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Sonntag, 13. Juni 2010

{Rezension} Die Hure des Kaisers von Kate Quinn

Verlag: Ullstein Verlag 
Übersetzer: Edigna Hackelsberger
Taschenbuchausgabe: 528 Seiten
ISBN: 3548281702
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 01. Juli 2010
Preis: 8,95 €


Die Todgeweihten grüßen dich

Rom im Jahr 81 n. Chr. Zu Ehren der Thronbesteigung von Kaiser Domitian finden im Kolosseum Gladiatorenkämpfe statt. Zu diesem Ereignis muss die 14-jährige Sklavin Thea ihre gleichaltrige, verwöhnte Herrin Lepida begleiten, obwohl sie Gewalt jeglicher Form verabscheut. Für Thea ist die Arena nur eine riesige Leichenhalle, viel lieber würde sie in ein Theater gehen, um dort der Musik zu lauschen. Während einer Vorführung wiedersetzt sich ein Gefangener den Befehlen seiner Wächter und wird niedergeschlagen. Seit Mut weckt das Interesse des Kaisers und so wird er von ihm begnadigt, um fortan als Gladiator in der Arena zu kämpfen. Und auch das Interesse von Thea an dem jungen Arius ist geweckt.

Interessant und unterhaltsam beschreibt die Autorin das Leben in Rom voller Intrigen und Oberflächlichkeit. So gibt sie ihren Lesern einen guten Einblick in das Leben einer Sklavin, vermittelt sehr gut die Machtlosigkeit gegenüber der Willkür ihrer Besitzer und zeigt auch auf, dass die Macht des Cäsars über allem steht, er nach Gutdünken über Leben und Tod entscheiden kann und diese Macht auch nur zu gerne ausübt. Auch den Gladiatorenkämpfen im Kolosseum gewährt Kate Quinn stellenweise viel Raum, sodass man sich die Brutalität dieser Spiele gut vorstellen kann, ohne dabei langatmig zu werden. Und so gelingt es ihr schon nach kurzer Zeit, einen in das Leben der damaligen Zeit eintauchen zu lassen.

Die Geschichte von Thea und Arius, sowie von Lepida und deren Familie umfasst eine Zeitspanne von rund 15 Jahren. Und das ereignisreiche, gefahrvolle Leben dieser Figuren ist durchweg atmosphärisch dicht umgesetzt und stellenweise auch richtig spannend erzählt, besonders zum Ende hin. Der Schreibstil der Autorin ist prall, farbenprächtig, schnörkellos und sehr modern gehalten.

Ihre Figuren lässt sie abwechselnd immer selbst zu Wort kommen. So erlebt man die Welt Roms zur damaligen Zeit mal aus Sicht von Thea, dann wieder aus Sicht von Lepida, wobei dieser anfangs viel Raum zuteilwird. Erst zur Mitte hin überwiegt die Geschichte von Thea und Arius wieder, wobei die Handlungsstränge sich immer wieder verknüpfen und man ständig über das weitere Leben der einzelnen Figuren informiert ist.

Thea ist ein junges, musikbegabtes, intelligentes Mädchen jüdischer Herkunft, welches bereits in ihrem kurzen Leben schon viel Schlimmes erleben musste, sodass sie erfahren und abgeklärt wirkt, aber auch ihre Verletzlichkeit ist durchweg zu spüren. Der junge Brite Arius ist ein sehr verschlossener, ungestümer, wilder, junger Mann, dem über weite Strecken des Buches hin ein Hauch der Unsterblichkeit anhaftet, was manchmal schon etwas unglaubwürdig wirkt.

Neben diesen beiden Figuren gibt es natürlich auch die entsprechende Gegenspielerin. Diese Rolle hat die junge Lepida Pollia inne. Die Wege von Thea und der intriganten, machthungrigen Ehefrau des Senators Marcus Norbanus kreuzen sich immer wieder und Lepida lässt kaum eine Möglichkeit aus, Thea zu schaden. Zusätzlich gibt es noch einen Nebenstrang, in dem Julia, die Nichte des Kaisers Domitian, zu Wort kommt. Inwieweit diese, scheinbar nicht recht zur Geschichte passende Nebenhandlung, zum Roman gehört, erfährt man erst ziemlich zum Schluss.

Auch die weiteren Figuren, angefangen vom freundlichen, weisen Senator Marcus Norbanus, wie auch dessen ehrenhafter, treuer Sohn Paulinus (Präfekt der Prätorianergarde) und ganz besonders die Figur von Kaiser Domitian, sind durchweg sehr facettenreich und lebendig angelegt und überzeugen von Anfang an.

Fazit: Kate Quinn ist mit ihrem Debüt ein opulenter, unterhaltsamer und modern erzählter Roman gelungen, der von der ersten Seite an wunderbar unterhält.

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