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Donnerstag, 5. September 2013

{Rezension} Die Hebamme von Sylt von Gisa Pauly

Cover & Verlag: Rütten & Löhning
Broschierte Ausgabe: 495 Seiten
Genre: Historischer Roman / 19. Jahrhundert
ISBN: 978-3-352-00802-3
Erscheinungsdatum: 30. Mai 2011
Preis: 16,95 €




Ein altes Geheimnis

Sylt im Sommer 1872: Im Haus der Hebamme Gesche Jensen werden zwei Kinder geboren, deren Geburt ein Geheimnis umgibt. 16 Jahre später hält der Tourismus langsam Einzug auf Sylt, dank der Inselbahn. Auch die Grafenfamilie von Zederlitz verbringt den Sommer wieder auf der Insel und selbst Königin Elisabeth von Rumänien hat sich für einen Besuch angemeldet. Doch dann wird ein Diebstahl begangen und ein lang gehütetes Geheimnis droht aufgedeckt zu werden, was dazu führt, dass sich bald die Ereignisse auf der Insel überschlagen werden.

 

Gisa Pauly beginnt mit der verhängnisvollen Sommernacht vor 16 Jahren, als zwei Kinder das Licht der Welt im Hause der Hebamme erblicken. Was sich jedoch genau in dieser Sturmnacht ereignet hat, erfährt der Leser nicht. Allerdings ist das Geheimnis, um welches sich die ganze Geschichte drehen wird, schon während des Prologs mehr als offensichtlich, dennoch hält die Autorin dieses noch eine Zeitlang zurück. Somit ist das Geheimnisvolle, das Rätselhafte von Anfang an aus dem Roman genommen. Aber das ist nicht der einzige Schwachpunkt der Geschichte: Gisa Pauly wiederholt sich anfangs oft und verliert sich stellenweise einfach zu sehr in Details, sei es bei der Landschaft von Sylt, dem Kleidungsstil, den Lebensgewohnheiten ihrer Protagonisten oder aber dem gesellschaftliche Leben im späten 19. Jahrhundert.

Nach und nach baut die Autorin immer mehr Handlungsstränge in die Geschichte mit ein, bei denen auch einige historische Personen ihren Auftritt haben. Mit der Zeit verbinden sich diese losen Fäden zu einer recht unterhaltsamen Geschichte, die ab und an allerdings auch einfach nur so dahin plättschert, auch bedingt durch stellenweise etwas ausschweifende Dialoge. Da hätte ich mir zwischendurch eine etwas straffere Erzählweise gewünscht. Zum Ende hin überschlagen sich dann plötzlich regelrecht die Ereignisse, die Dramatik nimmt merklich zu und dies wirkt zum bisherigen, eigentlich recht gemächlichen Erzählrhythmus dann doch etwas überladen und nicht wirklich überzeugend.

Die Autorin geht auf das Leben der Bewohner Sylts ein, welche fast ausschließlich vom Fischfang mehr schlecht als recht leben und dem langsam erblühenden Tourismus auf ihrer Insel noch etwas skeptisch gegenüberstehen, davon aber auch schon vereinzelt profitieren können. Das absolute Gegenteil zu ihrem einfachen Leben sind die Touristen und Zugereisten der Insel. