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Dienstag, 2. November 2010

{Rezension} Weißer Schrecken von Thomas Finn

Verlag: Piper Verlag
Taschenbuchausgabe: 496 Seiten
Genre: Mysterie-Thriller
ISBN: 3492267599
Erscheinungsdatum: 11. Oktober 2010
Preis: 9,95 €


Perchten, Krampusse und die Kinderbischöfe

Auf dem Perchtalsee beim Schlittschuhlaufen macht die 15-jährige Elke eine grausame Entdeckung. Unter dem Eis liegt eine Mädchenleiche, die ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Hatten ihre Zwillingsschwester Miriam und sie noch eine Schwester? Ihre Eltern wie auch die Dorfbewohner hüllen sich in Schweigen. Und noch mehr merkwürdige Dinge passieren im Vorfeld des 06. Dezembers. Bücher liegen plötzlich auf den Boden, Fußspuren verlieren sich im Nirgendwo und Drohungen erscheinen an Fenstern.Hinzu kommt, dass sich Pfarrer Strobel gegenüber der Clique, der Miriam und Elke angehören sehr merkwürdig verhält und unbedingt in der Nikolausnacht mit den Zwillingen und ihren Freunden Andreas, Robert und Niklas eine Nachtwanderung unternehmen will. Bald schon müssen die fünf Freunde feststellen, dass ein dunkles Geheimnis das Dorf Perchtal umgibt und ein merkwürdiger Schneesturm, der das Dorf von der Außenwelt abschneidet, scheint ihre Vermutung noch zu bestätigen.

Die sonderbaren Vorkommnisse lassen den Fünf keine Ruhe und so beginnen sie auf eigene Faust, Nachforschungen anzustellen. Schnell kommen sie dahinter, dass die unerklärlichen Vorkommnisse etwas mit der Legende um die Krampusse und Perchten, in Verbindung mit St. Nikolaus von Myra stehen. Doch inwiefern stehen die Einwohner von Perchtal mit diesen Mythen in Verbindung, die heute doch zum Brauchtum gehören und warum benehmen sich gerade ihre Eltern so merkwürdig?

Geschickt verbindet Thomas Finn alte Legenden, deren Ursprung bei den Kelten zu finden ist, mit unserem heutigen Brauchtum. Nach und nach erfährt man so den Ursprung um den Nikolaustag und seinem Namensgeber St. Nikolaus von Myra und dem Brauch der Kinderbischöfe sowie dem Krampus- und Perchtenlauf, die gerade in der Alpenregion noch sehr verbreitet sind. Man merkt hier deutlich, dass sich der Autor ein fundiertes Wissen angeeignet hat und dies unterhaltsam an seine Leser weitergibt.

Spannung ist praktisch von der ersten Seite an vorhanden und steigert sich zunehmend im Lauf des Mysterie-Thrillers bis zum Ende hin noch sehr. Atmosphärisch dicht und absolut fesselnd ist der Schreibstil des Autors zu beschreiben und dadurch gelingt es ihm auch fast augenblicklich, eine äußerst beklemmende Stimmung aufzubauen. So bekommt man eine sehr gute Vorstellung von dem kleinen, verschneiten, eigentlich so idyllischen Dorf Perchtal, welches sich für die fünf Freunde bald schon zur tödlichen Falle entwickelt. Die Story ist bis zum Schluss logisch umgesetzt, nicht vorhersehbar und hält sogar noch eine Überraschung parat.

Die Geschichte spielt vorwiegend im Jahr 1994, allerdings gibt es immer mal wieder kurze Einschübe in die Gegenwart, sodass man schon sehr bald weiß, wer definitiv von den Fünf den Alptraum überlebt. Allerdings nimmt dies dem Thriller in keiner Weise die Spannung, eher im Gegenteil, man ist neugierig, wie diese in der Gegenwart mit der ganzen Geschichte umgehen.

Alle fünf Freunde kommen aus zerrüttenden Familien. Die Zwillinge Miriam und Elke haben unter ihren bigotten Eltern zu leiden, Roberts Vater ist seit Jahren verschwunden und seine Mutter versucht mithilfe von Alkohol ihr Leben zu regeln. Niklas wird von seiner Mutter mit Süßigkeiten gemästet und Andreas‘ Mutter beging Selbstmord. Sein Vater erfüllt ihm zwar jeden Wunsch, ist aber ansonsten nicht zu sehen. Anfangs stellt Thomas Finn einem seine 5 Protagonisten kapitelweise vor und so erhält man schon mal einen sehr guten Einblick in deren Leben und Charakter. Dies ist durchweg gut gelungen, allerdings wirken die Fünf aber auch etwas zu eindimensional gezeichnet und hierdurch leicht durschaubar. Auch bei den Dorfbewohnern ist ziemlich schnell ersichtlich, wer die gute und wer die böse Rolle intus hat. Jedoch stört dies nicht unbedingt, da ansonsten die Handlung absolut überzeugt.

Fazit: Ein absolut fesselnder und spannender Mysterie-Thriller, der dafür sorgt, dass man den Nikolaustag in Zukunft mit etwas anderen Augen betrachtet.

1 Kommentar:

  1. Ah, ich glaube mich da an eine Coverabstimmung zu erinnern. Klingt sehr spannend und wandert gleich auf meinen Wunschzettel.

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