Startseite

Montag, 10. Juni 2013

{Rezension} Das Salz der Erde von Daniel Wolf

Cover & Verlag: Goldmann
Taschenbuchausgabe: 1.152 Seiten
Genre: Historischer Roman / 12. Jahrhundert
ISBN: 978-3-442-47947-4
Erscheinungsdatum: 10. Juni 2013
Preis: 9,99 €



Die Brücke für Varennes-Saint-Jaques

Im Jahr 1173 flieht Michel de Fleury mit seinem Vater und seinen Geschwistern aus der Leibeigenschaft nach Varennes-Saint-Jaques. Sein Vater Rémy etabliert sich schon bald als erfolgreicher Kaufmann in der kleinen Stadt in Oberlothringen und schickt den jungen Michel Jahre später nach Mailand, damit dieser dort von der Pike auf das Handwerk des Kaufmanns erlernt. Nach dem Tod des Vaters kehrt Michel zurück in seine Heimatstadt und übernimmt dessen Kaufmannsgeschäft. Bald schon muss Michel feststellen, dass Varennes von einem korrupten Bischof und einem skrupellosen Ritter kontrolliert wird, welche den Kaufleuten größte Schwierigkeiten bereiten und die Bewohner Varennes ausbeuten. Michel lehnt sich dagegen auf, wird Gildemeister und macht sich schon bald mit seinen Visionen von einer freien Handelsstadt jede Menge Feinde, die bald nur noch ein Ziel haben: Michel zu vernichten und bei diesem Vorhaben schrecken seine Gegner auch vor Mord nicht zurück.



Mit der Flucht von Michel und seiner Familie aus dem kleinen Dorf Fleury steigt Daniel Wolf in seinen Mittelalter-Roman ein, um kurz darauf gut ein Jahrzehnt später mit der eigentlichen Geschichte zu beginnen. Michel lebt seit gut drei Jahren schon in Mailand, ist fasziniert vom Leben und dem Handel in der freien Stadt und gilt bereits mit jungen Jahren als äußerst hoffnungsvoller Kaufmann. Der plötzliche Tod seines Vaters Rémy lässt ihn nach Varennes-St. Jaques zurückkehren. Und bereits bei der Rückkehr in seine Heimatstadt muss Michel feststellen, dass sich einiges zum Nachteil verändert hat und die Bewohner schutzlos der Willkür und Habgier des neuen Bischoffs Ulman und dem Ritter de Guillory ausgesetzt sind. Der bisherige Meister der Kaufmannsgilde ist korrupt und handelt ausschließlich im Sinne des Bischoffs, füllt sich seine Taschen mit reichlich Silber, während die Menschen Hunger leiden und die Stadt immer mehr verfällt. Michel ist nicht bereit, dies weiter zu akzeptieren. Der geschickte Rhetoriker lehnt sich trickreich dagegen auf, doch hierdurch macht  sich Michel nicht nur Freunde und leider sind seine Feinde mächtiger als seine Freunde in der Gilde.

Der mitreißende, bildhafte und der Zeit angepasste Schreibstil von Daniel Wolf fesselt einen praktisch von der ersten Seite an sein wahrlich sehr umfangreiches Werk. Während der rund 1.100 Seiten kommt jedoch kein einziges Mal Langeweile auf, ganz im Gegenteil. Gebannt verfolgt man das ereignisreiche, abwechslungsreiche und auch entbehrungsreiche Leben von Michel, man vergisst dabei regelrecht die Zeit um sich. Es ist wahrlich nicht gerade wenig, was Michel im Laufe seines Lebens ertragen muss, um seine Vision von Varennes-St. Jaques als unabhängige freie Handelsstadt voranzutreiben. Immer wieder muss der junge Kaufmann schwere Schicksalsschläge erleiden, sein bester Freund aus Jugendtagen wird bald schon sein ärgster Feind und selbst seine Liebe zu Isabelle steht unter keinem guten Stern. 


Die Story ist prall gefüllt mit Ereignissen, die Spannung lässt selten nach, doch irgendwann fragt man sich schon, was Michel de Fleury denn noch alles erleiden muss bis er seinem Ziel nahe kommt. Allerdings haben aber genau diese Schicksalsschläge immer wieder die Spannung vorangetrieben, auch wenn man oft im Vorfeld schon erahnen konnte, wie das ein oder andere Ereignis sich weiterentwickeln wird. Bedingt war dies hauptsächlich durch die doch etwas Schwarz-Weiß-Zeichnung der Charaktere. Zwar entwickeln sich alle Figuren in dem Roman weiter, nehmen schnell Konturen an und Verwechslungen sind bei der Fülle der Akteure somit auch fast unmöglich, aber sie sind auch fast sofort in verschiedene Lager einzuordnen. Da gibt es die Guten mit Michel, Isabelle, Jean oder einem Teil der Gildemitglieder und auf der anderen Seite stehen die durch und durch Bösen und Korrupten wie der lothringische Ritter Aristide de Guillory, Bischoff Ulman oder der Sklavenhändler und ehemalige Gildemeister Jaufré Géroux.

Während des Lesens fällt immer wieder das enorme Hintergrundwissen von Daniel Wolf auf. Unterhaltsam, aufschlussreich und immer sehr kurzweilig lässt der Autor viele Informationen rund um das mittelalterliche Leben mit einfließen. Sei es das politische Geschehen im Herzogtum Oberlothringen oder weitgreifender dem des Römisch-Deutschen Reiches u.a. mit dem Kreuzzug ins Heilige Land unter König Friedrich I. „Barbarossa“, dessen Tod während des Kreuzzugs und dem anschließenden Krieg zwischen Welfen und Staufer, sei es das Machtgefüge der unfreien Städte in Mittelalter mit dem massiven Einfluss der Kirche, sei es das einfache Leben von Unfreien, freien Bauern oder Kaufleuten oder aber auch den Rechten und Pflichten einer Gilde oder Bruderschaft.

Somit rechtfertigt die mitreißende Geschichte, die durchweg detailreich und lebendig beschriebenen Charaktere sowie die fundierten Recherchen, welche einem das Mittelalter vor dem inneren Auge entstehen lässt durchaus zu dem Vergleich von Ken Folletts Meisterwerk „Die Säulen der Erde“.

Fazit: Opulenter, farbenprächtiger Mittelalterroman, der bestens recherchiert ist und mit einer  spannenden, unterhaltsamen Geschichte und facettenreichen Charakteren von der ersten Seite an überzeugt.

4 Kommentare:

  1. Das Buch wurde mir auch als Reziexemplar angeboten und nach langem Ringen mit mir wegen der Seitenanzahl habe ich es nun doch angefordert...nun bin ich gespannt..Deine Rezi habe ich nur teilweise gelesen, damit ich nicht zu viel weiß ;)
    Liebe Grüße
    Martina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich wünsche Dir ganz viel Spaß dabei. Bis auf winzigkleine Schwächen war es wirklich ein klasse Buch.
      LG Isabel

      Löschen
  2. Was machst du nur mit mir? Jedes Mal wenn ich deine Seite besuche (mir nur ganz, ganz wenigen Ausnahmen), füllt sich mein Wunschzettel!!??
    L.G.
    Sabine

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. mpf, nun ja, ähm ... bekenne mich schuldig, allerdings geht es mir bei deiner Seite ja ähnlich, meine Wunschliste schnauft schon gewaltig *grins* Aber das Buch ist wirklich klasse, wird dir bestimmt gefallen, Sabine.

      LG Isabel

      Löschen