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Sonntag, 5. Januar 2014

{Rezension} Versunkene Gräber von Elisabeth Herrmann


Cover & Verlag: Goldmann
Taschenbuchausgabe: 448 Seiten
Genre: Deutscher Krimi
ISBN: 978-3-442-47995-5
Erscheinungsdatum: 16. Dezember 2013
Preis: 9,99 €

 

Hagens Vermächtnis 

Beim Mittagessen hat Rechtsanwalt Joachim Vernau ein seltsames Zusammentreffen mit einer polnischen Anwältin. Zuzanna Makowska vertritt Vernaus Freund Jacek, der in der Nähe von Poznań einen Mann getötet haben soll. Zuzanna ist nun auf der Suche nach Vernaus Ex-Partnerin Marie-Luise, die möglicherweise Zeugin der Tat geworden sein könnte, doch Marie-Luise ist spurlos verschwunden. Vernau ist entschlossen, die Unschuld seines alten Freundes zu beweisen und reist kurzerhand nach Polen. Eine erste Spur ergibt sich auf einem alten Friedhof und bald muss Vernau erkennen, dass der Grund für den Mord in der Vergangenheit zu finden ist.




 

Mit dem erschütternden Liebesbrief eines geflohenen Soldaten, welcher die ganzen Gräuel der letzten Tage des 2. Weltkriegs wiederspiegeln, beginnt Elisabeth Herrmann ihren Kriminalroman. Inwieweit der Schreiber des Briefes mit dem heutigen Mord in Verbindung steht, bleibt lange Zeit im Dunkeln. Im Verlauf des Romans kehrt die Autorin immer wieder zum Schicksal dieses Mannes zurück und so ganz langsam erkennt man die Zusammenhänge der damaligen Geschehnisse zu dem ungelösten Fall. Und je länger die Geschichte andauert, umso vielschichtiger wird sie. Elisabeth Herrmann hat das Thema des Buches akribisch recherchiert und ihre Informationen darüber bringt die Autorin äußerst anschaulich, interessant und sehr eindringlich in den Krimi ein.

 

Zumeist verfolgt man die Recherchen von Joachim Vernau, der seine Erlebnisse selbst schildert. Fest von der Unschuld seines alten Freundes Jacek wie auch von Marie-Luise überzeugt, schlägt Vernau gerne auch einmal recht unkonventionelle und manchmal auch nicht ganz legale Wege ein, um dies auch zu beweisen und vor allem die Wahrheit über den rätselhaften Mord zu erfahren. Rätselhaft deswegen, da Opfer und der mutmaßliche Täter ganz offensichtlich absolut keine Berührungspunkte haben und sich somit nie begegnet sind. Und dann gibt es noch den geheimnisvollen Friedhof am Rande von Jaceks Weingut, aus dessen versunkene Gräber des Nachts ein Geist steigen soll.

 

Oftmals begleitet man aber auch Zuzanna Makowska bei ihrer Arbeit in Polen. Anfangs ist die junge Rechtsanwältin von der Schuld von Jacek fest überzeugt, die Indizien sind einfach zu eindeutig. Entsprechend genervt reagiert sie auf Vernaus ständige Anrufe und dessen Sturheit. Doch je mehr sich Zuzanna mit dem Fall beschäftigt, umso mehr Zweifel treten auch bei der energischen wie zielstrebigen Anwältin auf. Somit wechselt auch die Geschichte regelmäßig die Handlungsorte und man findet sich mal im quirligen, lebendigen Berlin, mal in der ruhigen ländlichen Idylle rund um Jaceks Weinberg in Polen und den umliegenden Ortschaften und Städten wieder.

 

Wie erwähnt entwickelt sich der Krimi äußerst vielschichtig und absolut unvorhersehbar. Dabei versteht es Elisabeth Herrmann hervorragend in einer ruhigen, eingängigen Schreibweise ihre Geschichte von Anfang an sehr spannend und fesselnd zu erzählen. Und trotz der Ernsthaftigkeit des Themas blitzt immer wieder ein wunderbar spitzfindiger Humor auf. Gerade die Szene als Vernau seiner Mutter schmackhaft machen möchte, dass ein Wochenende in einer Seniorenresidenz durchaus seinen Reiz haben könnte, regt immer wieder zum Schmunzeln an.

Fazit: Hochspannender Krimi mit einer sehr komplexen Story und äußerst sympathischen, detailreich beschriebenen Charakteren.

 


 

Die Autorin:
Elisabeth Herrmann wurde 1959 in Marburg/Lahn geboren. Sie machte Abitur auf dem Frankfurter Abendgymnasium und arbeitete nach ihrem Studium als Fernsehjournalistin beim RBB, bevor sie mit ihrem Roman "Das Kindermädchen" ihren Durchbruch erlebte. Fast alle ihre Bücher wurden oder werden derzeit verfilmt: Die Reihe um den Berliner Anwalt Vernau sehr erfolgreich mit Jan Josef Liefers vom ZDF. Elisabeth Herrmann erhielt den Radio-Bremen- Krimipreis und den Deutschen Krimipreis 2012. Sie lebt mit ihrer Tochter in Berlin.

2 Kommentare:

  1. Hallo Isabel,

    ich habe von dieser Krimireihe nur den 1. Band "Das Kindermädchen" gelesen und fand es damals nur mittelmäßig, weshalb ich auf die Lektüre von "Versunkene Gräber" verzichte. Deine Rezension ist aber wie immer klasse!

    Liebe Grüße
    Sabine

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    1. Hallo Sabine,

      bei mir war "Versunkene Gräber" das erste Buch der Reihe - ich fang ja gern mal mittendrin an ;), von daher kenne ich den ersten Band nicht. Schade, dass er Dir nicht so gut gefallen hat.

      LG Isabel

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