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Sonntag, 1. Juli 2012

{Rezension} Nachtschrei von Jeffery Deaver


Taschenbuchausgabe: 512 Seiten
Genre: Amerikanischer Thriller
Übersetzer: Thomas Haufschild
ISBN: 978-3-442-37471-7
Erscheinungsdatum: 18. Oktober 2010
Preis: 9,99 € 

Website: Jeffery Deaver



Der Trickster

„Dies …“, mehr nicht. Nur dieses eine Wort. Doch für den Sheriff einer kleinen Polizeistation in Wisconsin ist dieser Notruf Grund genug, seine Kollegin Brynn McKenzie zu der ermittelnden Adresse zu schicken. Es handelt sich um ein Ferienhaus, weitab von jeder Zivilisation, mitten in einem Naturschutzgebiet am Lake Mondac. Als Brynn bei dem Ferienhaus ankommt, entdeckt sie die Leichen eines jungen Ehepaars, doch auch die Täter sind noch auf dem Gelände und zusammen mit einer verängstigten Zeugin, die den Mördern entkommen konnte, flieht Brynn direkt in das Naturschutzgebiet. Doch die Täter bemerken ihre Flucht und eine atemlose Hetzjagd durch die Nacht in den Wäldern Wisconsins beginnt.




Schnell steigt Jeffery Deaver in die eigentliche Story ein und so findet man sich schon bald mitten in einer anfangs wirklich atemberaubenden Hetzjagd durch die Nacht wieder. Zwischendurch wechselt der Autor regelmäßig die Handlungsstränge und so lernt man unter anderem auch das Umfeld von Brynn und ihre Familie kennen. Diese Wechsel sind gut gelegt und schüren zu Beginn die Spannung schon sehr.

Allerdings lässt diese im Verlauf des Thrillers immer mehr nach. Jeffery Deaver überzeugt natürlich wieder problemlos mit seinem flüssigen, einnehmenden Schreibstil und einem ist auch schnell klar, dass es sich bei dem Mord an dem jungen Ehepaar nicht um einen einfachen Einbruch handelt, sondern dass hier ein viel komplexerer Grund dahinter steckt und die Morde geplant waren. Dies sorgt früh dafür, dass die Neugier geweckt wird und diese ist dann bald auch der einzige Grund, warum ich den Thriller nicht zur Seite gelegt habe.


Die Stimmung des Thrillers ist durchweg ziemlich beklemmend und mühelos kann man sich auch die verzweifelte Situation von Brynn und Michelle vorstellen, die sich nachts – nur der Mondschein sorgt für ein wenig Helligkeit – quer durch die Wildnis am Lake Mondac kämpfen. Immer auf der Flucht und in Todesangst vor dem Mörderduo und in der Hoffnung, an ihrem Ziel – einer Ranger-Station – ein funktionierendes Telefon vorzufinden.

Trotz der vielschichtigen Story, die hinter den Morden steckt, sorgt diese jedoch nicht dafür, dass sich genug Spannungspotential aufbaut. Irgendwann hat man das Gefühl, dass die Erlebnisse von Brynn und Michelle sich im Naturschutzgebiet wiederholen und auch die ständigen Erwähnungen, welche Fortbildungskurse Brynn nun schon alle besucht hat, stören mit der Zeit. Irgendwann habe ich mich gefragt, wann die Polizistin bei all den vielen Kursen überhaupt noch Zeit für Beruf und Familie gefunden hat. Zudem wirkt die Geschichte stellenweise schon ein wenig konstruiert, denn eigentlich ist das Waldgebiet ja riesig und trotzdem sind die Täter den beiden Frauen immer sehr dicht auf der Spur. Auch wenn Jeffery Deaver dies mit einem GPS-Gerät begründet, waren mir manche Szenen doch nicht recht einleuchtend.

