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Sonntag, 5. Oktober 2014

{Rezension} Ein Schritt zu weit von Louise Doughty

Cover & Verlag: C. Bertelsmann
Übersetzerin: Astrid Arz
Broschierte Ausgabe: 384 Seiten
Genre: Roman / London
ISBN: 978-3-570-10195-7
Erscheinungsdatum: 15. September 2014
Preis: 14,99 €



Mr. X und die Apple Tree Yard

Die Genetikerin Yvonne Carmichael sitzt wegen Mordes auf der Anklagebank. Mitangeklagt ist ihr Liebhaber. Doch wie kam es dazu, dass die angesehene Wissenschaftlerin, die glücklich verheiratet in einem Vorort von London lebt, sich auf eine stürmische Affäre eingelassen hat und nun wegen Mordes angeklagt ist?


 

Als die Anwältin während der Verhandlung beim Kreuzverhör Yvonne Carmichael nach dem kleinen Gässchen Apple Tree Yard befragt, weiß die Genetikerin, dass ihr Lügengerüst einstürzen wird. Mit dieser Szene beginnt Louise Doughty ihren Roman. In der anschließenden Rückblende erlebt man fortan die Geschehnisse, welche von Yvonne selbst erzählt werden, die schlussendlich zur Mordanklage geführt haben.

Yvonne Carmichael ist Anfang 50, mit dem Wissenschaftler Guy glücklich verheiratet und Mutter zweier erwachsener Kinder. Regelmäßig führt ihre Arbeit sie ins Londoner Parlamentsgebäude, wo sie auch eines Tages auf einen charismatischen Mann ihres Alters trifft. Ehe es sich die Genetikerin versieht, beginnt sie mit Mr. X eine leidenschaftliche wie geheime Affäre. Beide kommunizieren mit Prepaid-Handys, Yvonne weiß so gut wie nichts über ihren Liebhaber, auf private Fragen reagiert er ausweichend. Und gerade dieses Verhalten regt bei Yvonne ihre Fantasie an, macht die Affäre umso reizvoller.

Doch irgendetwas muss passiert sein, dass sich beide schlussendlich auf der Anklagebank wiederfinden. Peu á peu offenbart Louise Doughty ihren Lesern die Geschehnisse um Täuschung und Selbstbetrug. In ruhigen, leisen Tönen erzählt die Autorin ihre tiefsinnige, packende, einfühlsame Geschichte, die immer wieder unvorhersehbare Wendungen annimmt. Und nachdem man als Leser dann irgendwann weiß, warum es zur Mordanklage kam, kehrt die Geschichte wieder in den Gerichtssaal zurück. Und auch hier herrschen lange Zeit noch Lügen und Verrat vor, bis sich die ganze Wahrheit dann auf den letzten Seiten präsentiert.

Louise Doughty erzählt ihren neuesten Roman trotz der sehr ruhigen, nachdenklichen, bedrückenden Erzählweise packend und fesselnd. Und auch die Charaktere sind bis in die kleinsten Nuancen ausgefeilt entwickelt und stellenweise wenig durchschaubar. Selbst Yvonne, deren Gefühle und Gedanken man als Leser ständig verfolgt, bleibt oft noch rätselhaft und unvorhersehbar in ihrem Verhalten.


Ein leiser, ruhiger Roman über Lügen, Verrat und Selbstbetrug – packend und einfühlsam erzählt.


Die Autorin:

Louise Doughty, geboren 1963, britische Autorin und Journalistin, schreibt Romane, Hörspiele und unterrichtet Kreatives Schreiben. Sie hat bislang sechs Romane vorgelegt, auf Deutsch erschien »Eine Wiege aus Stein« (lieferbar als Goldmann Taschenbuch). Sie lebt mit ihrer Familie in London.


1 Kommentar:

  1. Liebe Isabel

    Ich beneide dich immer wieder um deinen wunderschönen Blog und um die vielen fantastischen und spannenden Bücher, die du liest. Woher nimmst du nur die Zeit dafür?

    Vielleicht möchtest du dich ja gerne ein wenig über Bücher austauschen und vielleicht hast du morgen Abend sogar Zeit.
    Ich starte nämlich morgen mein erstes "Gemütliches Lese-Miteinander", einen Lesenachmittag und -abend und würde mich über deine Teilnahme oder ein bisschen Werbung von Herzen freuen.
    Verpflichtend ist gar nichts, es geht nur um einen (hoffentlich) regen Austausch rund ums Buch und ums Lesen.
    Hier findest du noch meinen Ankündigungspost:
    http://samtpfotenmitkrallen.blogspot.ch/2014/10/ankundigung-fur-mein-erstes-gemutliches.html

    Ich wünsche dir noch einen schönen Abend und man liest sich
    Livia

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