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Freitag, 9. September 2011

{Rezension} Die Dienstagsfrauen von Monika Peetz (Hörbuch)

Verlag: Hörbuch Hamburg
Sprecherin: Ulrike Kriener
Laufzeit: 340 Minuten
ISBN: 978-3899033397
Genre: Frauenroman
Erscheinungsdatum: Mai 2011
Preis: 19,99 €



Auf Arnes Pilgerspuren

Ich muss ja gestehen, dass ich bisher nicht so ein Fan von Hörbüchern war. Bei dem ersten hat mich die emotionslose Stimme der Erzählerin genervt und beim Zweiten war die Story so komplex, dass ich beim Autofahren öfters den Faden verloren habe, wenn ich mal nicht konzentriert zuhören konnte. Nun hatte ich das Hörbuch von „Die Dienstagsfrauen“ gewonnen und dachte: Na gut, einen letzten Versuch gebe ich dem Hörbuch noch. Und ich muss sagen, ich war angenehm überrascht gewesen.

Grund hierfür ist zum einen der leicht zu folgenden Story, bei der es nicht schlimm ist, wenn man mal 1-2 Minuten nicht so aufmerksam zuhört und zum anderen die wirklich hervorragende Lesung und angenehme Stimme von Ulrike Kriener. Das waren wirklich 340 Minuten Unterhaltung pur.

Und darum geht es bei dem Hörbuch: Seit 15 Jahren treffen sich 5 Freundinnen unterschiedlichster Charaktere einmal im Monat dienstags beim Italiener. Als der Mann von Judith an Krebs stirbt und sie Monate später sein Pilgertagebuch findet, beschließen die Dienstagsfrauen ihren jährlichen Ausflug nach Lourdes zu machen, natürlich in pilgernder Form. Sie hoffen, dass es Judith hierdurch gelingt, den Tod von Arne besser zu verarbeiten. Auf dem Jakobsweg angekommen, müssen sie jedoch bald feststellen, dass mit den Aufzeichnungen im Tagebuch so einiges nicht stimmen kann.

Die 5 Freundinnen sind so verschieden wie Frauen nur sein können. Da ist Judith, das Seelchen, die auch nach einem halben Jahr noch weit davon entfernt ist, den Tod ihres Mannes Arne auch nur ansatzweise zu verarbeiten. Sie ist die typische Frau, die man ständig trösten und in den Arm nehmen möchte. Ständig hat man das Gefühl, sie mit Samthandschuhen anfassen zu müssen, sonst bricht sie in Tränen aus. Manchmal nervt das schon ein wenig. Dann Eva, die eigentlich Herzchirurgin werden wollte und heute einen Haushalt mit Kindern und Ehemann koordiniert, sich selbst immer hinten anstellt und eigentlich schon gar keine eigene Meinung mehr besitzt. Die Dritte im Bunde ist die wohlhabende, selbstbewusste, herrlich zynische und direkte Estelle, die mit ihrer spitzen Zunge ordentlich austeilt, aber auch gut einstecken kann. Dann die erfolgreiche Anwältin Caroline, die Ehemann und Kinder scheinbar wunderbar mit ihrer Karriere verbinden kann, immer perfekt auftritt und keinem Streit aus dem Weg geht. Ja und zu guter Letzt noch die jüngste im Bunde. Die 35-jährige, unverheiratete Kiki ist absolut chaotisch, stets gut gelaunt und lebenslustig. Sie hofft immer noch, dass das nächste Projekt jetzt endlich der große Durchbruch in ihrer Designerkarriere wird und auch die Hoffnung auf den Mann fürs Leben hat sie noch nicht aufgegeben.

Ulrike Kriener gelingt es sehr gut, die Gefühlswelt der verschiedenen Frauen stimmlich wunderbar zu vermitteln, ja sie lebt sie regelrecht mit und das hat mich echt gefesselt. Und so habe ich gespannt jede Szene verfolgt und mich doch tatsächlich öfter mal dabei erwischt, dass ich bewusst langsamer gefahren bin, nur um das Kapitel noch fertig hören zu können.

Die Geschichte an sich entwickelt sich ziemlich voraussehbar, ist jedoch durchweg sehr unterhaltsam, stellenweise richtig lustig und locker leicht erzählt. Klar werden hier auch einige Klischees abgehandelt, das stört jetzt aber nicht unbedingt. Zumeist wirkt die Story schon wie aus dem Leben gegriffen und die Dienstagsfrauen sind alle sehr detailreich und liebevoll beschrieben, sodass mir alle ziemlich bald ans Herz gewachsen sind. Und mit der Zeit offenbart die eine oder andere auch Seiten an sich, die man vorher so nicht vermutet hätte. Schuld daran ist natürlich auch der beschwerliche Jakobsweg, der den Frauen einiges abverlangt, nicht nur körperlich. Besonders gelungen fand ich von allen Charakteren Estelle. Ihr herrlich trockener, zynischer Humor hat mich mehr als einmal laut loslachen lassen.

Fazit: Ein durchweg unterhaltsames, zumeist humorvolles Hörbuch, das locker leicht daherkommt und von Ulrike Kriener hervorragend gelesen wird.

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