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Donnerstag, 31. März 2011

{Rezension} Stadt der Schmerzen von Edith Kneifl

Verlag: Haymon Verlag 
Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
Genre: Krimi deutschsprachiger Nachbarländer / Österreich
ISBN: 978-3-85218-681-8
Erscheinungsdatum: 09. März 2011
Preis: 19,90 €


Leben und Sterben in Florenz

Zusammen mit ihrem Freund Orlando reist Katharina Kafka nach Florenz zum Begräbnis von dessen Vater. Kaum in der Kirche angekommen, geht das Fiasko los. Orlandos Cousin Ricardo wird am selben Morgen ermordet im Kühlhaus von Orlandos Onkel gefunden.  Diese Neuigkeit wird sogleich von einem  Familienmitglied  noch in der Kirche verkündet.  Sofort bricht das italienische Temperament unter den Trauergästen durch,  der Sarg des Vaters macht sich auf den Kirchenstufen selbständig und die groß geplante Trauerfeier ist dahin. Natürlich können Katharina und Orlando es nicht lassen, selbst wieder einmal auf eigene Faust zu ermitteln und hierbei müssen sie schon bald feststellen, dass hinter der Fassade der angesehenen florentinischen Familie anscheinend nicht alles zum Besten steht.

Edith Kneifl lässt ihre extravaganten Hobbydetektive in ihrem zweiten Fall in der traumhaften Kulisse Florenz ermitteln und dies gestaltet sich ein wenig chaotisch, überaus humoristisch und sehr spannend. Durchsetzt sind die Ermittlungen mit vielen historischen Hintergrundinformationen über die geschichtliche Vergangenheit dieser wunderbaren Stadt in der Toskana.  So bekommt man einen spannenden Krimi wie auch interessante Informationen zu Florenz geboten, die dafür sorgen, dass man eigentlich augenblicklich die Koffer packen möchte, um die Stadt selbst zu erkunden.
                                            
Der Krimi gestaltet sich von Anfang an fesselnd,  spannend und komplex angelegt. Weder ist das mögliche Motiv schnell ausgemacht noch ist früh ersichtlich, welches Familienmitglied der umfangreichen Verwandtschaft von Orlando nun hinter dem Mord steht oder ob gar die italienische oder rumänische Mafia hier ihre Finger im Spiel hat. Zumal die Autorin hier viele unterschiedliche Themen wie Kinderprostitution, Mädchenhandel, Diebstahl, Mord sowie das Fälschen von Parfüm im großen Stil aufgreift und diese geschickt zu einer schlüssigen Geschichte zusammenfasst.

Neben der komplexen Story stehen bei Edith Kneifl klar ihre Protagonisten im Vordergrund und diese sind wirklich zwei Originale. Da ist zum einem der Transvestit Orlando, der mit Vorliebe seinem Sissi-Look frönt, den Katharina jedes Mal auf die Palme bringt. Orlando ist zickig, herrlich naiv, geht nie ohne ausgefeiltes Make-Up aus dem Haus, braucht im Bad immer Stunden und sein größter Traum ist es, als uneheliches Kind von seiner italienischen Familie akzeptiert zu werden. So hofft er natürlich auch darauf, im Testament seines Vaters bedacht zu werden und sieht sich schon als Landedelmann mit eigenem Weingut. Und dann die Romni Katharina Kafka: Die studierte Historikerin arbeitet in Wien als Kellnerin, ist äußerst freiheitsliebend, aufbrausend und extrem neugierig. Was ihr in Florenz auch noch zum Verhängnis werden soll.

Die Szenen zwischen Katharina und Orlando sind herrlich erfrischend und warmherzig  und so wirkt der Krimi auch durchweg äußerst locker,  flüssig und packend erzählt. Und da die Story aus Sicht von Katharina dargestellt wird, erhält man auch sofort einen Bezug zu ihrer Person wie auch zu ihrem schwulen Freund Orlando, der sie mehr als einmal zur Weißglut bringt. Sei es sein Sissi-Look, sein ständiges Genörgel, wenn Katharina sich eine Zigarette ansteckt oder seine notorische Unpünktlichkeit. Beide Charaktere wirken durchweg sehr authentisch und auch, wenn Edith Kneifl bei Orlando sich schon des einen oder anderen Klischees bedient, ist seine Figur absolut sympathisch angelegt und sein Verhalten nie aufgesetzt.


Fazit: Ein sehr unterhaltsamer, spannender Krimi, der vor einer traumhaften Kulisse spielt und zwei Protagonisten, die man einfach ins Herz schließen muss.

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