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Mittwoch, 14. Juli 2010

{Rezension} Dein Wille geschehe von Michael Robotham


Übersetzer: Kristian Lutze
Gebundene Ausgabe: 576 Seiten
Genre: Englischer Thriller
ISBN: 3442311780
Erscheinungsdatum: 14. April 2010
Preis: 19,95 €


„… Der Klang einer zerbrechenden Seele …“

Weil sein Freund und Kollege Bruno Kaufmann keine Zeit hat, die Polizei von Bristol bei einem Selbstmordversuch als psychologischer Berater zu unterstützen, muss der Psychologe Joe O’Loughlin den schwierigen Job übernehmen. Doch alle seine Versuche bleiben erfolglos und er muss mit ansehen, wie sich eine Frau nackt, nur mit einem Handy am Ohr, von einer Brücke zu Tode stürzt. Alles spricht für Selbstmord, doch Joe hat seine Zweifel. Als am nächsten Tag die 16-jährige Tochter der Toten bei ihm auftaucht und ihn um Unterstützung bittet, beginnt er mit Nachforschungen. Dabei findet er heraus, dass Christine Wheeler eine lebenslustige, positiv denkende Frau war, die nach meiner ihrer Tochter Darcy und ihrer Freunde niemals Selbstmord begehen würde. Bei DI Veronica Cray stößt er mit seinen Vermutungen jedoch auf taube Ohren, bis sich wieder eine Frau umbringt, sich die Abläufe des Selbstmords ähneln und sich zeigt, dass Sylvia Furness eine Freundin von Christine war.

Zusammen mit seinem Freund Vincent Ruiz, einem pensionierten Detective setzt der an Parkinson erkrankte Joe seine Ermittlungen fort und unterstützt mit seinem Fachwissen das Team um DI Cray. Langsam entwickelt sich ein Muster heraus, vor allem, als noch eine Frau in den Selbstmord getrieben werden soll. Irgendwie gelingt es dem Mörder, nur mithilfe seines Willens die Frauen davon zu überzeugen, sich selbst zu töten. Bald schon ermitteln die Beamten einen Verdächtigen, doch dieser taucht unter und spielt sein perfides Spiel mit der Polizei und mit Joe, bis es zur Katastrophe für Joe kommt.

Erschreckend, beklemmend und überzeugend beschreibt Michael Robotham die Szenen, in denen der Serientäter den Frauen seinen Willen aufzwängt, was zudem noch einen realistischen Effekt hat, nachdem man im Anhang liest, dass die Idee des Thrillers auf wahren Begebenheiten beruht.

Die in der Ich-Form geschriebenen Gedanken des Mörders erwecken beim Lesen das Gefühl von Wut über seine selbstgerechte, morbide Art, aber auch eine gewisse Form von Ungläubigkeit darüber, dass es ihm alleine durch seine Stimme und seinen Worten so mühelos gelingt, den Frauen seinen Willen aufzuzwingen. Bei dem Täter handelt es sich um einen eindeutig seelisch kranken Menschen, der seine Verhörkenntnisse, welche er beim Militär erhalten hat, geschickt für sich auszunutzen versteht.

Bereits sehr früh ist klar, um wen es sich bei dem Mörder handelt, doch dies nimmt dem Thriller in keiner Weise die Spannung, da nun ein fesselndes Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei und Joe O’Loughlin beginnt, dass der Täter auch noch zum Ende hin geschickt für sich auszunutzen versteht.

Joe O’Loughlin unterrichtet seit seiner Parkinson-Erkrankung nur noch gelegentlich als Professor an der Universität und kümmert sich ansonsten um seine zwei Töchter, während seine Frau Julianne oft dienstlich unterwegs ist. Mr. Parkinson, wie er seine Krankheit nennt, hat ihn melancholischer, grüblerischer und nachdenklicher gemacht und doch geht er meist sehr sachlich damit um, oft auch gemixt mit einem guten Schuss Galgenhumor. Die Handlungsstränge, bei denen Joe zusammen mit dem Ex-Polizisten Vincent Ruiz, der mit einem staubtrockenen Humor gesegnet ist, ermittelt, sind stellenweise etwas humoristisch angelegt und die häufigen Kabbeleien der Beiden lockern die bedrückende Stimmung des Thrillers immer mal wieder ein wenig auf, was man beim Lesen dankbar annimmt.

Der Thriller ist von Anfang an extrem spannend und komplex angelegt, zumal die Beweggründe des Mörders für einen lange nicht ersichtlich sind. Durch die ständigen Szenenwechsel zwischen den Erzählungen von Joe und der makabren, kranken und sadistischen Gedankenwelt des Täters gelingt es Michael Robotham durchweg, die Story sehr fesselnd, bildhaft und flüssig in Szene zu setzen. Zumal es ihm auch mühelos gelingt, allen Mitwirkenden einen facettenreichen Charakter zu geben. Zum Schluss hin zieht der Psychothriller noch einmal heftig in Sachen Spannung an und bietet ein schlüssiges, rundes Ende der Story.

Fazit: Michael Robotham hat einen Psychothriller vom Feinsten abgeliefert, bei dem die komplexe Handlung und die mitwirkenden Personen von der ersten Seite an überzeugen.

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