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Dienstag, 26. März 2013

{Rezension} Die Tote im Nebel von Heike Wolf

Cover & Verlag: Gmeiner
Taschenbuchausgabe: 428 Seiten
Genre: Historischer Kriminalroman
ISBN: 978-3-8392-1353-7
Erscheinungsdatum: 04. März 2013
Preis: 12,99 €



Marburg, Morde & Märchen

Sophie und ihre Freundin finden am Lahnufer die Leiche der jungen Helene. Ist die junge Frau ertrunken oder wurde sie gar vom bösen Wolf ermordet? Seit einiger Zeit treibt angeblich ein Wolf im nahen Wald sein Unwesen, die Marburger erzählen sich die schauerlichsten Geschichten darüber. Der junge Adjunkt Julius Laumann vermutet allerdings, dass Helene mit Gift ermordet wurde. Dies wollen die Oberen der Stadt jedoch nicht hören und Helenes einflussreicher Vater verhindert eine Obduktion. Hiervon lassen sich Julius und Sophie allerdings nicht abschrecken und zusammen mit dem jungen Wilhelm Grimm beginnen sie, eigene Nachforschungen anzustellen, die sie auch zu einer Hexe führen. Und dann stirbt wieder eine Frau unter rätselhaften Umständen.
 

Dichte Nebelschwaden wabern in diesen kalten Novembertagen des Jahres 1803 am Flussufer der Lahn entlang und auch Marburg bleibt hiervon nicht verschont. Seltsame Geschichten geistern durch die Universitätsstadt vom bösen Wolf und einer kinderfressenden Hexe. Doch was ist wahr an diesen Geschichten, was der Fantasie der Bewohner entsprungen? Zumindest den Wolf scheint es zu geben, denn erste Opfer der Bestie muss Julius schon bald behandeln, die Bissspuren sind für einen Hund eindeutig zu groß. Und auch die Hexe am Frauenberg ist existent, doch ist sie wirklich so bösartig, wie die Marburger erzählen?

Eine fast schon gruselige Stimmung stellt sich während des Lesens ein, zumal es Heike Wolf perfekt versteht, ihren historischen Kriminalroman atmosphärisch dicht zu erzählen. So dauert es gar nicht lange bis man die verwinkelten Gassen Marburgs, die düstere Kneipe am Lahnufer oder den Schlossberg vor Augen hat.

Mit dem Mord an der jungen Helene steigt die Autorin in ihren Roman ein, ohne hierbei den Mörder preiszugeben. So gestaltet sich der Roman von Anfang spannend und temporeich und der Gruseleffekt durch die schauerlichen Geschichten sorgt zudem dafür, dass man sich bis zum Schluss bestens unterhalten fühlt. Gekonnt erzählt Heike Wolf, wie solche Volksmärchen und Mythen entstehen und baut dies geschickt mit ein. Hierbei vergisst die Autorin aber auch nicht, einem schlussendlich die Wahrheit zum bösen Wolf und der kinderfressenden Hexe zu erzählen.

Zudem überrascht die Autorin immer wieder mit neuen Wendungen in dem Fall und meint man, die Lösung gefunden zu haben, bringt die Autorin wieder neue Aspekte in die Geschichte ein, die einem seine Meinung revidieren lassen. Ihr Schreibstil ist sehr einnehmend, bildhaft und lebendig und geschickt verbindet sie zudem Fiktives mit historischen Fakten und Personen.

Julius Laumann ist ein weit gereister junger Mann, der nun wieder nach Marburg zurückkehrt, um als zukünftiger Stadtphysikus zu praktizieren. Doch dem geradlinigen Julius, der selten ein Blatt vor den Mund nimmt, sich um das Geklüngel der Ratsherren wenig kümmert und ziemlich halsstarrig sein kann, werden gleich am ersten Tag von der Obrigkeit Steine in den Weg gelegt. Diese sind besorgt wegen den Gerüchten um den Wolf, der angeblich in den Wäldern wildert und Menschen anfällt, denn die Stimmung in der Stadt ist langsam am Brodeln. Die Bürger fordern den Tod der Bestie. Bei dieser Stimmungslage können die Ratsherren nicht auch noch einen Mörder gebrauchen.

Tatkräftig unterstützt wird Julius durch die dickköpfige Professorentochter Sophie. Die rebellische, äußerst selbständige, eigenwillige junge Frau lässt der Tod ihrer Freundin nicht ruhen. Stur und zielstrebig versucht sie, die Todesumstände aufzuklären, auch wenn man dafür einmal aus dem Fenster des eigenen Zimmers klettern muss, in den sie von ihrer Mutter wegen Ungehorsams gesperrt wurde.

Ein weiterer Protagonist ist der junge Wilhelm Grimm, der zusammen mit seinem älteren Bruder Jacob in Marburg studiert. Sein Gerechtigkeitssinn wie auch sein wachsendes Interesse an Sophie lassen ihn nicht ruhen, Helenes Tod aufzuklären. Natürlich kommen ihm auch die Gerüchte über den Wolf und der Hexe zu Ohren, wie auch von der bösen Stiefmutter, die ihre Stieftochter ermordet haben soll und schon bald überlegen die Gebrüder Grimm, ob man diese Mythen nicht niederschreiben sollte. Auch die Beschreibungen der weiteren Charaktere sind hervorragend gelungen und bis in die kleinste Nebenrolle nehmen alle Akteure augenblicklich Konturen an, agieren authentisch, haben Ecke und Kanten und  wirken in ihren Handlungen überzeugend.

Fazit: Heike Wolf verknüpft in ihrem historischen Kriminalroman gekonnt verschiedene Volksmärchen mit einer Mordserie in Marburg des Jahres 1803 und zaubert daraus einen atmosphärisch dichten und äußerst spannend, schaurigen Roman.

Die Autorin:

Heike Wolf, 1977 in Bonn geboren, unterrichtet Geschichte und Latein an einem Gymnasium in Marburg. Seit 2001 schreibt Heike Wolf für das Fantasy-Rollenspiel „Das Schwarze Auge“. Sie kann auf die Veröffentlichung mehrerer historischer Romane zurückblicken. Mit „Die Tote im Nebel“ gibt die Autorin ihr Debüt im Gmeiner-Verlag.

Weitere Bücher der Autorin:


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