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Donnerstag, 12. Juni 2014

{Rezension} Die Comtessa von Ulf Schiewe

Cover & Verlag: Knaur TB
Taschenbuchausgabe: 560 Seiten
Genre: Historischer Roman / 12. Jhr.
ISBN: 978-3-426-50731-5
Erscheinungsdatum: 03. September 2012
Preis: 9,99 €




Der Kampf um das Erbe von Narbona

Im Jahr 1142 reist der junge Ritter Arnaut de Montalban in die Vizegrafschaft Narbona, um dort in die Dienste des dort herrschenden Grafen von Toulouse zu treten. Doch aufgrund seines aufbrausenden Temperaments wird Arnaut abgewiesen, lernt aber den Adeligen Felipe de Menerba kennen. Dieser entsinnt gerade einen heiklen wie gefährlichen Plan und bittet Arnaut um Mithilfe. Die 15-jährige Erbin Ermengarda soll zur Ehe mit dem Grafen von Toulouse gezwungen werden, der aufgrund ihrer Minderjährigkeit die Vizegrafschaft besetzt hält und mit der Heirat rechtmäßig das Erbe eben dieser antreten könnte. Allerdings ist die junge Waise fest entschlossen, sich dieser Zwangsheirat zu entziehen und flieht zusammen mit Arnaut und Felipe. Zwar gelingt ihnen die Flucht, doch die Verfolger sind ihnen dicht auf den Fersen. 

 

Ulf Schiewe verbindet geschickt und äußerst unterhaltsam die wenig überlieferten Fakten über das Leben von Ermengarda von Narbona (1127 – 1197), die 50 Jahre eigenständig in Südfrankreich herrschte, mit fiktiven Geschehnissen und hat so einen opulenten wie packenden Roman über die Jugendjahre von Ermengarda von Narbona geschaffen. Hierbei handelt es sich übrigens um den Nachfolger von „Der Bastard von Tolosa“ und Jaufré Montalban wirkt ebenfalls in dem Roman am Rande mit.

Ermengardas Vorbild ist die junge Ehefrau des französischen Königs. Eleanor herrscht eigenmächtig in Aquitanien und Ermengarda als Erbin von Narbona sieht keine Hinderungsgründe, warum sie dies nicht auch so handhaben kann. Ermengarda ist eine dickköpfige, mutige, gebildete und warmherzige Frau, die sich für die Belange und Probleme ihres Volkes interessiert und Neuerungen aufgeschlossen ist. Natürlich entsprechen ihre Vorstellungen so gar nicht denen der Mächtigen der Vizegrafschaft und diese sehen in der jungen Erbin nur eine willenlose Frau, die für ihre Interessen passend verheiratet werden soll. Bester Kandidat hierfür ist Alfons, der Graf von Toulouse, der bereits die Fäden in Narbona zieht und beim Volk äußerst unbeliebt ist.

Ulf Schiewe greift in seinem Roman natürlich auch die politische Lage von Narbona auf, vermittelt diese sehr anschaulich und verständlich wie auch das Leben des einfachen Volkes und dem Bürgertums. Durch diese zusätzlichen Informationen wirkt der Roman atmosphärisch sehr dicht umgesetzt und die Liebesgeschichte zwischen Ermengarda und Arnaut rückt hierdurch auch nie zu sehr in den Vordergrund.

Den Großteil des Romans nimmt die Flucht von Ermengarda und ihren Treuen ein, wodurch man zudem einen bildhaften wie farbenprächtigen Streifzug durch den Süden Frankreichs erhält. Denn das anfängliche Ziel der Flüchtenden ist Barcelona, um sich die Hilfe von Bündnispartnern zu sichern, doch unvorhersehbare Geschehnisse zwingen Ermengarda und ihre Ritter, ihre Pläne bald schon zu ändern.


Fazit: Farbenprächtiger, sprachgewandter wie packend erzählter Roman über eine junge Frau, die den Kampf um ihr Erbe antritt.


Der Autor:
Ulf Schiewe wurde 1947 geboren. Eigentlich wollte er Kunstmaler werden, doch statt der "brotlosen Kunst" widmete er sich der Technik und wurde Software-Entwickler und später Marketingmanager für Softwareprodukte. Seit frühester Jugend war Ulf Schiewe eine Leseratte, den spannende Geschichten in exotischer Umgebung faszinierten. Im Lauf der Jahre erwuchs aus der Lust am Lesen der Wunsch, selbst einen großen historischen Roman zu schreiben, der in den "Bastard von Tolosa" , seinen ersten Roman, mündete. Ulf Schiewe ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in München.

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