Verlag: Milena Verlag
Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
Genre: Roman
ISBN: 978-3-85286-227-9
Erscheinungsdatum: 10. September 2012
Preis: 19,90 €
Website der Autorin: Amaryllis Sommerer
Der Chef ist tot
Entsetzen unter den Drehbuchautoren einer TV-Familienserie:
Ihr Mentor und Chef ist tot. Wie soll es mit ihnen, mit der Serie weitergehen? Wer
wird seinen Posten übernehmen? Und wie ist Ulrich eigentlich ums Leben
gekommen? Viele Fragen tun sich mit dem Tod von Ulrich auf.
Es herrscht Panik unter den Drehbuchautoren der
Familienserie, irgendwie waren sie alle von Ulrich abhängig. Für den einen war
er der Mentor, für die andere der Ex-Mann, für einen weiteren das Sprungbrett
zur Karriere zum Kino. Da ist zum einen Barbara, ein männermordender Vamp, vor
der kein Mann sicher ist. Dann die verschüchterte Didi, das „alte Mädchen“, das
es jeden versucht recht zu machen und nur beim Schreiben aufblüht. Aber auch
Ulrichs Ex-Frau Franziska kommt weder über die Trennung, die erneute Heirat von
Ulrich und noch weniger über seinen Tod hinweg, der Alkohol ist ihre einzige
Zuflucht. Der ältere Amadeus flüchtet sich nach London und Richard sieht
plötzlich Aufstiegschancen für sich: er könnte der Nachfolger von Ulrich als
Chef der Fernseh-Unterhaltung werden, wenn denn die Geschäftsleitung mitspielt.
Intrigen, Lügen, Machtgerangel, Ängste, Rache. Amaryllis Sommerer
lässt ihre verschiedenen Protagonisten einen regelrechten Seelenstriptease
hinlegen und schaut zudem etwas überspitzt hinter die Fassade der Glitzerwelt
des Fernsehens, die bei genauerem Hinsehen gar nicht so glitzernd ist. Denn
hier kämpft jeder ums Überleben. Ständig drängen neue Jung-Schauspieler,
Jung-Drehbuchautoren und Jung-Regisseure auf den Markt und für die Etablierten
gestaltet sich der Arbeitsalltag zu einem wahren Überlebenskampf, der ständig
ihre Existenz zu bedrohen scheint.
Sehr wortgewandt, flüssig, stellenweise direkt und mit viel
Hintergrundwissen erzählt Amaryllis Sommerer ihre Geschichte rund um den Tod
des Jedermann Ulrich, den Chef der Fernsehunterhaltung, der scheinbar ein
Superman gewesen sein muss: loyal, aufgeschlossen, integer, kompetent. Doch war
Ulrich wirklich so, hatte er keine Geheimnisse gehabt? Man mag es bei den
gestörten Charakteren, welche die Autorin einem vorstellt, nicht so recht
glauben.
Die Stimmung der Geschichte ist größtenteils bedrückend,
bedingt durch die Protagonisten, die alle sehr problembehaftet sind und
unterschwellig spürt man, dass irgendwie einige oder sogar alle etwas mit dem
Tod von Ulrich zu tun haben. Grund daran sind die Andeutungen, welche
Amaryillis Sommerer gerade am Anfang des Buches einfließen lässt, was neugierig
auf die Geschichte macht.
Aber stellenweise werden einem die Probleme auch
einfach zu viel, einige Protagonisten werden in ihren Handlungsweisen
vorhersehbar, sodass zwischendurch das Interesse an der Geschichte nachlässt.
Zum Ende hin wird der Roman jedoch wieder interessant und die Autorin
überrascht schlussendlich sogar ihre Leser bei dem Ausgang der Geschichte um
den Tod von Ulrich.
Fazit: Ein interessante, oft bedrückende, leicht
überzogene, aber deswegen gerade zumeist unterhaltsame Geschichte über ein
Drehbuchautoren-Team, welches auf die unterschiedlichsten Arten versucht, mit
dem Tod ihres Chefs zurechtzukommen.
Lebt und arbeitet in Wien. Studium Theaterkostüm,
danach Theaterwissenschaft.
Mitglied der Theatergruppe AMOK. Anschließend Regieassistentin bei Film-
und Fernsehproduktionen. Drehbuchautorin von TV-Filmen und Serien,
sowie Kinospielfilmen. Autorin mehrerer Kinderbücher, Kurzkrimis und
zahlreicher Drehbücher. 2004 erschien „Kabelfleisch“ in „Tatort Wien“
(Milena Verlag), 2006 „Permafrost“ in „Mörderisch unterwegs“ (Milena
Verlag), zuletzt erschien 2008 „Alle oder keiner“ in „Im Kreis der
Familie“ im S. Fischer Verlag. Letzterer wurde für den
Agatha-Christie-Krimipreis 2008 nominiert. Der Psychothriller Selmas
Zeichen (Milena 2008) war nominiert für den Glauser 2009, Sparte Debüt. (Verlagsquelle).
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