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Dienstag, 2. Oktober 2012

{Rezension} Das Gesetz der Gier von Wolfgang Kaes


Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Genre: Deutscher Krimi / Köln
ISBN: 978-3-570-01122-5
Erscheinungsdatum: 03. September 2012
Preis: 19,99 €




Militante Globalisierungsgegner und 
die Gier nach Macht und Geld

Der 21-jährige Erol Ümit stellt in einer Istanbuler Kellerwerkstatt für einen Hungerlohn mithilfe von Sandstrahl Designer-Jeans her. Wenige Monate später stirbt der bis dahin kerngesunde junge Mann an einer Staublunge. Erol ist nicht der Einzige mit diesem Krankheitsbild, einem türkischen Mediziner fallen diese Häufungen auf, sie gehen in die Hunderte. Durch Zufall gerät Professor Zeki Kilicaslan an die  Adresse eines Auftraggebers und reist kurzentschlossen nach Köln, um dem Textilunternehmen Hellberg einen Besuch abzustatten.  Keine 24 Stunden später ist der Professor tot. Kriminalhauptkommissarin Antonia Dix wird mit dem Fall betraut. Gleichzeitig arbeitet sie aber noch an dem rätselhaften Verschwinden eines älteren Buchhalters, der kurz vor seiner Pensionierung spurlos verschwand. Mithilfe von David Manthey, der ebenfalls auf der Suche nach Bernd Oschatz ist, stellen sie schnell eine Verbindung zu seinem früheren Arbeitgeber, dem Textilunternehmen Hellberg, her. Und auch die militante Globalisierungsgegner Rebmob interessieren sich plötzlich sehr für dieses Unternehmen, welches aus Kostengründen seine Designer-Ware billig in der Türkei produzieren lässt.


Mithilfe unterschiedlicher Handlungsstränge baut Wolfgang Kaes seinen Krimi auf und stellt einem so erst einmal die einzelnen Mitwirkenden und deren Beziehungen zueinander vor. Gleichzeitig erhält man aber bereits auch schon einen kleinen Einblick über das Thema, mit dem der Autor sich in seinem neuesten Roman befasst: Die weltweite Globalisierung und die Massenproduktion von Textilien in Billiglohnländern, welche dann als Designermarken in teuren Boutiquen in Deutschland verkauft werden.

Sehr sozialkritisch geht Wolfgang Kaes seinen Krimi an und schildert eindringlich die unmenschlichen Zustände, unter denen Menschen in schlecht belüfteten Kellern mithilfe von Sandstrahl teure Designer Jeans so bearbeiten, damit sie wie schon ewig getragen aussehen. Nur weil dies gerade einmal in Mode ist. Über die Gesundheit der zumeist jungen Arbeiter macht sich niemand Gedanken, nur der Profit zählt, aber dass dieses Sandstrahlen die Lunge schädigt und den Arbeitern bereits nach kurzer Zeit ein qualvoller Erstickungstod droht, interessiert niemanden.

Neben diesem Erzählstrang gibt Wolfgang Kaes weiterhin Einblick in eine kleine, noch ziemlich unbekannte Gruppierung, die versucht, das Textilunternehmen Hellberg an den Pranger zu stellen. Doch die Ziele der einzelnen Mitglieder sind recht unterschiedlich. Zusätzlich begleitet man David Manthey, einen ehemaligen BKA-Beamten, bei der Suche nach dem Bruder seines Ziehvaters und wie dieser mehr durch Zufall in die ganze Geschichte gerät. Aber auch die Gier eines menschenverachtend agierenden Unternehmers zeigt Wolfgang Kaes auf, für den wie auch für seine kaltherzige Schwiegertochter, einzig und allein der Profit zählt. Zum Schluss verbinden sich diese unterschiedlichen Handlungsstränge geschickt zu einer äußerst vielschichtigen Geschichte.

Der Schreibstil von Wolfgang Kaes ist durchweg sehr direkt, flüssig und äußerst informativ. Sein Krimi verläuft eher in ruhigen Bahnen, auf wilde Actionszenen verzichtet er komplett und dies hat sein Roman auch nicht nötig. Zwar ist die Story jetzt nicht unbedingt als spannungsgeladen zu beschreiben, dennoch gelingt es dem Autor problemlos, einen bei der Stange zu halten und ganz besonders dann, wenn man sich nur ein wenig für die sozialen Probleme auf der Welt und den Gefahren der Globalisierung interessiert. Denn sein Krimi ist hervorragend recherchiert, liefert viel Hintergrundmaterial und der Autor packt geschickt diese vielen Informationen zu dem Thema in die Story und erzählt jederzeit unterhaltsam und interessant. Hinzu kommen noch sauber herausgearbeitete Charaktere, die absolut authentisch agieren.

Fazit: Ein hervorragend recherchierter Kriminalroman, der die Gier des Geldes und die brutale Seite der Globalisierung geschickt in eine gut durchdachte und komplexe Story verpackt und mit der Geschichte durchaus auch zum Nachdenken anregt.

Der Autor:

Wolfgang Kaes, geboren 1958 in der Eifel, finanzierte sein Studium mit Jobs als Waldarbeiter, Lastwagenfahrer im Straßenbau, Taxifahrer und schließlich als Polizeireporter für den Kölner Stadt-Anzeiger. Er arbeitete für das US-Nachrichtenmagazin Time, schrieb Reportagen für den Stern und andere. Heute ist Wolfgang Kaes Chefreporter beim Bonner General-Anzeiger. "Bitter Lemon" ist sein fünfter Roman.

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