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Donnerstag, 16. September 2010

{Rezension} Sieh mir beim Sterben zu von P.J. Tracy

Übersetzer: Tanja Handels
Genre: Amerikanische Thriller
ISBN: 978-3-8052-0859-8 
Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Erscheinungsdatum: 17. September 2010
Preis: 19,95 €



Morde ins Internet gestellt

Am Lake Superior in Minnesota wird scheinbar geplant ein Mann am zugefrorenen See in den Tod geschickt, für die dortige Polizei sieht es wie ein Unfall aus. Ein halbes Jahr später wird am Ufer des  Mississippi die Drag-Queen Alan nachts von einem Unbekannten ertränkt, beobachtet wird dies von Wild Jim, der sich oft sturzbetrunken am Ufergelände aufhält. Durch Zufall entdeckt das FBI im Internet diese Morde. Da die Urheber dieser Snuff-Filme nicht zurückzuverfolgen sind, geht das FBI einen ziemlich unkonventionellen Weg und wendet sich an das Hacker-Team Monkeewrenche. Mit ihrer Hilfe erhofft sich Special-Agent Jon Smith Hinweise auf den Mörder zu erhalten. Schnell werden auch die beiden Detectives Leo Magozzi und Gino Rolseth vom MPD mit in die Fälle involviert, die ursprünglich beim Mord an der Drag-Queen von einem Selbstmord ausgegangen waren. Die Arbeit der Hacker ist schon bald erfolgreich, doch was sie im Netz entdecken, lässt sie das Schlimmste befürchten, denn Monkeewrenche haben eine Liste der Morde gefunden, bei denen einige noch nicht geschehen sind. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Das Autorenteam greift in ihrem neuesten Buch das Thema „Snuff-Filme“ auf und baut hierum einen äußerst fesselnden Thriller auf. Ohne zu sehr in die Details zu gehen beschreiben sie die Arbeit des Hacker-Teams und zeigen auf, wie im Internet mutmaßliche Mörder unentdeckt operieren können. Selbst das FBI ist hier mit seinen Experten machtlos, sodass sie einen für sie ganz untypischen Weg einschlagen und zugeben müssen, auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Natürlich gestaltet sich die Zusammenarbeit mit dem FBI-Agenten, der den sinnigen Namen Jon Smith trägt, und der Hacker-Crew Monkeewrenche anfangs etwas schwierig, da erst einmal das gegenseitige Misstrauen überwunden werden muss. Doch schon bald stellen Monkeewrenche wie auch Jon Smith fest, dass hier eine sehr konspirative Arbeit möglich ist und sich sogar so etwas wie Freundschaften entwickeln können.
In diese Zusammenarbeit schalten sich auch die beiden Detectives Gino Roshelt und Leo Magozzi ein, die das Monkeewrenche-Team bereits längere Zeit kennen und gerade Leo zu einer der Frauen des Teams eine mehr als komplizierte Beziehung pflegt. Mit ihrer bodenständigen Ermittlungsarbeit überzeugen sie auch bald den FBI-Agenten und so entwickelt sich zwischen den drei Parteien eine hervorragende Zusammenarbeit mit dem einzigen Ziel, den Mörder zu stellen.
Schon allein im Prolog gelingt es P.J. Tracy eine hohe Spannung aufzubauen, die zwar während der klassischen Ermittlungsarbeit der Detectives zwischenzeitlich etwas abflacht, nur um dann wieder kräftig anzuziehen und sich bis zum Schluss auf sehr hohem Niveau zu halten. Die Kabbeleien von Magozzi und Gino sorgen immer mal wieder für etwas Entspannung und ihre herzliche, sehr menschliche Art überzeugt durchweg. So gestatten die Autorinnen den Beiden auch Gefühle zu zeigen und müssen keine abgebrühten Cops spielen, denen eine Leiche nichts mehr ausmacht. So wirken Gino und Magozzi äußerst sympathisch und durchaus authentisch. Auch die anderen Charaktere wie Jon Smith, Wild Jim, Grace, Annie wie auch Harley und Roadrunner sind gut herausgearbeitet und glaubwürdig in ihren Handlungen, wobei die eine oder andere Figur den Leser zu überraschen versteht.
Zu Mörder und Motiv der Morde lässt P.J. Tracy ihre Leser lange im Dunklen tappen und die Auflösung ist äußerst überraschend und so wirklich nicht vorhersehbar. Ganz im Gegenteil, ihnen gelingt es sogar zwischendurch immer mal wieder neue Fährten auszulegen, bei denen man nie sicher sein kann, ob diese die Lösung des Falls sind.

Alles in allem ein spannender, komplex angelegter Thriller mit sympathischen Protagonisten, der ein Thema aufgreift, dass zwar schon oft erzählt wurde, hier aber sehr gut umgesetzt wurde.

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