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Dienstag, 14. Februar 2012

{Rezension} Der Anschlag von Stephen King




Verlag: Heyne Verlag 
Übersetzer: Wulf Bergner
Genre: Historischer Roman / Fantasy
ISBN: 978-3-453-26754-1
Gebundene Ausgabe: 1.056 Seiten
Erscheinungsdatum: 23. Januar 2012
Preis: 26,99 €





Das Land des Einst

Stell dir vor, du könntest den Lauf der Geschichte ändern und so das Attentat auf John F. Kennedy am 22. November 1963 verhindern. Diese Möglichkeit erhält Lehrer Jake Epping von seinem Freund Al Templeton. Dieser hat in seinem Diner ein Portal, welches einen in das Jahr 1958 zurückreisen lässt. Jake lässt sich nach einer Probereise in die Vergangenheit auf dieses Wagnis ein und reist danach zurück in das Jahr 1958. 5 Jahre hat er Zeit, das Attentat auf den amerikanischen Präsidenten zu verhindern. In dieser Zeit beginnt Jake ein völlig neues Leben, zieht in eine Kleinstadt vor Dallas, verliebt sich, arbeitet als Lehrer und führt ein völlig harmloses, unauffälliges Leben. Doch immer wieder fährt er nach Dallas und Fort Worth, um den vermeintlichen Todesschützen Lee Harvey Oswald auszuspionieren. Das verhängnisvolle Datum rückt immer näher, doch so einfach lässt sich die Vergangenheit nicht ändern, sie wehrt sich.

Als Jugendliche habe ich „ES“, „Friedhof der Kuscheltiere“ oder auch „Brennen muss Salem“ regelrecht verschlungen. Doch irgendwann war mein Bedarf an Horror gedeckt und somit auch die Bücher von Stephen King komplett aus den Augen verloren. Bis zu seinem neuesten Werk. Das Thema um das Attentat auf JFK in Verbindung mit einer Zeitreise hat mich gereizt und meine Neugier war geweckt, wie  Stephen King den Plot umsetzt. Und ich kann nur sagen, dies ist ihm perfekt gelungen.
Allerdings sollte man jetzt keinen Horrorroman oder sehr spannenden Thriller erwarten. Irgendwie deckt Stephen King mit „Der Anschlag“ mehrere Genre ab, so ist sein Buch ein Gesellschafts-, Liebes- und Historienroman, hat ein paar fantastische Züge und wird zum Schluss auch ein richtig spannender, rasanter Thriller. Wer sich auf diesen Genremix einlässt, wird mit einem fantastisch geschriebenen wie auch recherchierten Roman belohnt.

Problemlos gelingt es dem Autor, einem das Amerika Anfang der 1960er Jahre vor Augen zu führen. So ist zum Beispiel das erste, was Jake feststellt, dass die Vergangenheit stinkt. Fabriken können ihre Schadstoffe unbedenklich in die Atmosphäre pusten, hinter dieselbetriebenen Omnibussen fährt man am besten nicht und scheinbar gibt es keinen Menschen, der nicht raucht. So sind verqualmte Kneipen und Busse Standard. In der Vergangenheit sind die Menschen freundlicher und hilfsbereiter, dafür auch bigotter und sehr auf ihren Ruf bedacht. Und kaum noch vorstellbar: Man gelangt ohne nervige Sicherheitskontrollen in ein Flugzeug. Natürlich gibt es noch viel mehr Unterschiede, welche einem im Verlauf des Romans bewusst werden und hierdurch lässt der Autor die „gute alte Zeit“ problemlos aufleben. Jake alias George passt sich schnell den ungewohnten Gegebenheiten an und integriert sich bald problemlos in der Kleinstadt Jodi nahe Dallas ein. Allerdings muss er auch extrem vorsichtig sein, um nicht durch unüberlegte Äußerungen das Misstrauen der Einwohner zu wecken.

