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Dienstag, 24. April 2012

{Rezension} Das verborgene Haus von Maria Ernestam


 

Verlag: btb-Verlag 
Taschenbuchausgabe: 384Seiten
Genre: Frauenroman
Erscheinungsdatum: 09. April 2012
ISBN: 978-3-442-74398-8 
Preis: 9,99 €




… bis das der Tod uns scheidet

Über Ostern reist die Literaturdozentin Viola zusammen mit Ehemann Axel und den beiden Töchtern in ein Sommerhaus nach Südschweden. Eigentlich war ein Urlaub in Italien geplant, da aber Axel sich noch immer nicht richtig von einer schweren Krankheit erholt hat und zudem seine Mutter sich seit kurzem in einem Seniorenheim in Schonen aufhält, fiel die Wahl nun auf Südschweden. Bei einem Besuch von Axel’s Mutter lernt Viola die 90-jährige Lea kennen, die fast ihr ganzes Leben als Missionarin in Afrika und Asien verbracht hat. Lea erkennt, dass Viola private Probleme hat und leiht ihr ein kleines Buch, in dem selbstgeschriebene Erzählungen enthalten sind. Während sich die Freundschaft von Viola und Lea immer mehr vertieft, entfernen sich Axel und Viola immer weiter voneinander. Je länger der Urlaub dauert, umso gereizter und unberrechenbarer wird Axel gegenüber seiner Familie, was Viola schon bald vor eine Entscheidung stellt.

Gewissermaßen ist das Buch in zwei Teilen aufgebaut. Zum einen ist man bei Viola und ihrer Familie während ihres Osterurlaubes dabei, den Viola aus ihrer Sicht erzählt. Zum anderen sind immer wieder kurze Geschichten, stellenweise mit spirituellem Hintergrund, eingearbeitet, die Lea selbst geschrieben hat. Meist liest Viola diese Geschichten in den Abendstunden.

Warum Lea ihr diese gibt, wird während des Lesens nicht richtig ersichtlich. Die Vermutung liegt aber nahe, dass Viola durch die Geschichten von Lea endlich anfangen soll, selbst über ihr Leben nachzudenken, was nun wirklich sehr im Argen liegt und so endlich einen Weg findet, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.

Der Schreibstil von Maria Ernestam ist flüssig und einnehmend, oft auch sehr warmherzig und gefühlvoll. Schnell gelingt es ihr dadurch zwar, einem ein Bild von ihren Protagonisten zu vermitteln. Allerdings ist die Selbstfindung von Viola stellenweise auch einfach zu langatmig erzählt und die immer wieder eingeschobenen Geschichten, die in der Vergangenheit spielen, interessant erzählt und in sich abgeschlossen sind, stören häufig den Lesefluss, da sie mit der aktuellen Situation nicht in Verbindung zu bringen sind.

Die Autorin beschreibt Viola zwar als eine eigentlich sehr selbständige wie auch selbstbewusste Frau, die sich jedoch durch die Krankheit ihres Mannes ebenfalls ziemlich verändert hat. Sie schluckt kommentarlos dessen zynischen, ja stellenweise regelrecht bösartigen Bemerkungen und Vorwürfe, geht stoisch über Beleidigungen hinweg und setzt sich noch nicht einmal sonderlich zur Wehr, als auch immer öfter ihre beiden Töchter Opfer von Axels verbalen Rundumschlägen werden. Ihr Verhalten war für mich oftmals nicht nachvollziehbar.

Offensichtlich handelt es sich bei Viola um eine gebildete, intelligente Frau, die von ihren unkonventionellen Eltern zur Selbständigkeit erzogen wurde. Wie sie sich all die Jahre so verbiegen konnte und sich ein solch unwürdiges, respektloses Verhalten ihres Mannes gefallen lassen kann, ist mir schleierhaft. Zumal sie keine Schuld an der Krankheit von Axel trifft, sonst hätte man sich ihr Verhalten ja noch mit einem schlechten Gewissen erklären können.

Auch hätte ich mir gewünscht, etwas mehr über Lea zu erfahren. Denn hier scheint es sich ganz offensichtlich um einen sehr vielschichtigen, ja fast schon weisen Charakter zu handeln, die durch ihre Erlebnisse als Missionarin mittlerweile eine wunderbare Gelassenheit, Selbstsicherheit und Weitsicht an den Tag legt, was wirklich nur bewundernswert ist. Sie ist eindeutig der interessanteste Charakter der ganzen Geschichte, spielt aber leider nur Rande mit.

Fazit: Ein durchaus unterhaltsamer Roman mit einigen Längen und warmherzig beschriebenen Charakteren. Jedoch stören die kleinen Geschichten, die immer wieder mit eingeflochten werden erheblich den Lesefluss und das Verhalten der Protagonistin war für mich nicht immer nachvollziehbar. 


Die Autorin:
Maria Ernestam, geboren 1959, begann ihre Laufbahn als Journalistin. Sie hat lange Jahre als Auslandskorrespondentin für schwedische Zeitungen in Deutschland gelebt, daneben eine Ausbildung als Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin absolviert. Mittlerweile sind fünf hoch gelobte Romane von ihr erschienen. Für "Die Röte der Jungfrau" erhielt sie vor kurzem den Französischen Buchhändlerpreis. "Der geheime Brief" war in Skandinavien ein Bestseller und stand auch in Deutschland wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste. Maria Ernestam lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Stockholm.

5 Kommentare:

  1. Hallo,
    ich bin gerade erst auf deinen Blog gestoßen und wollte dir nur mal sagen, dass ich ihn echt sehr mag. Jetzt hast du einen Follower mehr :)
    Vielleicht hast du ja auch Lust mal dir mal meinen Blog anzusehen :)

    Alles Liebe Marcia

    http://www.teabooksandfairytales.blogspot.com

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    1. Hallo und eine herzliches Willkommen, Marcia. Ich wünsche Dir auf meinem Blog viel Spaß. Bin jetzt auch eine Deiner "Stalker" geworden.
      LG Isabel

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  2. Ich sehe und lese gerade, dass wir uns mal wieder einig sind. *lach*
    L.G.
    Sabine

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    1. :)
      Habe gesehen, dass Du "Schnitt" gelesen hast. DAmit liebäugel ich schon die ganze Zeit. Werde es mir wohl jetzt, nach Deiner Rezi, auch holen.
      LG Isabel

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  3. Ja unbedingt. Also mir hat es ja total gefallen.
    L.G.
    Sabine

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