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Montag, 7. Oktober 2013

{Rezension} Schneetreiben von Stefan Holtkötter


Cover & Verlag: Piper
Taschenbuchausgabe: 288 Seiten
Genre: Deutscher Krimi / Münsterland
ISBN: 978-3492252256
Erscheinungsdatum: 01. Januar 2009
Preis: 9,99 €

 


 

Mitten im Nirgendwo

 

Ein Vergewaltiger ist aus der Justizvollzugsanstalt ausgebrochen und wahrscheinlich auf den Weg in sein Heimatdorf Birkenkotten. Da Hauptkommissar Bernhard Hambrock in der Nähe der Ortschaft aufgewachsen ist, macht er sich auf den Weg nach Birkenkotten, um die Adoptivmutter von Martin, dem entflohenen Vergewaltiger, zu befragen. Doch Martin hat sich bei ihr nicht gemeldet. Kaum zurück in Münster wird die Kripo Münster wieder nach Birkenkotten gerufen. Eine junge Frau wurde an der Bushaltestelle ermordet aufgefunden. Alles deutet darauf hin, dass Martin die Studentin Sandra vergewaltigt und ermordet hat. Die Suche nach ihm läuft auf Hochtouren, doch das Wetter spielt nicht mit, binnen kürzester Zeit legt ein Sturmtief das Münsterland unter eine dicke Schneedecke und Kommissar Hambrock hat keine Chance mehr, aus Birkenkotten herauszukommen. Als dann auch noch der Strom ausfällt, überschlagen sich die Ereignisse.





 

War das Wetter bisher schon mies, der Himmel seine Schleusen mehr als weit geöffnet und somit die Spuren am Tatort fast vollständig verwischt, kommt jetzt auch noch ein Schneesturmtief dazu. Völlig von der Außenwelt abgeschnitten, versucht Bernhard Hambrock den entflohenen Vergewaltiger zu finden und den Mord an der Studentin Sandra aufzuklären. Doch dies gestaltet sich alles andere als einfach. Martin ist schier unauffindbar, sein früheres Opfer Klara steht derweil Todesängste aus, könnte doch Martin jederzeit irgendwo auftauchen und sich an ihr rächen. Denn er hatte ihr damals geschworen, sollte sie zur Polizei gehen, würde Klara dies bereuen. Als dann auch noch durch die starken Schneefälle die Strommasten umknicken, somit der Strom ausfällt und die Straßen nicht mehr befahrbar sind, nimmt im wahrsten Sinne des Wortes das Drama seinen Lauf.

 

Sehr gut vermittelt Stefan Holtkötter seinen Lesern wieder einmal das Leben im Münsterland. Den kleinen Ort Birkenkotten samt seiner Bauernschaft hat man schnell vor Augen, dass hier einige mehr zu wissen scheinen, als sie dem Hauptkommissar verraten ist auch schnell klar und dass der Kommissar nicht nur aus beruflichen Gründen in Birkenkotten ermittelt, stellt man auch schnell fest. Hambrock ist in der Nähe des Dorfes aufgewachsen, kennt somit die Eigenarten der Dorfbewohner recht gut und zudem verbindet ihn eine private Angelegenheit mit dem Dorf.

 

Alles deutet darauf hin, dass der Vergewaltiger Martin wieder zugeschlagen hat und dieses Mal auch vor Mord nicht zurückgeschreckt ist. Doch sollte der Autor es sich mit dem Verlauf der Geschichte so einfach machen? Wenn man bereits mehrere Münsterland-Krimis gelesen hat, weiß man genau, dass der offensichtliche Schein bei dem Autor täuscht. Und so mag man nicht so recht glauben, dass Martin wirklich der Mörder von Sandra ist. Dass jedoch eine Gefahr von ihm ausgeht, besonders für Klara, ist schnell klar, da man Martin mit der Zeit ein wenig kennenlernt. Gerade diese Charakterzeichnung ist Stefan Holtkötter gut gelungen. Martin versucht zwar, auf dem rechten Weg zu bleiben, baut aber ständig doch wieder Mist, aber daran ist nie er selbst Schuld. Man mag bei seinen Gedankengängen oft nicht glauben, dass man es mit einem erwachsenen Mann zu tun hat, eher hat man den Eindruck, ein kleines, trotziges Kind vor sich zu haben, dass immer und überall die Schuld nur bei anderen sucht und sich selbst immer nur als das arme Opfer sieht.

 

Auch die Bauernschaft und hier gerade die Landjugend beschreibt Stefan Holtkötter wieder ausgefeilt und authentisch. Die Stimmung des Krimis ist durchweg düster und beklemmend, die Spannung lauert immer hinter dem nächsten Strauch, da man Martins Absichten nicht einschätzen kann. Und man auch nicht weiß, wer der Mörder von Sandra ist, geschweige denn, warum die junge Studentin sterben musste. Stefan Holtkötter legt hier immer wieder neue Fährten aus und obwohl man es nicht glauben mag, bleibt selbst Martin bis zum Schluss für den Leser ein Hauptverdächtiger, da immer wieder die Spuren zu ihm führen. Somit ist der Ausgang der Story absolut ungewiss, dann aber plausibel und glaubwürdig umgesetzt.

 

Fazit: Spannender Krimi mit einer vielschichtigen Story und das ganze versehen mit reichlich Lokalkolorit und glaubhaft agierenden Charakteren.

 

Der Autor:
Stefan Holtkötter, geboren 1973 in Münster, lebte auf einem Bauernhof in Westfalen, bis er nach Berlin zog, wo er heute als Sozialarbeiter und in der Erwachsenenbildung arbeitet. Neben seiner erfolgreichen Krimiserie um den Münsteraner Ermittler Bernhard Hambrock schreibt er atmosphärische und temporeiche Kriminalromane, die in seiner Wahlheimat angesiedelt sind.

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