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Donnerstag, 8. Mai 2014

{Rezension} Die Stunde des Medicus - Ein Roman zur Völkerschlacht von Franziska Steinhauer

Cover & Verlag: Gmeiner
Taschenbuchausgabe: 374 Seiten
Genre: Historischer Kriminalroman / 19. Jhr.
ISBN: 978-3-8392-1501-2
Erscheinungsdatum: 05. März 2014
Preis: 12,99 €




Die Bestie von Leipzig

Per Zufall wird im Herbst 1813 von Anglern bei Leipzig eine Frauenleiche gefunden. Schnell breiten sich die Gerüchte aus, die Tochter des Stadtschreibers wäre einer wilden Bestie zum Opfer gefallen. Dr. Peter Prätorius interessiert sich für den Mordfall, glaubt aber nicht an eine Bestie. Noch bevor der Medicus sich eingehender mit dem Fall beschäftigen kann, wird er in das Lager der Franzosen gerufen, um einen geheimnisvollen Patienten zu behandeln. Währenddessen geht das Morden in Leipzig weiter.

 

Die Franzosen belagern Leipzig und die Stadt platzt aus allen Nähten. Da ist es nicht verwunderlich, dass bald schon eine Typhusepidemie ausbricht, aber auch die ständigen kleineren Gemetzel unter den verfeindeten Soldatentruppen sorgen dafür, dass der Tod zum Alltag der Bürger gehört. Doch der bestialische Mord an der Tochter des Stadtschreibers rüttelt die Bevölkerung auf. Schnell entstehen die unterschiedlichsten Gerüchte, von einer Bestie ist die Rede, aber auch unbescholtene Bürger geraten plötzlich unter Mordverdacht. Und mitten in diesen Wirren versucht Dr. Prätorius zum einen seinen geheimnisvollen Patienten zu heilen und zum anderen den Mörder der jungen Frauen zu fassen zu bekommen. Doch seine beharrliche Meinung, dass es sich hierbei nicht um eine Bestie, sondern um ein menschliches Wesen handeln muss, lässt ihn ebenfalls als Verdächtigen erscheinen. Und der Mob ist dieser Tage unberechenbar.

Die Völkerschlacht steht unmittelbar bevor, in Leipzig brodelt es unter der Bevölkerung, die Straßen sind überfüllt von Soldaten und Verletzten, Nahrungsmittel werden immer knapper, eine Typhusepidemie breitet sich immer weiter aus und das Wetter ist in diesem Herbst mehr als schlecht. Franziska Steinhauer fängt sehr gut die bedrückende wie auch verängstigte Stimmung der Bürger von Leipzig ein, gibt gleichzeitig einen guten Einblick in die strategische Vorgehensweise der Franzosen und verpackt das Ganze zudem in eine ziemlich spannend erzählte Krimihandlung.

Somit hat der historische Kriminalroman alles was er braucht. Atmosphärisch dicht, fesselnd und jederzeit äußerst unterhaltsam erzählt Franziska Steinhauer die Tage vor der Völkerschlacht und die verzweifelte Suche nach dem Mörder der jungen Frauen. Dass hier keine Bestie wütet, sondern ein menschliches Wesen hinter den Morden steht, ist schnell klar. Denn welche Bestie kann schriftlich seine Opfer zum Tatort locken. Doch um wen es sich handelt, dies verrät die Autorin ihren Lesern lange Zeit nicht. Es gibt zwar einige Verdächtige und es werden auch einige falsche, durchaus logische Fährten ausgelegt, doch die Identität des wahren Mörders erahnt man erst zur Mitte des Krimis hin.

Neben der fesselnden Story überzeugen auch durchweg alle Charaktere des Kriminalromans. Allen voran Protagonist Dr. Peter Prätorius. Dieser gilt in Leipzig ein wenig als Sonderling, gar als Hexenmeister, wendet er doch für seine Behandlungen oftmals recht unkonventionelle Methoden an. So war beispielsweise die Hypnose Anfang des 19. Jahrhunderts unter der Bevölkerung noch recht unbekannt. Und auch mit Pflanzen experimentiert der Medicus gerne und legt – für die Zeit noch untypisch – sehr viel Wert auf Hygiene. Doch der selbstbewusste, aufgeschlossene Medicus interessiert sein Ruf in der Bevölkerung recht wenig, sehr zum Ärgernis seines Gehilfen, der ihn nicht nur einmal aus einer prekären Situation retten muss.


Fazit: Ein historischer Krimi, der alles bietet: spannende, unterhaltsame Story, atmosphärisch dicht erzählt und mit reichlich, aber nicht zu vielen Informationen zur Völkerschlacht.


Die Autorin:

Franziska Steinhauer wurde 1962 in Freiburg geboren und lebt seit 1993 in Cottbus. Sie studierte Pädagogik mit den Schwerpunkten Psychologie und Philosophie. Ihre psychologisch fundierten und ausgefeilten Kriminalromane um Peter Nachtigall ermöglichen dem Leser tiefe Einblicke in pathologisches Denken und Agieren. Mit besonderem Geschick verknüpft sie dabei mörderisches Handeln, Lokalkolorit und Kritik an aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Um ihr Wissen im Bereich der Kriminaltechnik auf eine breitere Basis zu stellen, studiert sie Forensic Sciences and Engineering an der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) in Cottbus im Masterstudiengang.


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