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Montag, 12. Juli 2010

{Rezension} Butenschön von Marcus Imbsweiler


Verlag: Gmeiner Verlag 
Taschenbuchausgabe: 321 Seiten
ISBN 978-3-8392-1106-9
Genre: Deutscher Krimi
Erscheinungsdatum: 12. Juli 2010
Preis: 9,90 €


Die wilde Romana und das Monument der Wissenschaft

Was für ein Timing! Während der Lesung zu seinem ersten Buch, das Max Koller zusammen mit seinem Kumpel Marc Covet geschrieben hat, klingelt sein Handy und ein neuer Auftrag ist zugleich an Land gezogen. Das Publikum ist beeindruckt. Sein Auftraggeber ist der Sparkassenangestellte Michael Deininger. Seine Frau ist Historikerin und schreibt gerade einer Dissertation über den Nobelpreisträger und bekannten Heidelberger Wissenschaftler Butenschön, der in wenigen Tagen seinen 100. Geburtstag feiern wird. Evelyn Deininger soll über einen Journalisten brisante und bisher verschwundene Unterlagen zugespielt bekommen, die sie bei ihrer Arbeit mitverwenden möchte. Nun ist  auf ihr Büro ein Brandanschlag verübt worden, bei dem sie zum Glück unverletzt blieb. Der Ehemann vermutet hinter dem  Anschlag einen Einschüchterungsversuch aus Professor Butenschöns Umfeld.

Auf seine typisch schnodderische, respektlose Art beginnt Max Koller mit seinen Ermittlungen und dies erst einmal in alle Richtungen und stellenweise auch wieder mal sehr unkonventionell. Warum nicht auch mal seine etwas skurrilen Stammtischkollegen im „Englischen Jäger“ befragen, denn welcher Heidelberger kennt schließlich nicht den Wissenschaftler Butenschön, von Max Koller mal abgesehen.

Seine Versuche, direkt Kontakt zu Albert Butenschön aufzunehmen, scheitern an seiner äußerst resoluten Ehefrau. Doch davon lässt sich ein Max Koller nicht abschrecken, ganz im Gegenteil. Schließlich hätte der Wissenschaftler allen Grund, dass die angeblichen Unterlagen nicht veröffentlicht werden. Zwar wurde er von jedem Verdacht während des Dritten Reiches an einer Zusammenarbeit mit dem Nationalsozialismus freigesprochen, doch möglicherweise enthalten gerade diese Unterlagen doch brisante Informationen, da sie angeblich einen Zeitraum der Butenschön-Akten zu seinen Forschungen als Molekularbiologe und Chemiker während des 2. Weltkrieges abdecken würden.

 Aber auch eine Organisation von Landwirten, die ihre Ländereien in der Nähe der Universität haben, könnte einen Grund für den Anschlag haben. Schließlich plant die Universität Heidelberg ihr Gelände auszuweiten, das zu Lasten der Landwirte gehen würde, die dagegen natürlich Sturm laufen. Allerdings gestalten sich diese Ermittlungen für Max Koller auch nicht gerade als einfach.

Marcus Imbsweiler lässt seinen Privatermittler Max Koller bereits zum vierten Mal in Heidelberg ermitteln. Wieder in der Ich-Form geschrieben, überzeugt die Figur des Max Koller von Anfang an. Seine zynische, unkonventionelle und spitzfindige Art ist durchweg erfrischend und sehr unterhaltsam dargestellt und auch die weiteren Charaktere sind absolut authentisch beschrieben und stellenweise schon wirklich ganz schön schräg. Man denke da nur an seine Kumpels aus dem „Englischen Jäger“. Das ganze mixt der Autor mit viel Lokalkolorit rund um Heidelberg und hat somit einen Krimi geschrieben, der wieder einmal von der ersten Seite an hervorragend unterhält.

Als spannend würde ich den Krimi jetzt nicht unbedingt bezeichnen, jedoch gelingt es Marcus Imbsweiler durchweg, seine LeserInnen neugierig und oft auch schmunzelnd weiter lesen zu lassen, da immer wieder neue Aspekte den Fall bereichern und es zu mehreren äußerst humoristischen Szenen kommt, die gelegentlich auch mit einem guten Schuss Galgenhumor versehen sind. Allerdings wird auch den Szenen rund um das Thema zum Dritten Reich und den möglichen Verstrickungen des Professors hieran die entsprechende Ernsthaftigkeit entgegengebracht und hier zeigt der Autor, dass sein Protagonist als überzeugter Pazifist sachkundig  und ernsthaft argumentieren kann. Somit ist die Balance zwischen der Brisanz des Themas und der amüsanten Ermittlungsarbeit von Max Koller sehr gut gelungen.

Fazit: Wer gerne sehr unterhaltsame, erfrischend frech geschriebene Krimis mag, bei dem die Ermittlungen wie auch das Privatleben des Protagonisten im Gleichklang stehen, wird mit „Butenschön“ einige sehr kurzweilige Stunden verbringen.

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