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Dienstag, 12. Juni 2012

{Rezension} Grazie von Chelsea Cain



Verlag: Blanvalet-Verlag 
Taschenbuchausgabe: 400 Seiten
ISBN: 978-3-442-37224-9
Genre: Amerikanischer Thriller
Erscheinungsdatum: 07. September 2009
Preis: 8,95 € 



Ein perfides Spiel

In einem Waldstück werden die sterblichen Überreste eines jungen Mädchens gefunden. Während Detective Archie Sheridan und sein Kollege Henry Sobol mit den Ermittlungen beginnen, werden weitere Leichenteile gefunden. Gleichzeitig ist die Journalistin Susan Ward mit einer heiklen Story beschäftigt. Sie hat glaubhafte Beweise, dass Senator Lodge mit einer Minderjährigen eine Beziehung gehabt haben soll. Doch der Tod des Senators verhindert die Veröffentlichung des brisanten Artikels. Wäre dies nicht alles genug, gelingt Gretchen Lowell während einer Verlegung in ein anderes Gefängnis die Flucht und setzt sich kurz darauf mit Archie in Verbindung. Ein perfides Spiel beginnt.




Archie leidet immer mehr unter den Folgen der Folterungen von Gretchen aus dem ersten Teil. Er steht nach wie vor unter dem Einfluss von starken Medikamenten, nach außen hin versucht er den Schein – auch gegenüber seiner Ex-Frau Debbie, zu wahren, doch er kann sich nicht dem Einfluss von Gretchen entziehen. Um ihn zu retten, wird eine Verlegung von Gretchen in ein anderes Gefängnis veranlasst, sodass Archie seine sonntäglichen Besuche nicht mehr durchführen kann. Doch hiermit wird er einfach nicht fertig.
  
Chelsea Cain gelingt es sehr gut, einem das Gefühlsleben von Archie, welches neben den Ermittlungen klar im Vordergrund steht, einfühlsam und verständlich näher zu bringen. Auch wenn die Autorin die regelrechte Besessenheit von Archie zu Gretchen glaubhaft vermittelt, fällt es einem manchmal doch schwer, diese nachzuvollziehen und man muss dies schon als eine extreme Form des Stockholm-Syndroms ansehen, um hierfür Verständnis aufzubringen. Aber so geht es einem nicht anders als Archies Familie oder seinen wenigen Freunden. Die regelmäßigen Besuche im Gefängnis kaschiert Sheridan mit dem Abschließen von offenen Fällen, die Gretchen ihm bei jedem Besuch zusagt, doch man merkt schnell, dass die wunderschöne Mörderin sein ganzes Denken bestimmt und  zudem einen sehr starken Einfluss auf seine Beziehung zu Debbie hat.

Während Archie zudem mit massiven Gesundheitsproblemen zu kämpfen hat, versucht Susan ihre Story im Herald zu veröffentlichen, was ihr der Chefredakteur jedoch verweigert. Zudem stirbt ihr Mentor Parker bei einem rätselhaften Unfall auf einer Brücke. Als dann auch noch Gretchen bei einer Verlegung flieht, beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen. Archie, seine Familie wie auch Susan und ihre Mutter Bliss werden unter Bewachung gestellt, doch Gretchen wäre nicht Gretchen Lowell, wenn sie nicht schon längst eine Möglichkeit gefunden hätte, mit Archie in Kontakt zu treten.

Auch wenn der Thriller wieder nichts für schwache Nerven ist, so ist die Story dieses Mal anfangs eher etwas verhalten angelegt, zwar zumeist spannend erzählt, aber halt nicht durchweg fesselnd. Erst mit der Flucht von Gretchen zieht die Spannung sehr an, wobei der direkte, flüssige und einnehmende Schreibstil von Chelsea Cain jederzeit überzeugt. Allerdings ist die Story in einer gewissen Form auch vorhersehbar, da man Archie doch recht gut einzuschätzen lernt und sich somit durchaus vorstellen kann, wie der Thriller sich entwickeln wird. Jedoch überrascht die Autorin einen dann zum Ende hin doch noch mit der einen oder anderen nicht vorhersehbaren Wendung.

Ihre Charakterzeichnungen sind wieder durchweg gelungen, besonders natürlich die von Archie Sheridan. Fast schon verzweifelt bemüht er sich darum, in seinem Beruf zu funktionieren und ansonsten ein „normales“ Leben zu führen, ein liebevoller Vater und Partner zu sein.  Doch gerade Archie weiß nur zu genau, dass dies alles nur Fassade ist und sich sein ganzes Denken nur um Gretchen dreht. Auch im 2. Teil ist es regelrecht gruselig zu lesen, wie kaltblütig Chelsea Cain die Massenmörderin beschreibt, wie diese wie selbstverständlich über ihre Morde und Folterungen spricht und dennoch scheinbar so etwas wie Liebe für Archie, den sie so grausam gefoltert hatte, zu empfinden scheint.

Fazit: Ein zumeist spannender Thriller, der zwischendurch jedoch einige kleine Längen hat und im Verlauf durchaus vorhersehbar ist, jedoch am Ende mit einigen Überraschungen aufwarten kann, die man so jetzt nicht unbedingt vermuten konnte.

Die Autorin:
Chelsea Cain, geboren 1972, ist Journalistin und Schriftstellerin. Mit Furie, dem ersten von drei Romanen, in denen die schillernde Serienmörderin Gretchen Lowell sich als die eigentliche Hauptperson erweist, und den Fortsetzungen Grazie und Gretchen hat sie einen fulminanten Erfolg beim deutschsprachigen Publikum erzielt und ist seitdem eine der erfolgreichsten internationalen Thrillerautorinnen. Chelsea Cain lebt in Portland, Oregon. Totenfluss ist ihr vierter Roman. 


Weitere der Bücher der Autorin:

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