Leseempfehlungen

Freitag, 2. März 2012

{Rezension} Das Geständnis von John Grisham






Verlag: Heyne Verlag 
Gebundene Ausgabe: 526 Seiten
ISBN: 978-3-453-26659-9 
Genre: Amerikanische Thriller / Justizthriller
Erscheinungsdatum: 22. August 2011
Preis: 21,99 € 



Geständnis in letzter Sekunde


Keith Schroeder ist Referend in einem kleinen Städtchen in Kansas. Eines Tages kommt der offenbar totkranke Travis Boyette in sein Büro und erzählt ihm, dass in 4 Tagen ein Unschuldiger in Texas hingerichtet werden soll. Vor neun Jahren soll der Afroamerikaner Donté Drumm eine Mitschülerin ermordet haben, ihre Leiche konnte nie gefunden werden. Donté hat immer seine Unschuld beteuert. Travis gesteht dem Referend, dass er Nicole Yarber damals vergewaltigt, umgebracht und ihre Leiche verscharrt hat. Für Keith beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

John Grisham greift hier ein sehr umstrittenes Thema auf und verlegt es auch noch genau in den Staat, der die höchste Hinrichtungsrate in den Vereinigten Staaten hat. Der Roman beginnt mit dem Geständnis des mehrfach verurteilten Sexualstraftäters Travis Boyette und den anfänglichen Zweifeln, welche der Referend gegenüber seiner Aussage hat. Doch der äußerst unsympathische Boyette kann etwas vorlegen, was die Meinung von Keith ändert. Und so versucht er, zuerst Kontakt zu dem engagierten Anwalt Robbie Flak aufzunehmen, der Donté all die Jahre schon vertritt. Doch kurz vor einem Hinrichtungstermin erhalten Anwälte dutzendweise Anrufe von Verrückten, die behaupten, den Mord begangen zu haben oder aber den angeblich wahren Täter kennen würden.


Wie eine Chronik führt John Grisham seine Leser unaufhaltsam immer näher an den Todestag von Donté heran und je näher dieser rückt, umso intensiver, spannender und gefühlsbetonter wird der Roman. Er schildert den Fall anhand verschiedener Handlungsstränge und so lernt man natürlich den Referend wie auch Boyette näher kennen, ist aber auch bei den verzweifelten Versuchen von Rechtsanwalt Robbie Flak und seinem Team dabei, in letzter Minute durch verschiedenste Eilanträge das Unvermeidliche zu verhindern oder zumindest einen Aufschub zu erreichen.

Der Autor lässt die Familie von Opfer und Verurteiltem zu Wort kommen. Er zeigt den Justizapparat auf, wie der Gouverneur zu der Tötung von Donté steht und zeichnet auch den Fall an sich auf, sodass man als Leser schnell eine Übersicht hierüber erhält. So ist schnell ersichtlich, dass tatsächlich ein Unschuldiger zum Tode verurteilt wurde, das ganze Verfahren eine einzige Farce war, sich der unfähige Polizeiapparat auf den erstbesten Verdächtigen festgelegt hatte und dies unumstößlich, schließlich winkt dadurch die Beförderung. Das ganze schildert John Grisham mit dem gewohnten Hintergrundwissen als Jurist und zeigt detailliert auf, wie eins zum anderen geführt hat und somit zur Verurteilung von Donté.

Sein Schreibstil ist gewohnt eindringlich und fesselnd und je näher der Hinrichtungstermin rückt, umso temporeicher wird die Story. Allerdings endet die Geschichte nicht am vermeintlichen Todestag von Donté, sondern John Grisham erzählt hier noch rund 180 Seiten weiter. Da man nun weiß, ob die verzweifelten Bemühungen zum Erfolg  geführt haben oder nicht, verliert sich mit der Zeit die Spannung etwas, teilweise tauchen Wiederholungen auf und schließlich wünschte ich mir schon, dass John Grisham nicht mehr ganz so detailliert auf einzelne Aspekte eingehen würde. Hier verliert sich einfach die Spannung, bleibt dennoch zumeist interessant.

Ein Mitfiebern bis zum Tag X ist unumgänglich, man wird automatisch parteiisch, spätestens als John Grisham den mittlerweile seelisch zerstörten Donté ins Spiel bringt und sein Leben in der Todeszelle beschreibt. Man empfindet Wut und Hilflosigkeit gegenüber dem Rechtssystem von Texas, dass nur aufgrund eines unter Folter entstandenen Geständnisses das Leben eines jungen Menschen ruiniert. Man fiebert mit, ob das Geständnis des Sexualstraftäters Boyette ausreicht, um die Hinrichtung in letzter Sekunde noch abzuwenden, leidet mit der Familie des Verurteilten und kann nur schwer die Haltung und die Sensationsgier der Mutter von Nicole nachempfinden.

Am zwiespältigsten sind jedoch die Empfindungen bei Boyette. Zum einen verachtet man ihn für seine Tat, doch manchmal gelingt es dem Autor auch, dass man eine Spur von Mitleid für ihn empfindet. Also ein sehr emotionaler Roman, der bedingt durch das Thema natürlich auch zum Nachdenken anregt und mehr als deutlich aufzeigt, wie durch reine Willkür, Machtdenken, Neid und Eifersucht Unschuldige zum Tode verurteilt werden können, besonders dann, wenn sie auch noch die falsche Hautfarbe haben.


Fazit: Ein emotionaler, sehr intensiv geschriebener Roman, der ein brisantes Thema aufgreift. Allerdings hätte ich mir das Ende ein weniger kompakter gewünscht.

Der Autor:
John Grisham hat 23 Romane, ein Sachbuch, einen Erzählband und zwei Jugendbücher veröffentlicht. Seine Bücher wurden in 38 Sprachen übersetzt. Er lebt in Virginia und Mississippi.

5 Kommentare:

  1. Eine tolle Rezi zu einem tollen Buch. Mein Vater ist großer Grisham - Fan! Durch ihn habe ich auch schon das ein oder andere gelesen. Das da sollte ich mir bei Gelegenheit auch mal näher ansehen, liest sich nämlich wirklich interessant deine Rezi. Danke für den Tipp!

    LG
    Lilly

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. ja, unbedingt lesen ... ist wirklich ein tolles Buch.
      LG Isabel

      Löschen
  2. Ich liebe John Grisham, habe alle Bücher von ihm gelesen. Aber das Geständnis habe ich immer wieder verwahrt,wollte es mal ganz in Ruhe lesen..Ich finde,für Grisham braucht man immer besondere Ruhe..Und nun liegt es hier schon Monate und ich habe es immer noch nicht gelesen..Das ist doch echt das Letzte !! :-)

    AntwortenLöschen
  3. Also, da mein für heute erwartetes Buch nicht angekommen ist, hab ich mich jetzt an Das Geständnis begeben. Das wird ein langes Lesewochenende....:-))

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Na, dann wünsche ich Dir ganz viel Lesespaß damit. Diesen Grisham muss man wirklich ganz in Ruhe lesen, brisantes Thema und klasse umgesetzt. WEnn auch ein wenig Amerika-Pathos dabei ist, aber das kennt man von ihm ja.
      LG Isabel

      Löschen