Die Charaktere sind natürlich wieder hervorragend herausgearbeitet und nehmen schnell Konturen an. Und sie überraschen auch in ihrem Verhalten und dies wirklich nicht zu knapp. So revidiert man bei einigen der Mitwirkenden im Verlauf der Story seine Meinung. Im Fokus stehen Brynn und Michelle. Brynn ist eine ziemlich toughe Polizistin, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht, ständig die Kontrolle haben muss, verheiratet und Mutter eines 12-jährigen Sohnes ist. Michelle ist das genaue Gegenteil: eine verwöhnte Schicki-Micki-Lady, die mit High Heels in die Wildnis flüchten will, sich vor allem fürchtet und sich anfangs nur wie eine zickige Diva aufführt. Doch während manche Menschen an Extremsituationen verzweifeln, wächst Michelle scheinbar an ihnen.

Fazit: Eine vielschichtige, stellenweise jedoch konstruiert wirkende Story, die nach einem rasanten, fesselnden Start in Sachen Spannung ziemlich bald nachlässt.

Der Autor: 
Jeffery Deaver gilt als einer der weltweit besten Autoren intelligenter psychologischer Thriller. Wie kaum ein anderer beherrscht der von seinen Fans und den Kritikern gleichermaßen geliebte Jeffery Deaver den schier unerträglichen Nervenkitzel, verführt mit falschen Fährten, überrascht mit blitzschnellen Wendungen und streut dem Leser auf seine unnachahmliche Art Sand in die Augen. Seit dem ersten großen Erfolg als Schriftsteller hat er sich aus seinem Beruf als Rechtsanwalt zurückgezogen und lebt nun abwechselnd in Virginia und Kalifornien.

Seine Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt werden und in 150 Ländern erscheinen, haben ihm bereits zahlreiche renommierte Auszeichnungen eingebracht. Die kongeniale Verfilmung seines Romans "Die Assistentin" unter dem Titel "Der Knochenjäger" (mit Denzel Washington und Angelina Jolie in den Hauptrollen) war weltweit ein sensationeller Kinoerfolg und hat dem faszinierenden Ermittler- und Liebespaar Lincoln Rhyme und Amelia Sachs eine riesige Fangemeinde erobert.

6 Kommentare:

  1. Hmmm, deine Rezension lässt mich zwiegespalten zurück. Lesen oder lieber lassen?
    Liebe Grüße
    Anka :)

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    1. hmm, kann ich Dir leider auch nicht weiterhelfen. Ich war eher ziemlich enttäuscht, vor allem, nach dem super Start.
      LG Isabel

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  2. Huch, mit der Bewertung hätte ich nach der Rezension jetzt nicht gerechnet, soo schlecht klingt es nämlich gar nicht :D Aber nun ja, ewige Wiederholungen und wenig Spannungen lassen jetzt nicht unbedingt auf ein "Muss" schließen ;) Danke für die Rezension!

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    1. ja, die Wiederholungen nervten und je länger die Story dauerte, umso mehr hat sich die Spannung abgebaut. Es gibt zwar noch die eine oder andere interessante Wendung, aber die reißt die Geschichte auch nicht raus. Wahrscheinlich ist die Bewertung von mir einfach auch so schlecht ausgefallen, da ich von Deaver fast alle Bücher kenne und die einfach um Klassen besser sind.
      LG Isabel

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  3. Oh,oh, mit der Zeit lassen doch viele Autoren nach. Vielleicht sollte J.Deaver auch mal eine Pause einlegen um wieder Qualität zu zeigen.
    L.G.
    Sabine

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    1. ja, da gebe ich dir recht, Sabine. Fiel mir schon bei Patricia Cornwell auch auf. Aber vielleicht ist es ja nur ein Ausrutscher. Werde in jedem Fall seinen neuen Thriller "Carte Blanche" auch irgendwann lesen und mal hoffen, dass dieser besser ist. Habe aber noch 2 oder 3 "alte" Bücher auf meinen SuB von ihm. Mal schauen, wie die sind.
      LG Isabel

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