Leseempfehlungen

Montag, 20. Dezember 2010

{Rezension} Die Rose von Salerno von Dagmar Trodler

Verlag: Blanvalet Verlag 
Taschenbuch: 420 Seiten
Genre: Historischer Roman
ISBN: 344237152X
Erscheinungsdatum: Januar 2009
Preis: 8,95 €



Zwei wie Feuer und Wasser

Anno 1084: Zusammen mit ihrer Schwester, ihrem Großvater und Aidan, dem jüngeren Bruder ihres verstorbenen Verlobten, begibt sich die Adlige Ima von Lindisfarne auf eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela, um am Grab des Apostels für ihren Verlobten zu beten. Stephens früher Tod kann Ima bis heute nicht verwinden und ständig hängen ihre Gedanken bei Stephen und ihrer gemeinsamen Zeit. Bei einer Rast lernt sie unter ziemlich widrigen Umständen den Ritter Gérard de Hauteville kennen, dessen rüde Art sie anfangs abschreckt. Kurze Zeit später eröffnet ihr Aidan, dass er als Knappe in den Dienst eines Ritters getreten ist und mit ihm nach Salerno reist. Ima ist entsetzt, ist Aidan ihrer Meinung nach doch noch viel zu jung dafür und ihr Entsetzen wird noch größer, als sie erfährt, in wessen Dienst er getreten ist. Es ist kein geringerer als Gérard des Hauteville.

So macht sie sich alleine auf den Weg nach Salerno, um Aidan wieder zurückzuholen. Auf ihrem Weg lernt sie den Mönch Thierry kennen, doch ihre Wege trennen sich in Salerno wieder, als gewalttätige Männer versuchen, sie zu überfallen. Eine Gauklertruppe rettet sie und bei ihnen verbringt Ima eine zwanglose Zeit bis sie sich wieder ihres Planes entsinnt und Erkundigungen über Aidans Aufenthaltsort anstellt. Hierbei erfährt sie, dass Aidan und Gérard im Heer von Robert Guiscard auf den Weg nach Rom sind, um Papst Gregor VII. aus der Engelsburg zu befreien. Getarnt als Junge schließt sie sich der gewaltigen Streitmacht an und ist beim Einzug in Rom dabei. Schon bald wird Rom erobert und Aidan stirbt in ihren Armen. Ihr bleibt nur noch der Weg zurück nach Salerno, den sie zusammen mit Gérard antritt.

Dagmar Trodler gelingt es bereits nach wenigen Seiten, ihren Lesern das 11. Jahrhundert mit all seinen Widrigkeiten, Schmutz, Gerüchen und Gewalt vor Augen zu führen. Dies ist nicht nur ihrem bildgewaltigen, farbenprächtigen Schreibstil zugute zu halten, sondern man merkt auch recht bald, dass hier eine sehr fundierte Recherche zugrunde liegt. Und somit ist auch die Geschichte sehr abwechslungsreich aufgebaut und bietet so ziemlich alles, was man in einem historischen Roman lesen möchte: Liebe und Intrigen, eine wenig Politik und große Schlachten und das alltägliche Leben der damaligen Zeit. Dies alles ist wohldosiert, wobei mir allerdings zwischendurch das Mystische etwas überhand genommen hat und auch die viele Kräuterkunde an einigen Stellen einfach zu sehr in den Vordergrund rückt.

Dadurch, dass die Geschichte mal aus Sicht von Ima, dann wieder aus Sicht von Gérard erzählt wird, kann man sich sehr gut in die beiden Charaktere hineinversetzen. Ihre Figuren, allen voran natürlich Ima, sind sehr detailreich und sauber herausgearbeitet. Ima ist eine junge Adlige, die den Tod ihres Verlobten auch nach gut einem Jahr noch nicht verschmerzen kann. Ihr bisheriges Leben hat sie sehr behütet auf einer kleinen englischen Insel verbracht, auf der Gewalt ein Fremdwort war. Doch mit der Idylle ist es vorbei, als ihr Vater plötzlich verschwindet und ihre Mutter immer mehr dem Wahnsinn verfällt. Zudem wird sie überall auf der Insel an Stephen erinnert. So ist die Pilgerreise für sie eine willkommene Abwechslung.

Ima ist für ihre Zeit eine sehr selbstbewusste, tapfere Frau, die sich mutig mit jedweden Schwierigkeiten auseinandersetzt, auch Gefahren nicht aus dem Weg geht und immer versucht, das Beste aus der momentanen Situation zu machen. Trotzdem hat sie natürlich auch Angst, es verlässt sie öfters auch mal der Mut und mehr als einmal hadert sie mit ihrem Schicksal und mit ihren Gefühlen Gérard gegenüber. Aber genau dies lässt sie sehr lebendig herüberkommen.

Und auch die Figur von Gèrard überzeugt. Normalerweise ist keine Frau vor dem Schwerenöter sicher, doch bei Ima ist alles anders. Ihr ist er vom ersten Augenblick an hoffnungslos verfallen. Und obgleich es absolut nicht seinem machohaften Verhalten entspricht, nimmt er von der normannischen Schönheit Befehle an und ordnet sich ihrem Willen unter. Doch obwohl er sie bedingungslos liebt, traut er sich nicht, Ima seine Liebe zu gestehen, ist er doch nur ein armer Ritter niederer Herkunft und Ima entspringt einem Königsgeschlecht. Nichts desto trotz wird er aber zu Imas treuesten Begleiter und weicht auf ihrer beschwerlichen Reise nicht von ihrer Seite, oft fluchend und grummelnd, oft auch aus lauter Verzweiflung und unerfüllter Liebe heraus sturzbetrunken, doch immer um ihre Sicherheit besorgt.

Und auch alle weiteren Figuren des Romans sind von Anfang an facettenreich beschrieben, sodass sie sehr schnell Konturen annehmen. Besonders hat mir hier der Charakter des jungen Mönchs Thierry gefallen, der im Lauf des Romans noch für manche Überraschung gut ist.

Alles in allem ein opulenter, detailreicher, spannender und hervorragend recherchierter Roman, der zwischendurch jedoch einige kleine Längen hat.

2 Kommentare:

  1. Von Dagmar Trodler hab ich "Die Waldgräfin" und die beiden Nachfolger hier zu stehen, auch wenn ich den ersten Band noch nicht mal beendet habe. Aber sie schreibt halt toll. Allerding reizt mich dieses Buch trotz deiner schöne Rezi von der Handlung her nicht wirklich, obwohl Gèrard schon sehr interessant klingt :-)

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  2. Für mich war es das erste Buch der Autorin und ich war von ihrem Schreibstil richtig angetan. Die Story an sich ist auch richtig gut und spannend umgesetzt. Jetzt liebäugel ich mit "Der Waldgräfin" und den beiden Nachfolgenden, mal schaun. LG

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