Der Schreibstil von Stephen King ist sehr unterhaltsam, stellenweise detailverliebt, wirkt reif und man stellt fest, dass er fundierte Recherche betrieben hat, besonders natürlich was das Attentat auf JFK und den vermeintlichen Attentäter betrifft. Der Autor vertritt in seinem Roman die Meinung, dass Lee Harvey Oswald der Schütze ist und akribisch geht er somit auf die letzten 2 Jahre von Oswald ein. Manchmal wirkt dies zwar schon einmal etwas zu detailliert, jedoch bekommt Stephen King immer wieder die Kurve, bevor es langatmig zu werden droht. Und obwohl er gerade im Mittelteil des Buches stark auf die Beziehung von George und Sadie wie auch auf deren Leben in der Kleinstadt Jodie eingeht, verliert er nie den eigentlichen Grund der Zeitreise aus den Augen und man fragt sich wirklich bis zum Schluss, ob dem Lehrer aus der Zukunft das unmöglich scheinende wirklich gelingen könnte.

Hinzu kommt, dass seine Charaktere wunderbar authentisch beschrieben sind. Er lässt seinen Protagonisten Jake/George selbst die Geschichte erzählen und so kann man sich schon bald sehr gut in ihn hineinversetzen. Der Lehrer für englische Literatur ist geschieden, kinderlos, aufgeschlossen und hilfsbereit und vor allem, er hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitsinn. Als er Sadie Dunhill kennenlernt, offenbart er einem auch ein wenig seine romantische Seite und so lernt man auch einen jungen Lehrer kennen, der für seine große Liebe jedes Risiko eingeht.

Fazit: Ein reifer, unterhaltsamer, stellenweise spannender und hervorragend recherchierter Roman, bei dem Stephen King beweist, dass er ein wunderbarer Erzähler ist und seine Leser so auf eine Reise in das Land von Einst mitnimmt, wo alles scheinbar noch in Ordnung war.

Der Autor:
Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Schon als Student veröffentlichte er Kurzgeschichten, sein erster Romanerfolg, "Carrie", erlaubte ihm, sich nur noch dem Schreiben zu widmen. Seitdem hat er weltweit 400 Millionen Bücher in mehr als 40 Sprachen verkauft. Im November 2003 erhielt er den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk.  

13 Kommentare:

  1. Tolle Rezi. Das Buch muss ich auch unbedingt noch lesen, es klingt einfach klasse.

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  2. Die Rezi ist wirklich super. Ich lese Stephen King immer unheimlich gern, jetzt wird meine Wunschliste wieder etwas länger ;o)

    LG Andrea

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    1. DAnke Dir! Habe ihn früher auch sehr gern gelesen, werde mir jetzt auch mal seine letzten Bücher ansehen. Da wandert mit Sicherheit auch noch eins wieder auf meine WL.

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  3. Dankeschön für diese gute und ausführliche Rezension - ich war mir ja schon ziemlich sicher, dass ich das Buch will, aber jetzt WEISS ich es! ;) Mensch, jetzt bin ich gespannt...

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    1. gern geschehen ;) Na, dann wünsche ich Dir jetzt schon mal viel Spaß mit dem Buch, sobald Du es dann hast.

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  4. Ich bin mir zwar noch immer unschlüssig, ob ich das Buch lesen soll, aber deine Rezension dazu ist auf jeden Fall absolut lesenswert! :)

    LG
    niniji

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    1. ich kann es Dir wirklich nur empfehlen. Ist in jeden Fall schon mal ein Highlight in 2012.
      LG

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  5. Liebe Isabel,
    tolle Rezi! Ich habe auch als Jugendliche alle Steven King verschlungen u. ihn jetzt etwas aus den Augen verloren. Deine Rezi hat mir richtig Lust auf dieses Buch gemacht. Vielen Dank viele Grüße
    Biggi

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    1. Hallo Biggi,
      ich danke Dir. Falls Du es Dir kaufst, wünsche ich Dir jetzt schon ganz viel Spaß damit.
      LG Isabel

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  6. Hallöchen :)

    Hab mich mal als regelmäßige Leserin eingetragen :)

    Vielleicht magst Du ja auch mal bei mir reinschauen?

    Liebe Grüße
    book-addicted.blogspot.com

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  7. Hallo Isabel,

    hört sich sehr interessant an.
    Du immer mit deinen tollen Buchtipps... *lol*

    Liebe Grüße von
    Sabine

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    1. Hi Sabine,
      hört sich nicht nur interessant an ... ist es auch.
      Liebe Grüße
      Isabel

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