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Mittwoch, 25. August 2010

{Rezension} Kalte Stille von Wulf Dorn


Verlag: Heyne Verlag
Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Genre: Deutscher Thriller
ISBN: 3453266862
Erscheinungsdatum: 23. August 2010
Preis: 16,99 €







Die dunkle Seite des Lebens

Nach langen Jahren kehrt Dr. Jan Forstner in seine alte Heimatstadt Fahlenberg zurück, um in der Waldklinik eine Stelle als Psychiater anzutreten. Traurige Erinnerungen verbindet Jan mit seiner Heimatstadt. Vor 23 Jahren ist sein kleiner Bruder spurlos verschwunden, seine Leiche konnte bis heute nicht gefunden werden und in derselben Nacht verunglückte sein Vater tödlich bei einem Autounfall. Jan macht sich bis heute Vorwürfe, denn in jener schicksalshaften Nacht war der damals 12-jährige mit seinem Bruder Sven zusammen allein im Park. Mit der neuen Stelle hofft er, seine Alpträume endlich hinter sich lassen zu können. Doch weit gefehlt! Jan lässt das Verschwinden von Sven keine Ruhe, vor allem als die junge Nathalie vor seinen Augen zu Tode kommt und es Hinweise gibt, dass ihr Freitod in Verbindung mit der Waldklinik steht und dies wiederum alles etwas mit dem Verschwinden von Jens zu tun haben scheint.

Schon der Prolog lässt einen auf einen äußerst spannenden Thriller hoffen und man wird hier während des gesamten Buches nicht enttäuscht. Geschickt gelingt es Wulf Dorn immer wieder neue Spuren und Hinweise auszulegen, sodass man sich in Bezug auf den Täter bis zum Ende hin nie sicher sein kann. Schnell ist einem beim Lesen klar, dass das Verschwinden von Sven eine Schlüsselrolle in der Geschichte spielt und die Hintergründe des eigentlichen Verbrechens hinter den Mauern der Waldklinik zu finden sind.

Und auch, wenn der Autor fast komplett auf reißerische Szenen verzichtet, ist ständig eine unterschwellige Spannung zu spüren, die einen durch den gesamten Thriller begleitet und somit auch die Neugier in Bezug auf das Schicksal von Sven wie auch dem rätselhaften Selbstmord von Nathalie hoch hält. Zusätzlich sorgen die geschickt gelegten Wechsel bei den Handlungssträngen, wie auch der äußerst flüssige und fesselnde Schreibstil von Wulf Dorn dafür, dass man fast nicht fähig ist, das Buch aus der Hand zu legen. Allerdings wirkte das Ende bzw. das Motiv des Täters mir dann doch etwas weit hergeholt und konstruiert, auch wenn seine Identität für mich dann doch überraschend war.

Nachvollziehbar beschreibt Wulf Dorn die innere Zerrissenheit, Trauer und stellenweise auch Hilflosigkeit von Jan, der sich nie mit dem Verschwinden seines Bruders abfinden konnte, immer noch das Diktiergerät mit den letzten Worten von Sven bei sich trägt und sich nach wie vor immer noch mit Selbstvorwürfen quält. Jan ist bereit, allein schon durch seine beruflichen Erfahrungen, sich endlich mit seiner Vergangenheit auseinander zu setzen und stimmt Hypnosesitzungen durch einen Kollegen zu. So erfährt man nach und nach seine Familiengeschichte kennen, aber auch hier gelingt es Wulf Dorn wieder, oft mehr Fragen aufzuwerfen als zu beantworten, bis zum Schluss dann alle losen Enden zusammen gefügt werden.

Alle weiteren Charaktere sind ebenfalls detailreich beschrieben, bleiben jedoch durchweg undurchsichtig und geben einem immer wieder Rätsel auf. Also genau so, wie man es von einem guten Psychothriller erwartet.

Fazit: Auch wenn das aktuelle Buch nicht ganz an „Trigger“ heranreicht, ist Wulf Dorn jedoch wieder ein sehr spannender und komplexer Psychothriller gelungen, der einen praktisch von der ersten Seite an in seinen Bann zieht.

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