Verlag: Knaur TB-Verlag
Taschenbuchformat: 624 Seiten
ISBN: 978-3426509111
Erscheinungsdatum: 02. Mai 2012
Preis: 9,99 €
Die Patin
Die junge Sophia D’Arenal stammt aus einem kleinen Bergdorf
nahe Corleone auf Sizilien. Sie heiratet den vermögenden Arzt Giulio Saviani,
der mehrere Schönheitskliniken betreibt. Doch diese Kliniken sind nur ein
Vorwand. Schnell stellt Sophia fest, dass sie in die „ehrenwerte Familie“
eingeheiratet hat und die Familie Saviani im großen Stil Organhandel betreibt.
Als ihr Mann ermordet wird, übernimmt Sophia die Geschäfte der Firma und
endlich hat sie so auch Gelegenheit, ihre Rache Wirklichkeit werden zu lassen
und somit ihre Ehre wieder zu erlangen.
Als Grundlage für seinen neuesten Mafia-Roman hat der in
Deutschland lebende Italiener Claudio M. Mancini das Phänomen der weiblichen
Paten genommen und lehnt so seine Figur Sophia an reale Vorbilder an. Der Autor
hat Kontakte zur sizilianischen Staatsanwaltschaft und zu Anti-Mafia-Ermittlern
und hierdurch wirkt sein Roman, den man unbedenklich als Thriller bezeichnen
kann, sehr gut recherchiert und wirklichkeitsnah.
Im 2. Teil, der die Jahre 1991 bis 2010 behandelt und den
Hauptteil des Buches einnimmt, wechselt der Autor regelmäßig die Perspektiven
und so lernt man auch die gefährliche Arbeit der Anti-Mafiaermittler kennen,
wie auch die der Staatsanwältin, die ohne Bodyguards keinen Schritt mehr machen
kann. Während Claudio M. Mancini den ersten Band recht zügig und straff
erzählt, geht er ab 1991 mehr in die Details und zeigt auf, wieweit die
Beziehungen der Mafia in die Regierung reichen,
wie den Ermittlern oft die Hände gebunden sind, ihnen Steine von verschiedenen
Seiten in den Weg gelegt werden und welche Risiken sie bei der Aufdeckung von
Mafia-Clans eingehen müssen. Und auch auf die unterschiedlichen Geschäfte der
Mafia geht der Autor explizit ein, zeigt auf, wie blutig die Machtkämpfe unter
den Mafiaclans sind und er erzählt natürlich die Geschichte von Sophia weiter.
Claudio M. Mancinis Schreibstil ist jederzeit mitreißend,
fesselnd und flüssig. Zudem nimmt sich der Autor immer mal wieder Zeit, einem
die Landschaft Siziliens und die Lebensweise der Sizilianer näher zu
beschreiben. Dies wie auch seine sehr realistisch erzählte Geschichte sorgen
dafür, dass der Roman jederzeit atmosphärisch dicht erzählt wirkt.
Zudem verschönt er nichts. Zwar sorgt der erste Teil des
Romans dafür, dass man stellenweise die Rachgefühle und somit die Handlungen
von Sophia nachvollziehen kann, allerdings stellt er Sophia alles andere als
sympathisch dar, sondern beschreibt sie als eine zumeist gefühlskalte,
knallharte Frau, die tablettenabhängig ist und einzig und allein nur noch für
ihre Rache lebt und hierbei im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen
geht. Auch bei den weiteren Charakteren
verschönt er nichts, Verräter werden gnadenlos nach bester Mafiamethode ermordet
und dabei sind so manche Mordmethoden auch nichts für schwache Nerven. Und alle
agieren durchweg realistisch und überzeugend, oft aber auch so, wie man es nun
von ihnen erwartet. Hierbei sind alle Figuren detailreich beschrieben, sodass
eine Verwechslung ausgeschlossen ist und sollte man sich doch einmal unsicher sein,
am Anfang des Romans sind die wichtigsten Figuren aufgeführt.
Fazit: Ein überaus spannender und sehr wirklichkeitsnah erzählter
Mafia-Roman, der durch authentisch agierende Charaktere und einer komplexen
Story jederzeit überzeugt.
Der Autor:
Claudio Michele Mancini
wurde kurz nach Kriegsende als Sohn einer deutschen Mutter und eines
italienischen Vaters geboren und wuchs in der Provinz Verbania am Lago
Maggiore auf. 1964 machte er auf einer Klosterschule sein Abitur,
studierte in München Psychologie und arbeitete danach als Dozent und
Unternehmensberater in Frankreich, Italien, Deutschland und den USA.
2006 erschien "Infamità", sein erster Mafia-Roman. 2009 folgte "Mala
Vita".
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