpfalz, bei der Hemma ihren Vater verlor. Danach macht die Autorin einen Zeitsprung von 16 Jahren und man ist bei dem einfachen und anfangs glücklichen Leben von Henrika als Tochter des Münzmeisters dabei. So wie Henrika erfährt man durch Rückblenden so nach und nach die weiteren Erlebnisse von Hemma, kommt einem Familiengeheimnis auf die Spur und wird über eine hinterhältige Intrige gegen ihren Großvater informiert.

Aber auch das Leben von Randolf von Bardolfsburg lernt man kennen und somit auch die politischen Wirrungen und Ränkespiele, die sich im 11. Jahrhundert zwischen dem jungen König Heinrich und den Sachsenfürsten abspielten, da Randolf ein enger Vertrauter des Königs ist. Und hier merkt man mal wieder, dass Marion Henneberg hervorragend recherchiert hat. Mit ihrem bildhaften, unterhaltsamen und der damaligen Zeit angepassten Schreibstil gelingt es ihr so mühelos, die komplizierten Machenschaften und geschichtlichen Hintergründe einem farbig, anschaulich und fesselnd näher zu bringen.

Die Story entwickelt sich durchweg unterhaltsam und stellenweise richtig spannend. Die historischen Informationen, die immer wieder einfließen, sind zwar oft sehr detailliert, dennoch zumeist informativ und kurzweilig. Nur zum Schluss hatte ich das Gefühl, dass sich die Ereignisse etwas zu sehr überschlagen und auf den letzten Seiten einfach zu viel auf einmal passiert.

Durch die anfängliche Fülle der verschiedenen Mitwirkenden benötigt man ein klein wenig, bis man einen Überblick erhält. Allerdings gelingt es der Autorin sehr gut, ihren verschiedenen Charakteren rasch ein Profil zu geben, sodass Verwechslungen schnell ausgeschlossen sind.

Im Fokus steht natürlich die junge, etwas dickköpfige und für die damalige Zeit ziemlich selbständig agierende Henrika. Die junge Frau fügt sich nur stellenweise ihrem Schicksal, rebelliert verhalten auch einmal dagegen auf, ist politisch interessiert und wirkt sehr herzlich und sympathisch. Ritter Randolf ist eher ein etwas verschlossener Charakter, der treu zu seinem König steht, ritterlich und mutig auftritt, dennoch Gefühle zeigen darf und erfolglos gegen seine Liebe zu Henrika ankämpft, die durch seine Ehe mit Bethane natürlich nicht sein darf.

Fazit: Ein unterhaltsam erzählter Historischer Roman, der durch ausgefeilte Charaktere, einer informativen und stellenweise sehr spannenden Story und einem hervorragenden Hintergrundwissen der Autorin überzeugen kann.

Die Autorin:
Marion Henneberg wurde 1966 in Goslar geboren. Nach einem betriebswirtschaftlichen Studium in Stuttgart ist sie seit mehreren Jahren u. a. in der Erwachsenenbildung tätig. Sie lebt heute mit ihrer Familie in Marbach am Neckar.

Weitere Informationen über die Autorin unter www.marion-henneberg.de.

2 Kommentare:

  1. Sehr schöne Rezension. Ich habe das Buch vor längerer Zeit auch schon gelesen und fand es nicht ganz so gut, wie du (hab ihm 3 Sterne gegeben). "Die Entscheidung der Magd" von Marion Henneberg kann ich dir aber sehr empfehlen. Das solltest du auch unbedingt einmal lesen. :)
    Liebe Grüße
    Petra

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    1. Danke für den Tipp, Petra! Den letzten Roman von M. Henneberg kenne ich schon, war auch richtig gut. "Die Entscheidung der Magd" wandert dann wohl jetzt auch noch auf meine WL. OH MANN, die wird als länger!!
      LG Isabel

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