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Mittwoch, 29. Januar 2014

{Rezension} Im dunklen Tal von Julia Keller

Cover & Verlag: Goldmann
Übersetzerin: Verena Kilchling
Taschenbuchausgabe: 512 Seiten
Genre: Amerikanischer Thriller
ISBN: 978-3-442-47992-4
Erscheinungsdatum: 20. Januar 2014
Preis: 9,99 €



Eine Kleinstadt versinkt im Drogensumpf

Vor vier Jahren ist Bell Elkins nach ihrer Scheidung mit Tochter Carla in ihre Heimatstadt zurückgekehrt und arbeitet nun als Bezirksstaatsanwältin in Raythune County / West Virginia. Eines Morgens werden scheinbar völlig grundlos in einem Diner drei alte Männer per Kopfschuss hingerichtet. Bells Tochter Carla befindet sich zu diesem Zeitpunkt gerade dort und erkennt den fliehenden Mörder. Dieser ahnt jedoch lange Zeit hiervon nichts, bis Carla beginnt zu viele Fragen zu stellen.



Es ist ein trostloses Leben in Raythune County. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Jugendlichen haben kaum Zukunftsperspektiven und der Medikamentenhandel blüht in der Region. Die starrköpfige, couragierte Staatsanwältin Bell Elkins hat diesem illegalen Handel den Kampf angesagt. Ein ambitioniertes wie scheinbar sinnloses Unterfangen. Anfangs bei dem Motiv für die Morde noch vollkommen ratlos, erhalten Bell und der Sheriff von Raythune County kurze Zeit später einen Hinweis und wieder einmal scheint der Grund für das Verbrechen im Drogenmilieu zu finden zu sein.

Julia Keller erzählt ihren Psychothriller sehr detailreich und durchaus auch atmosphärisch dicht. Man merkt sehr schnell, dass Julia Keller in dieser Region aufgewachsen ist und sich mit der Mentalität der Menschen und deren Lebensumstände bestens auskennt und so zeichnet sie auch ein sehr realistisches Bild, einschließlich des sich immer weiter verbreitenden Drogen- und Medikamentenhandels. Aber die Autorin geht auch oftmals etwas zu ausschweifend auf das Gefühlsleben ihrer Protagonistin, deren privates Umfeld wie auch auf Bells traumatische Vergangenheit sowie den sozialen und wirtschaftlichen Missständen in West Virginia ein.

Und dies wirkt stellenweise etwas zu gut gemeint, denn hierdurch verliert sich die Autorin oftmals in Nebensächlichkeiten, packt zu viele Informationen in ihren Thriller, wodurch die Spannung zeitweise auf der Strecke bleibt. So beginnt die Autorin oft eine packende, mitreißende Szene, nur um dann ihre Protagonistin ihren Gedanken nachgehen zu lassen und man erst einige Seiten später wieder der eigentlichen Szene folgt.

Und auch die Story an sich birgt nicht so viele Überraschungen oder unvorhersehbare Wendungen. Der Todesschütze wird in einem weiteren Erzählstrang früh dem Leser vorgestellt und man lernt hier einen abgebrühten, perspektivlosen jungen Menschen kennen, der sich leicht überschätzt. Das ihn seine Überheblichkeit zwangsläufig ins Verderben treiben muss, ist einem schnell klar. Sein Auftraggeber bleibt dagegen bis zum Schluss unbekannt, allerdings kann dieser aufgrund eines logischen Ausschlussverfahrens zum Ende hin erahnt werden. Und auch Claras Verhalten überrascht nicht unbedingt. Carla ist eine rebellische, starrköpfige 17-jährige, die sich in Raythune County absolut unwohl - wie im Gefängnis - fühlt. Auch mit Drogen kam sie schon in Verbindung. Carla glaubt, bereits alles vom Leben zu wissen und somit auch alles im Griff zu haben. Das ihr dies im Verlauf der Story zwangsläufig zum Verhängnis werden muss, ist offensichtlich.  

Nichtsdestotrotz versteht es die Autorin aber mit ihrem lebendigen, manchmal ruhigen, dann wieder fesselnden Schreibstil ihre Leser gut zu unterhalten. Zumal ihr Thriller ausgereifte Charaktere vorzuweisen hat, die bis in die kleinste Nebenrolle authentisch agieren.

Fazit: Die Autorin verzettelt sich ein wenig in Nebensächlichkeiten, was die Spannung mindert, überzeugt aber mit ausgereiften Charakteren und einer interessanten Story.

Die Autorin:

Die mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnete Journalistin Julia Keller wuchs in den Bergen West Virginias auf, kennt also die Menschen und die Landschaft, die die Kulisse für ihr gefeiertes Romandebüt bieten. Heute lebt die Autorin in Chicago und Ohio und arbeitet an dem nächsten Fall für die engagierte Bezirksstaatsanwältin Bell Elkins.


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