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Donnerstag, 4. November 2010

{Rezension} Der Schatten des Chamäleons von Minette Walters

Verlag: Goldmann Verlag 
Übersetzer: Mechthild Sandberg-Ciletti
Taschenbuchausgabe: 448 Seiten
Genre: Englischer Psychothriller
ISBN: 3442467969+
Erscheinungsdatum: 10. Mai 2010
Preis: 9,95 €


Eine Welt aus den Fugen

Für den 26-jährigen Charles Acland bricht nach dem Aufwachen im Krankenhaus in Birmingham eine Welt zusammen. Der Soldat ist der einzige Überlebende eines Bombenanschlags im Irak. Seine eine Gesichtshälfte ist zerstört, sein linkes Auge hat er verloren und eine Fortsetzung seiner Soldatenlaufbahn im aktiven Dienst nicht möglich. Hinzu kommt, dass er mehr durch Zufall in den Fokus der Ermittlungen um einen Serientäter gerät. Denn Charles kann zu allen Opfern eine Verbindung nachgewiesen werden und so ist er für Inspector Jones bald schon der Hauptverdächtige.  

Der vorliegende Psychothriller von Minette Walters kann absolut nicht als dieser bezeichnet werden. Vielmehr handelt es sich hier um die Geschichte eines zerstörten Lebens. Charles Acland ist ein extrem introvertierter junger Mann, der auf körperliche Berührungen jedwelcher Art mit einem extrem aggressiven Verhalten reagiert. Ganz besonders extrem ist dies Frauen gegenüber zu beobachten. Durch diese Aggressivität macht er sich natürlich bei Inspector Jones zum Verdächtigen, zumal die Mordopfer alle brutal erschlagen wurden. Hinzu kommt, dass Charles auch sehr aggressiv auf seine Ex-Verlobte Jen reagiert, die während seines Krankenhausaufenthaltes wieder den Kontakt zu ihm gesucht hatte und Charles diesen Besuch recht brutal beendete.

Somit baut sich anfangs absolut keine Spannung auf, sondern man lernt erst einmal sehr ausführlich den Protagonisten kennen. Dies ist zwar durchaus interessant, stellenweise unterhaltsam, dann wieder sehr nachdenklich  und teilweise auch sehr mysteriös beschrieben, hat jedoch nichts mit einem Thriller zu tun. Dieser zeigt sich erst ab dem Mittelteil, aber selbst hier zieht die Spannung jetzt nicht sehr an und die Geschichte plätschert eigentlich mehr oder weniger dahin, wobei einzig die Neugier einem an das Buch bindet. Denn die Story ist schon sehr komplex angelegt und man möchte in jedem Fall wissen, um wen es sich bei dem Serienmörder handelt. Zumal bis zum Schluss nicht klar ersichtlich ist, um wen es sich hierbei handelt, auch wenn der Kreis der mutmaßlichen Täter recht klein gehalten ist.

Ihre Charaktere, allen voran Charles, sind von der Autorin sehr facettenreich beschrieben. So bleibt gerade das Verhalten von Charles lange Zeit für den Leser unerklärlich und man kann auch in Bezug auf seine Unschuld nie ganz sicher sein, auch wenn die Tatzeitpunkte eigentlich dafür sprechen, dass er es nicht gewesen sein kann. Besonders gut finde ich die Figur von Jackson gelungen, eine engagierte Ärztin, die nach außen hin die coole, harte Lesbe spielt und in Wirklichkeit doch ein weiches, sehr mitfühlendes, fürsorgliches Herz hat.

Fazit: Ein unterhaltsamer, stellenweise sehr zum Nachdenken anregender Roman, der aber beim besten Willen nicht als Psychothriller bezeichnet werden kann.

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