Startseite

Donnerstag, 15. März 2012

{Rezension} Krieg der Sänger von Robert Löhr




Verlag: Piper-Verlag 
Gebundene Ausgabe: 317 Seiten
ISBN: 9783492054515
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 12. März 2012
Preis: 19,99 €





Das Gipfeltreffen der Minnesänger

Eines Nachts im Jahr 1521 erhält Martin Luther auf der Wartburg Besuch vom Teufel. Dieser erzählt ihm von dem Sängerkrieg, der sich an den Weihnachtstagen des Jahres 1206 auf eben jener Burg abgespielt hatte, allerdings nicht ohne einen Hintergedanken dabei.

Der thüringische Landgraf Hermann I. versammelte in jenen Tagen die besten Sänger zu einem friedlichen Sängergipfel um sich. Noch bevor es jedoch hierzu kommen kann, entbrennt ein Streit unter den Dichtern und endet mit einem Wettstreit:  der Gewinner wird als bester Sänger gekürt, der Verlierer geköpft. Walther von der Vogelweide, Heinrich von Ofterdingen, Wolfram von Eschenbach, Biterolf von Stillaha und der Kanzler des Landgrafen Heinrich von Weißensee,  wie auch Reinmar der Alte lassen sich auf den Wettstreit ein. Wobei Letzterer als Schiedsrichter fungiert. Was keiner ahnt, im Vorfeld sind Absprachen getroffen worden, Intrigen werden gesponnen und Menschen verschwinden im Verlauf der Wintertage auf unerklärliche Weise. Angeblich geholt von der „Wilden Jagd“, die in den Rauhnächten um die verschneite Wartburg herum ihr Unwesen treiben soll. 

Der Teufel zu Besuch bei Martin Luther. Dies nutzt Robert Löhr als Aufhänger für seine Geschichte des Sängerkriegs auf der Wartburg, in den er bereits nach wenigen Seiten einsteigt. Man merkt sofort, dass der Autor das Thema hervorragend recherchiert hat und sich in der damaligen Zeit bestens auskennt. Hierdurch gelingt es ihm problemlos eine atmosphärische Dichte aufzubauen und so fühlt man sich nach wenigen Seiten regelrecht in der Zeit zurückversetzt. Bedingt ist dies auch durch seine der Zeit angemessen Sprache, die dennoch nicht angestaubt, sondern immer frisch und lebendig wirkt.

Geschickt mischt Robert Löhr Fiktion mit historischen Tatsachen und erzählt den Sängerkrieg aus Sicht des jungen, etwas untalentierten Sängers Biterolf, der sein Glück kaum fassen kann, zusammen mit so großen Namen wie Walther von Vogelweide oder auch Wolfram von Eschenbach an einem Sängergipfel teilnehmen zu dürfen. Umso entsetzter ist er, als dieser zu einem tödlichen Wettstreit ausartet, dem er sich jedoch nicht zu entziehen traut. Und Biterolf ist es auch, der später den Mut aufbringt, sich den Intrigen entgegenzustellen.

Sehr anschaulich beschreibt Robert Löhr das Leben auf der Wartburg, stellt in kleinen Kapiteln die einzelnen Sänger ein wenig vor und erzählt auch die eine oder andere Geschichte, die zwar nicht unbedingt mit dem Sängerkrieg in Verbindung steht – wie der Erfurter Latrinensturz von 1184, dennoch aber klasse in das Gesamtgefüge passt. Hierbei verliert er aber nie die eigentliche Story  aus den Augen und die kleinen Zwiegespräche von Martin Luther und dem Teufel, die gelegentlich eingebaut sind, sind äußerst unterhaltsam.

Problemlos gelingt es ihm auch, den vielen Mitwirkenden schnell Konturen zu geben, sodass eine Verwechslung ausgeschlossen ist und sein Protagonist Biterolf beim Lesen fast sofort Sympathiepunkte sammelt. Der junge Sänger ist eher schüchtern, besonders in Gegenwart der großen Minnesänger seiner Zeit, bemerkt aber auch schnell deren Macken und Fehler. Er weiß, wie es um sein Talent bestellt ist und so steht er natürlich Todesängste aus. Ist er doch davon überzeugt, dass er derjenige ist, der am Ende des Wettstreits seinen Kopf verlieren wird. Besonders gut, da ein sehr zwiespältiger Charakter, hat mir auch die Figur des Heinrich von Ofterdingen gefallen. Dieser ist restlos von seinem Können überzeugt, äußerst arrogant, immer auf Konfrontationskurs, den Frauen und dem Alkohol nie abgeneigt, aber irgendwie gelingt es Robert Löhr dennoch, dass man ihn schon bald recht sympathisch findet.

Fazit: Robert Löhr vermischt perfekt historische Fakten mit Fiktion und hat so eine faszinierende, spannende, informative und zu jeder Zeit äußerst unterhaltsame Geschichte rund um den Sängerkrieg auf der Wartburg geschrieben.

Der Autor:
Robert Löhr, geboren 1973, ausgebildeter Journalist und Drehbuchautor, lebt in seiner Geburtsstadt Berlin. Neben zahlreichen Filmskripten und Theaterstücken verfasste er die Romane »Der Schachautomat«, »Das Erlkönig-Manöver« und »Das Hamlet-Komplott«. Seine Bücher sind in 25 Sprachen übersetzt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen