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Donnerstag, 25. Juni 2009

{Rezension} Todesopfer von Sharon Bolton



Verlag: Manhattan Verlag 
Übersetzer: Marie-Luise Bezzenberger
Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
ISBN: 3442546354
Genre: Englischer Krimi
Erscheinungsdatum: 27. August 2008
Preis: 19,95 €

Ausgrabung mit Folgen

Die Engländerin Tora Hamilton lebt seit sechs Monaten zusammen mit ihrem Mann Duncan auf den Shetlandinseln, als sie durch Zufall auf ihrem Grundstück eine Frauenleiche ausgräbt. Der anfängliche Verdacht, es könnte sich hierbei um eine uralte Moorleiche handeln, erhärtet sich nicht. Die junge Frau, die auf brutale Weise ermordet wurde, ist nur wenige Jahre tot und hatte kurz vor ihrem Tod ein Baby entbunden. Die Brutalität des Mordes wie auch die Runen, die auf ihrem Rücken eingeritzt wurden, lassen der Gynäkologin Tora keine Ruhe mehr. Vor allem als sie feststellen muss, dass anscheinend die Polizei kein großes Interesse an der Aufklärung des Falles hat. So fängt Tora an, selbst Nachforschungen anzustellen und muss schnell feststellen, dass sie niemand trauen kann. Immer mehr Ungereimtheiten deckt sie auf, die sich um gestohlene Kinder drehen wie auch um die Sagenwelt der Shetlands. Und dabei gerät sie selbst in Gefahr, denn irgendjemand versucht mit allen Mitteln, sie an weiteren Nachforschungen zu hindern.
 
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Tora erzählt und gleich nach den ersten Zeilen steckt man mittendrin in der Story, Sharon Bolton gibt sich hier nicht mit Vorgeplänkel ab. Durch die Ich-Erzählung erhält man schnell einen Bezug zu Tora, welche die Autorin sehr menschlich beschreibt. Tora ist eine junge Ärztin, die in ihrem Beruf aufgeht, mehr eine Einzelgängerin ist und sich sehnlichst ein Baby wünscht. Die Rolle als Außenseiterin, da Neuankömmling auf der Insel, belastet sie nicht sonderlich und sie lässt sich nicht beirren, hinter die Wahrheit des Mordes zu kommen. Hierbei hilft ihr die Polizistin Dana Tulloch, ebenfalls eine Zugereiste auf der Insel, die sich mit denselben Widrigkeiten wie Tora herumärgern muss und so auf eigene Faust Ermittlungen in dem Fall anstellt. Dana ist eine sehr energische, selbstbewusste Frau, die unbeirrt ihren Weg geht und der einzige durchschaubare Charakter - neben Tora - in dem Buch. Alle anderen Charaktere beschreibt Sharon Bolton sehr undurchsichtig und geheimnisvoll, sodass lange nicht ersichtlich ist, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört. Zu diesem Personenkreis gehören auch Toras Mann Duncan wie auch ihr äußerst charismatischer Chef Kenn Gifford.

Was anfangs wie ein Ritualmord aussieht, entpuppt sich nach und nach zu einer viel komplexeren Geschichte, bei der man das Gefühl nicht los wird, dass die gesamten Einwohner der Insel in diese involviert sind. Auch ist einem lange nicht klar, welche Rolle die Runen auf dem Rücken der Toten spielen. Spielen hier die alten Mythen rund um die Sagenwelt der Shetland-Inseln eine Rolle oder sind sie nur ein geschicktes Ablenkungsmanöver und was hat es mit der seltsamen Insel Tronal auf sich, auf der sich eine Entbindungsklinik befindet und fast alle Beteiligten irgendwie einen Bezug zu ihr haben?

Die Geschichte ist atmosphärisch sehr dicht umgesetzt und die Spannung baut sich praktisch von der ersten Seite an auf und hält über das komplette Buch mühelos an. Die Story ist schlüssig umgesetzt und die einen oder anderen Informationen, welche man rund um die Shetlands wie auch um die Sagenwelt der Insel erhält sind äußerst informativ und unterhaltsam beschrieben.


Fazit: Ein wirklich gelungenes Erstlingswerk, mit einer sehr sympathischen Protagonistin und einer mystisch angehauchten Story. Das zweite Buch von Sharon Bolton ist bereits unter dem Titel "Schlangenhaus" erschienen.

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