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Montag, 20. September 2010

{Rezension} Hänschen Klein von Andreas Winkelmann


Taschenbuchausgabe: 416 Seiten
ISBN: 978-3442471256
Genre: Deutscher Thriller
Erscheinungsdatum: 11. Januar 2010
Preis: 8,95 €


Hänschen klein, ging allein …

… in die weite Welt hinein.

Sebastian Schneider, ein junger Anwalt, der zusammen mit seinen Eltern auf dem einsam gelegenen Schneider-Hof lebt und dort Haflinger züchtet, erhält eines Tages einen merkwürdigen Brief. Auf violetten Papier ist das alte Kinderlied „Hänschen klein“ geschrieben samt dem Hinweis, dass er und die Briefschreiberin bald wieder vereint wären. Sebastian tut diesen Brief als fehlgeleiteten Liebesbrief ab und schenkt ihm weiter keine Beachtung mehr. Ganz im Gegensatz zu seinen Eltern. Doch schon bald muss Sebastian feststellen, dass die Absenderin des Briefes es auf die Menschen in seinem Leben abgesehen hat, die ihm besonders wichtig sind und es sollte auch nicht der letzte Brief gewesen sein.

Andreas Winkelmann lässt im vorliegenden Thriller auch die Mörderin zu Wort kommen und schnell stellt man Zusammenhänge zwischen dem Prolog und der eigentlichen Geschichte her, die sich zentral um Sebastian Schneider dreht. Sebastian ist ein junger Anwalt, der mit seinem ersten Mordfall konfrontiert wird, bei Gewitter Angst hat und bei Stress und vor allem nachts Asthmaanfälle bekommt. Ansonsten mit Freude seinen Eltern auf dem Hof hilft und durch einen rasanten Zusammenstoß frisch verliebt ist. Alles in allem ein sehr sympathischer, aufgeschlossener junger Mann, der während des Lesens schnell Konturen annimmt.

Der Erzählstrang rund um die Mörderin ist äußerst düster, ja fast schon beklemmend gehalten und ihre Gefühllosigkeit erschreckend plastisch dargestellt. Für die Mörderin sind Menschen entweder nur Mittel zum Zweck und werden, wenn sie nicht funktionieren, einfach beseitigt oder aber sie stehen ihrem Ziel im Weg und müssen deswegen sterben. Und hier wird sie regelrecht zur Rachefurie, wobei diese Szenen recht ausführlich dargestellt werden und nicht unbedingt etwas für Zartbesaitete sind.

So bewegen sich die beiden Erzählstränge um Sebastian wie auch der Mörderin langsam immer mehr aufeinander zu, viele Unklarheiten werden geklärt und schon sehr bald erkennt man die Beweggründe ihres Mordens. Doch dieses Wissen nimmt dem Thriller bei weitem nicht die Spannung, denn nun beginnt ein fesselndes Katz-und-Maus-Spiel, das den Spannungsbogen durchweg auf einem sehr hohen Niveau hält.

Die Lösung des Falls ist durchaus schlüssig umgesetzt, wobei der Autor die Geschichte nach dem Showdown auch noch weitererzählt und hier ganz zum Schluss den Leser mit einem äußerst unguten Gefühl zurücklässt. Allerdings nimmt die Story zwischenzeitlich auch etwas hexenartige Züge an, die an Voodooismus erinnern und hierdurch das Ende etwas an seiner Nachvollziehbarkeit einbüßt.

Dem Autor gelingt es auch dieses Mal wieder, seinen Charakteren sehr schnell Konturen zu geben. Besonders gut ist ihm hierbei meiner Meinung nach die Figur der Mörderin gelungen. Durch die Beschreibung ihrer Denkweise und Gefühle erhält man einen Einblick in ihre krankhafte Psyche, die meist so gefühlskalt dargestellt wird, dass es einem nur kalt den Rücken herunter läuft. Auf der anderen Seite ist die Liebe, welche sie antreibt zwar auch schon als wahnhaft zu bezeichnen, doch zeigt der Autor auch auf, zu was Menschen aus krankhafter Liebe bereit sind zu unternehmen, um diese Liebe ihrer Meinung nach zu schützen.

Alles in allem ist Andreas Winkelmann ein sehr spannender, fesselnder Thriller gelungen, der seinem Namen alle Ehre macht, aber bei weitem nichts für schwache Nerven ist.

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