Startseite

Donnerstag, 18. September 2014

{Rezension} Die Saat des Bösen von Roberto Constantini

Cover & Verlag: C. Bertelsmann
Übersetzerin: Anja Nattefort
Gebundene Ausgabe: 640 Seiten
Genre: Thriller / Band 2 von 3
ISBN: 978-3-570-10181-0
Erscheinungsdatum: 01. September 2014
Preis: 19,99 €




Schatten der Vergangenheit

Libyen in den Sechzigerjahren. Der junge Michele wächst als jüngster Sohn des mächtigen Salvatore Balistreri heran. Mit seinen drei Blutsbrüdern verbringt Mike die meiste Zeit und genießt das Privileg als Sohn eines Mannes aufzuwachsen, der über großen politischen Einfluss verfügt und als wichtigster Italiener Tripolis gilt. Doch die unbeschwerte Jugend ist vorbei als die Nachbarstochter ermordet wird und nach Mikes Meinung der falsche Mann dafür verurteilt wird. Nur wenige Jahre später, am Tag des Gaddafi-Militärputschs, stirbt seine geliebte Mutter. An einen Unfall mag der mittlerweile 18-jährige Mike nicht glauben. Viele Jahre später lebt Michele als Polizist in Rom, die Aufklärung seiner Fälle interessiert ihn nicht, viel lieber verbringt er seine Zeit mit schönen Frauen und dem Pokern. Doch dann wird in seinem Bezirk eine junge Austauschstudentin ermordet und die Spuren führen nach Libyen, tief zurück in Micheles Vergangenheit.

 

Mit dem Einstieg in den zweiten Thriller um seinen Commissario Michele Balistreri macht es Roberto Constantini seinen Lesern etwas schwer, wenn man bereits von Anfang an eine spannungsgeladene, temporeiche Story erwartet. Denn die Geschichte beginnt Anfang der 60er Jahre in Libyen und man lernt einen selbstbewussten Schuljungen kennen, der am liebsten die Zeit mit seinen Freunden Achmed, Nico und Karim verbringt, wobei Mike durch seine privilegierte Herkunft der Kopf der Blutsbrüderbande ist. Die Zeit in Libyen und somit die Kinder- und Jugendzeit von Mike in Tripolis und Umgebung nimmt bald die Hälfte des Romans ein.

Doch diese ausführliche, bildhafte, lebendige Darstellung des damaligen Lebens der Italiener in Libyen mit ihrer späteren Zwangsausreise kurz nach der Machtübernahme durch Gaddafi ist maßgeblich entscheidend für den weiteren Verlauf der Geschichte. Dieser Teil des Buches ist zwar selten spannend, aber Roberto Constantini versteht es hervorragend, einem das Leben in Libyen, das Machtgefüge der Regierung, die Einflüsse der Italiener im Land und die schleichenden Veränderungen durch die Machtübernahme von Gaddafi zu vermitteln. Und hilft somit schlussendlich auch, den Zynismus und die Frustration von Mike zu verstehen, welche er selbst Jahrzehnte später in Rom nicht ablegen kann und seinen Zynismus eher sogar kultiviert hat.

Der eigentliche Thriller beginnt im Jahr 1982, dem Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft. Und auch schon der erste Band spielte anfangs in diesem Zeitraum, worauf ab und an auch Bezug genommen wird. So trifft man auf viele Altbekannte und kann nun das Verhalten von Michele besser nachvollziehen wie auch sein Zerwürfnis mit seinem Vater. Im zweiten Teil der Geschichte zieht der Autor die Spannung dann merklich an, der Fall um die die tote Austauschstudentin entwickelt sich mehr als komplex und Roberto Constantini vermittelt seinen Lesern sehr gut die politischen Machtverhältnisse in Italien und  die Einflüsse der Mafia auf die Regierung wie auch das Leben in Rom an sich, Korruption ist gang und gäbe und ohne gute Kontakte tritt man auf der Stelle.

Politisch wird es im zweiten Band der Trilogie, Michele tritt mit seiner Verbissenheit bald schon einigen hochrangigen Herren auf die Füße, die über beste politische Beziehungen bis in die höchsten Kreise verfügen. Und bald muss Commissario Michele Balistreri feststellen, dass die Saat des Bösen tief in der Vergangenheit gelegt wurde – in seiner eigenen Vergangenheit.


Fazit: Ein Roman über das Leben in Libyen in den 60er Jahren sowie ein hochspannender Politthriller aus der italienischen Hauptstadt – ein fesselnder Mix.


Der Autor:

Roberto Costantini, 1952 in Tripolis geboren, hat eine erfolgreiche Laufbahn als Ingenieur und Unternehmensberater hinter sich und ist heute Dozent an einer freien Universität in Rom. Sein Debüt "Du bist das Böse" - der erste Band einer Trilogie - wurde noch vor der Veröffentlichung an zahlreiche wichtige internationale Verlage verkauft, sprang sofort nach Erscheinen auf die Bestsellerliste und erhielt überbordendes Lob von Medien und Publikum. Auch der zweite Band "Die Wurzeln des Bösen" wurde in Italien zu einem riesigen Erfolg.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen