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Montag, 21. Oktober 2013

{Rezension} Das Schwert des Normannen von Ulf Schiewe


Cover & Verlag: Knaur TB
Taschenbuchausgabe: 400 Seiten
Genre: Historischer Roman / 11. Jahrhundert
ISBN: 978-3-426-51316-3
Erscheinungsdatum: 01. Oktober 2013
Preis: 9,99 €

 

Das gelobte Land

 

11. Jahrhundert: Robert Guiscard de Hauteville gehört in der Normandie zum verarmten Landadel und hält sich mit Plünderungen über Wasser. Als er dabei Wilhelm, dem Eroberer in die Quere kommt, flüchtet Robert kurzentschlossen nach Süditalien. Bereits mehrere Halbbrüder von ihm hat es ins Mezzogiorno gezogen, um dort im Dienst lombardischer Fürsten gegen die Sarazenen und Byzantiner zu kämpfen. Zu seinen Gefährten gehört auch der 17-jährige Gilbert, der bald zu Roberts engsten Vertrauten wird. Doch in Süditalien angekommen, entwickelt sich anfangs für die Normannen nicht alles so, wie sie es sich erträumt haben. 




 

Ulf Schiewe erzählt in seinem neuesten Roman die Anfänge der Besetzung Süditaliens durch die Normannen und beschreibt hierbei interessant und unterhaltsam die komplizierte politische Lage Süditaliens zur damaligen Zeit. Hervorragend recherchiert und sehr anschaulich erlebt man so das aufregende, gefahrvolle wie abenteuerliche Leben des Normannen Robert Guiscard von Hauteville (ca. 1015 – 1085), welcher den Beinamen das Schlitzohr trug. Die Geschichte selbst erlebt man aus Sicht des jungen Gilbert, der als Fünfjähriger in das Haus de Hauteville kam.

 

Die Normannen nehmen den beschwerlichen Weg ins Mezzogiorno gerne auf sich. In ihrer Heimat, der Normandie, haben sie keine Zukunftsperspektiven und Süditalien verspricht Reichtum und Einfluss. Doch die Ankunft bei Roberts Halbbruder fällt ernüchternd aus. Die Neuankömmlinge sollen auf ein weit entlegenes Lehen in Nordkalabrien ziehen. Damit unzufrieden, beginnt Robert wieder mit seinen Raubzügen, die immer wagemutiger werden und schließt sich zeitweise als Söldner dem streitsüchtigen Pandulf von Capua an, sehr zum Ärgernis seines Halbbruders.

 

Problemlos gelingt es Ulf Schiewe seinen Lesern das gefahrvolle, entbehrungsreiche Leben des 11. Jahrhunderts vor Augen zu führen, in dem ein Menschenleben oft nicht viel zählt. Die Geschichte ist durchsetzt mit einer Fülle von Informationen aus dieser Zeit. Absolut ungeschönt, abwechslungsreich und fesselnd bringt Ulf Schiewe einem so das Leben von Robert Guiscard de Hauteville und seinen Gefährten näher.

 

Robert tritt äußerst selbstsicher und zielstrebig auf, ist der geborene Anführer und wie selbstverständlich nimmt der Normanne sich das, was ihm seiner Meinung nach zusteht. Sein Führungsstil bleibt auch nicht lange den lombardischen Fürsten verborgen und so haben Robert und seine Gefährten bald einen starken Verbündeten. Sein Streben nach Macht und sein unbarmherziger Wille treiben Robert immer weiter in Richtung Herrschaft und Reichtum.

 

Aber in dem Roman geht es nicht ausschließlich um das Leben von Robert Guiscard de Hauteville und dessen Anfänge im Mezzogiorno, dem komplizierten, zerrissenen politischen Machtgefüge in Süditalien und den vielen Raubzügen und Kämpfen, hier auch die Schlacht von Civitate, bei der Robert und seine Normannen gegen Papst Leo IX. in den Kampf zogen.

 

Die Liebe kommt ebenfalls nicht zu kurz, wirkt aber eher etwas zurückhaltend in der Umsetzung. Bei der Flucht aus der Normandie ist von Anfang an auch die junge Gerlaine mit dabei, Gilberts hellsichtige Freundin, welche sehr entschlossen und selbstbewusst auftritt und bald unter den Gefährten als deren Maskottchen angesehen wird. Auch Robert, kaum in Süditalien angekommen, verliebt sich sofort in die schöne Alberada, eine Tante seines Wohltäters, dem normannischen Anführer Girard von Bonauberge.

 

Somit hält man neben einer authentisch und überzeugend erzählten Geschichte über die Eroberung Süditaliens durch die Normannen auch einen atmosphärisch dichten Roman in Händen, in dem Emotionen und die Liebe nicht zu kurz kommen, diese sich dabei aber nie in den Vordergrund drängen.

 

Fazit: Ein opulenter, spannender und äußerst interessanter Roman über die Besiedelung Süditaliens durch die Normannen.

 


 

Der Autor:
Ulf Schiewe wurde 1947 geboren. Eigentlich wollte er Kunstmaler werden, doch statt der "brotlosen Kunst" widmete er sich der Technik und wurde Software-Entwickler und später Marketingmanager für Softwareprodukte. Seit frühester Jugend war Ulf Schiewe eine Leseratte, den spannende Geschichten in exotischer Umgebung faszinierten. Im Lauf der Jahre erwuchs aus der Lust am Lesen der Wunsch, selbst einen großen historischen Roman zu schreiben, der in den "Bastard von Tolosa" , seinen ersten Roman, mündete. Ulf Schiewe ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in München.

 

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