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Dienstag, 3. Juli 2012

{Rezension} Tage des Bösen von Peter Temple



Übersetzerin: Sigrun Zühlke
Paperback Ausgabe: 432 Seiten
Genre: Thriller International / Spionagethriller
ISBN: 978-3-570-00999-4
Erscheinungsdatum: 09. Mai 2012
Preis: 14,99 €



Das namenlose Dorf

Johannesburg: Zusammen mit seinem Kollegen wird Constantine Niemand von seiner Firma, einem Sicherheitsdienst, mit einem Begleitservice beauftragt. Doch als sie die hochgesicherte Villa zusammen mit der Bewohnerin betreten, warten schon Auftragsmörder auf sie. Als dann der Ehemann nach Hause kommt, schlagen die Eindringlinge zu. Alle sterben, bis auf Niemand. Dieser kann fliehen, allerdings bringt er vorher noch einen Videofilm in seinen Besitz. Und für diesen Film interessieren sich anscheinend einige mächtige Persönlichkeiten, die Niemand prompt ein Killerteam hinterherschicken. Niemand flüchtet nach London und versucht dort, die brisanten Informationen an eine Enthüllungsjournalistin zu verkaufen.



Johannesburg, London, Hamburg: Dies sind die Hauptschauplätze des neuesten Spionage-Thrillers von Peter Temple. Regelmäßig wechselt der Autor die Schauplätze und bindet hierdurch auch immer wieder neue Personen in die Story ein. Neben Constantine Niemand lernt man so auch bald John Anselm kennen, der zusammen mit seinem Partner Baader eine Recherchefirma betreibt. Diese arbeitet nah am Rande der Legalität und somit gibt es keine Informationen, welche die Firma ihren Auftraggebern nicht beschaffen könnte. In einem weiteren Handlungsstrang stellt Peter Temple seinen Lesern die Enthüllungsjournalistin Caroline Wishart vor, mit der Niemand in Kontakt tritt, um das Enthüllungsvideo an deren Zeitung zu verkaufen.

Peter Temple lässt es langsam angehen, um seinen äußerst komplexen Spionage-Thriller zu erzählen, der die volle Konzentration seiner Leser einfordert. Der Autor erklärt nicht viel, man erhält kaum Hintergrundwissen, ist praktisch immer auf dem gleichen Wissenstand von Niemand wie auch von Anselm und dies ist anfangs fast nichts. Zwar weiß man früh, was sich auf dem Videoband befindet, doch das wo, warum und wer werden nicht beantwortet, man weiß nicht, welche Person oder welche Organisation unbedingt das Band erhalten will und hierfür über Leichen geht. Noch weiß man, wie die Erlebnisse von Niemand mit dem Leben von Anselm in Verbindung stehen. Und Peter Temple lässt einen mit den vielen Fragen lange allein. Erst so nach und nach erhält man durch winzige Hinweise langsam eine Ahnung, um was es sich hierbei handelt.

Der Schreibstil von Peter Temple ist sehr abwechslungsreich: mal kurz, knapp, präzise, direkt, fast stichpunktartig und dann wieder ausschweifend, bildhaft und flüssig. Aber zu jeder Zeit sehr einnehmend und fesselnd. Allerdings gibt es bei diesem Thriller fast keine vordergründige Spannung, blutrünstige oder reißerische Szenen sucht man hier vergeblich. Dennoch fehlt sie nicht, ist immer im Hintergrund spürbar, wird dabei aber kaum greifbar. Aber irgendwie stört das nicht, weil die Story an sich so viele Fragen aufwirft, Rätsel aufgibt, sich so vielschichtig entwickelt, dass man fast durchgehend gebannt am Lesen ist.

Die Mitwirkenden sind allesamt schwer einschätzbar. Peter Temple gibt einem auch hier wenig Informationen an die Hand. Oft weiß man anfangs noch nicht einmal welche Funktion eine Person hat, dies alles erfährt man erst im Verlauf des Thrillers. Auch über Constantine Niemand wie auch John Anselm oder Caroline Wishart lässt einem der Autor lange im Dunkeln, lässt anfangs nur einige Andeutungen einfließen und dennoch gelingt es ihm trotzdem problemlos, ihren Charakteren Konturen zu geben.

Fazit: Definitiv kein Spionage-Thriller für Leser, die Action und Hochspannung erwarten. Für Leser jedoch, die sehr viel Wert auf eine vielschichtige, undurchsichtige und hervorragend durchdachte Story legen, eher einen ruhigen, sachlichen Sprachstil bevorzugen und undurchsichtige, facettenreiche Charaktere mögen, liegen mit diesem Thriller genau richtig.

Der Autor:
Peter Temple, geboren 1946 in Südafrika, war Journalist, bevor er anfing Bücher zu schreiben. Er veröffentlichte bislang acht Romane und gehört zu den herausragenden australischen Autoren seiner Generation. Fünf seiner Romane wurden mit dem Ned Kelly Award ausgezeichnet. International bekannt wurde er mit seinem Roman "Kalter August", der 2007 bei C. Bertelsmann erschien. Er lebt mit seiner Familie in Ballarat, Australien.

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