Übersetzerin: Gabriele Zelisko
Taschenbuchausgabe: 608 Seiten
Genre: Historischer Roman / England - 11. Jahrhundert
ISBN: 978-3-442-36015-4
Erscheinungsdatum: 01. April 2004
Preis: 9,90 €
Das Erbe der Mütter
Nach der Schlacht von Hastings im Jahr 1066 kehrt Wilhelm
der Eroberer in die Normandie zurück. Ihn begleiten englische Edelmänner als
Geisel, damit will Wilhelm den Frieden in England sicherstellen. Unter den
Geiseln befindet sich auch der junge Waltheof von Huntingdon. Kaum in der
Normandie angekommen, verliebt sich Waltheof in die Nichte von Wilhelm. Doch
eine Heirat der Beiden billigt der König nicht, entlässt dagegen aber Waltheof
aus der Geiselhaft. Zurück auf seinen Landgütern in England sinnt Waltheof auf
Rache, die sich in Form einer Rebellion auch bald erfüllen könnte. Doch die
Rebellion wird blutig niedergeschlagen und reumütig kehrt Waltheof an den
Königshof in der Normandie zurück. Um sich fortan seiner Treue sicher zu sein,
willigt Wilhelm nun in die Ehe ein. Doch die Ehe von Judith und Waltheof steht
unter keinem guten Stern.
Im vorliegenden Roman verknüpft Charlotte Chadwick geschickt
historische Persönlichkeiten und Geschehnisse mit einer fiktiven Geschichte und
so verfolgt man gebannt das abenteuerliche Leben von Waltheof, dem Earl of
Northumbria und letzten angelsächsischen Earl. Aber es ist nicht nur die
Geschichte von Waltheof, welche die Autorin erzählt. Im zweiten Teil des Buches
geht der Roman mit dem nicht minder aufregenden Leben von Waltheofs ältester
Tochter Mathilde weiter, die in zweiter Ehe mit David I. von Schottland
verheiratet war.
Aber eigentlich ist es ein Buch über starke Frauen des
Mittelalters, welches Charlotte Chadwick hier ihren Lesern präsentiert.
Waltheofs Ehefrau Judith hatte während ihrer Kindheit nicht gerade viel Liebe
und Geborgenheit erfahren dürfen und so ist sie zu einer beherrschten jungen
Frau herangewachsen, die sich ihres Standes äußerst bewusst ist, sehr
pflichtbewusst handelt und unter dem ungestümen Charakter ihres Mannes leidet.
Zwar liebt sie Waltheof anfangs aufrichtig, doch mit seinen Wikingerwurzeln
kann und will sie sich nicht anfreunden und Waltheof weigert sich, seine
englische wie auch dänische Herkunft zu verbergen. In den Augen von Judith lacht
er zu laut, trinkt zu viel, ist unzuverlässig, zu wankelmütig und vor allem
viel zu vertrauensselig. Politische Ränkespiele sind Waltheof absolut fremd,
lieber trägt er sein Herz auf der Zunge und sagt was er denkt. Zur damaligen
Zeit ein gefährliches Unterfangen.
Wie gesagt, es ist nicht nur ein Roman über Waltheof. Bald
schon lernt man Mathilde kennen, die älteste der drei Töchter von Waltheof und
Judith. Von ihrem Vater innig geliebt, wird sie und ihre Schwester Jude zumeist
von Judith mit Missachtung gestraft, wünschte sich Judith doch unbedingt einen
Sohn und sieht die Geburt ihrer Töchter als Strafe an. Auch ohne die mütterliche
Fürsorge wächst Mathilde zu einer selbstbewussten, liebevollen jungen Frau
heran. Doch ein einschneidendes Erlebnis in ihrer Kindheit sorgt dafür, dass
sie nicht restlos glücklich sein kann, auch wenn sie einen Mann findet, der sie
bald auf Händen trägt.
Da weder Waltheof noch Mathilde das Leben am Hofe vorziehen,
erhält man nicht ganz so viel Einblick in die politischen Ränkespiele wie bei
anderen Romanen der Autorin, aber dennoch ausreichend, um sich ein gutes Bild
der damaligen Situation zu machen. Zudem versteht es die Autorin wieder gut, neben
den ausgefeilten Charakteren mit ihrer bildhaften, fesselnden Schreibweise einen
sofort das mittelalterliche England wie auch die Normandie vor Augen zu führen.
Fazit: Ein farbenfroher, wendungsreicher Roman über Wilhelm
dem Eroberer und dem letzten angelsächsischen Earl Waltheof of Huntingdon.
Die Autorin:
Elizabeth Chadwick lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in
Nottingham. Sie hat inzwischen 15 historische Romane geschrieben, die
allesamt im Mittelalter spielen. Vieles von ihrem Wissen über diese
Epoche resultiert aus ihren Recherchen als Mitglied von »Regia
Anglorum«, einem Verein, der das Leben und Wirken der Menschen im frühen
Mittelalter nachspielt und so Geschichte lebendig werden lässt.
Elizabeth Chadwick wurde mit dem »Betty Trask Award« ausgezeichnet, und
ihre Romane gelangen immer wieder auf die Auswahlliste des »Romantic
Novelists' Award«.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen