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Sonntag, 25. September 2011

{Rezension} Die Gebeine von Avalon von Phil Rickmann


Übersetzer: Alexandra Hinrichsen
Gebundene Ausgabe: 640 Seiten
Genre: Historischer Roman/Krimi
ISBN: 978-3-86252-001-5
Erscheinungsdatum: 01. Oktober 2011
Preis: 15,95 €


Ein Akt der Böswilligkeit

Dr. John Dee, königlicher Astrologe, wird von Elisabeth I. im Jahr 1560 zusammen mit Robert Dudley nach Glastonbury geschickt, um die Gebeine des legendären König Artus zu finden. Doch kaum sind die Beiden mit einem kleinen Gefolge dort angekommen, geschieht ein grausamer Mord, der rituale Züge hat. Die junge Nell, Tochter des hiesigen Arztes, wird bald als Mörderin und Hexe beschuldigt. Doch Dr. Dee wie auch Robert Dudley sind von ihrer Unschuld überzeugt. Doch der Hexenwahn in der von vielen Geheimnissen umgegebene Stadt Glastonbury ist voll entbrannt und Dr. Dee versucht verzweifelt, hinter den eigentlichen Grund des Mordes zu kommen.

Dr. John Dee, Astronom und Wissenschaftler, erzählt selbst rückblickend die Geschichte voller Magie, Geheimnissen, Aberglauben, Intrigen, Politik und Mord. Alles dreht sich um das sagenhafte Avalon, dem heutigen Glastonbury und um  die Legende von Artus, der angeblich in Avalon seine letzte Ruhestätte gefunden haben soll. Unter König Henry VIII. wurde die berühmte Abtei in Glastonbury zerstört, im Jahr 1560 stehen dort nur noch Ruinen, doch scheint es sich immer noch um einen mystischen Ort mit vielen Geheimnissen zu handeln, von denen die Einwohner viel mehr zu wissen scheinen, als sie gegenüber Dr. Dee und Dudley preisgeben wollen.

Und so ist die Atmosphäre des Buches durchweg sehr rätselhaft angelegt, immer wieder durchsetzt von Dr. Dees wissenschaftlichen und philosophischen Gedanken, mit deren Hilfe er versucht, den wahren Grund des Mordes herauszufinden. Phil Rickmann erzählt die Geschichte durchweg flüssig und stellenweise auch sehr spannend, allerdings sind auch die wissenschaftlichen Betrachtungen von Dr. Dee oft sehr ausgeprägt, was zwar zumeist unterhaltsam und vor allem interessant ist, jedoch aber auch die Spannung immer wieder herausnimmt.

Sehr gut zeigt der Autor den damaligen Umbruch auf. Unter König Henry VIII. wurden die Katholiken verfolgt und ermordet, Abteien und Kirchen zerstört, Frauen als Hexen verbrannt. Unter der Regierung seiner Tochter braucht keiner mehr Angst wegen seines Glaubens zu haben und Hexenprozesse finden auch lange nicht mehr statt. Allerdings sind diese Veränderungen noch nicht in allen Köpfen angekommen und so ist es nicht verwunderlich, dass  gerade in Glastonbury wieder eine junge Heilerin als Hexe verurteilt wird.

Phil Rickmann hält sich sehr an die historischen Begebenheiten, wobei er sich aber auch immer mal wieder kleine autorische Freiheiten herausnimmt, um die Geschichte erzählen zu können. Und so spielen auch viele historische Figuren wie Nostradamus, Robert Dudley, Königin Elisabeth I. und weniger bekannte Persönlichkeiten mit. Diese Charaktere beschreibt er anhand der Überlieferungen und so lernt man auch einen eher introvertierten jungen John Dee kennen, ein Bücherwurm und Forscher, der sich stundenlang mit seinen Schriften beschäftigen kann, im Umgang mit anderen Menschen jedoch eher zurückhaltend ist. Das genaue Gegenteil ist der junge Robert Dudley, ein guter Freund von Dr. Dee, dem bekannterweise ein Verhältnis mit Elisabeth I. nachgesagt wurde. Der Autor geht auch immer wieder auf die Beziehung zwischen den Beiden ein und erklärt, wie es zu dem engen Verhältnis der Königin zu Robert Dudley kam. Und so fließen auch viele weitere historische Begebenheiten mit in die Geschichte ein.

Fazit: Ein hervorragend recherchierter Roman um die frühen Jahre des Dr. John Dee, verpackt in eine mystische, rätselhafte Geschichte, die wissenschaftlich und philosophisch durchsetzt ist.

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