Übersetzerin: Karin Dufner
Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
Genre: Historischer Roman / 17. Jhr.
ISBN: 978-3-8090-2647-1
Erscheinungsdatum: 16. März 2015
Preis: 19,99 €
Die geheimnisvolle Miniaturistin
Nach ihrer Hochzeit im Jahre 1686
mit dem Amsterdamer Kaufmann Johannes Brandt kommt die 18-jährige Petronella
Oortmann allein in Amsterdam an. Der Empfang von Brandts Schwester Marin ist
äußerst unterkühlt und auch ihren Ehemann sieht Nella fast nie. Nachdem
Johannes ihr als verspätetes Hochzeitsgeschenk ein Puppenhaus schenkt, findet
Nella wenigstens hier ein wenig Trost. Die Einrichtungsgegenstände lässt sie
bei einem Miniaturisten anfertigen und ist nach der ersten Lieferung begeistert
von dessen detailreichen Arbeiten. Doch dann treffen immer weitere Gegenstände
und auch Nachbildungen ihrer neuen Familie für ihr Puppenhaus ein, die Nella
nicht bestellt hat. Diese zeigen, was ganz offensichtlich verborgen bleiben
soll. Als Nella langsam beginnt, hinter die Fassade der Familie Brand zu
schauen, gerät sie in einen Sog aus Geheimnissen und Abgründe, dessen sich
nicht mehr entziehen kann.
Nella ist eine junge, etwas naive
18-jährige, die aus einer verarmten Adelsfamilie von Lande stammt und das erste
Mal in Amsterdam ist. Von der dominanten Marin lässt sie sich einschüchtern,
rebelliert nur selten auf und versucht vergeblich, ihrem Mann etwas näher zu
kommen. Doch obwohl Johannes äußerst freundlich und umgänglich ihr gegenüber
ist, schenkt er ihr kaum Beachtung, widmet sich ausschließlich seinen
Geschäften und scheint nur wenig Interesse an einem Eheleben zu haben. Einzig
zu Dienstmädchen Cornelia fasst Nella nach und nach ein wenig Vertrauen. Bei
ihren regelmäßigen Spaziergängen durch die Stadt fällt Nella bald eine blonde
Frau auf, die sie intensiv zu beobachten scheint. Doch jedes Mal, wenn Nella
deren Aufmerksamkeit erlangen will, verschwindet die junge Frau spurlos.
Jessie Burton beginnt ihren
historischen Roman mit einer Beisetzung, wobei der Leser nicht weiß, wer hier zu
Grabe getragen wird. Anschließend erlebt man die frostige Begrüßung Nellas im
Hause Brandt und verfolgt fortan ihr anfangs ziemlich monotones Leben in der
Herengracht. Dieser Teil des bildhaften und atmosphärisch dicht erzählten
Romans schildert die Autorin auf eine ruhige, eher zurückhaltende Art, die
einen dennoch sofort in seinen Bann zieht. Und als sich dann die Ereignisse
regelrecht überschlagen und die Geschichte immer wieder sehr überraschende
Wendungen nimmt, kommt auch die Spannung nicht zu kurz.
Neben der einnehmenden Erzählweise
der Autorin überzeugen auch die wunderbar herausgearbeiteten Charaktere des
Romans. Im Mittelpunkt steht klar Nella, doch auch die restlichen Hausbewohner
in der Herengracht kommen beileibe nicht zu kurz und einige überraschen in
ihren Handlungen doch wirklich sehr. Die Geschichte entwickelt im Verlauf eine
Dramatik, welche man sich in dieser Form anfangs in keiner Weise vorgestellt
hätte.
Auch das bigotte, puritanische Leben
der wohlhabenden Bürger Amsterdams, welche sich streng an die
gesellschaftlichen Regeln halten wie auch das Leben selbst in der Handelsstadt
beschreibt Jessie Burton überaus farbenfroh, wobei die Stimmung des Buches
durchweg recht bedrückend wirkt. Dies ist aber schlicht und einfach dem Verlauf
der Geschichte geschuldet.
Fazit: Mysteriös und auf sehr ruhige
Art dennoch packend und sehr kurzweilig erzählt.
Die Autorin:
Jessie Burton, geboren 1982, studierte an der Oxford University
sowie an der Central School of Speech and Drama. Sie arbeitet unter
anderem als Schauspielerin und lebt in London. Mit ihrem Debütroman "Die
Magie der kleinen Dinge" begeisterte sie Verlage in aller Welt – die
Rechte wurden in 32 Länder verkauft. In ihrer Heimat England eroberte
sie sofort die Bestsellerliste und wurde von der Presse hochgelobt.
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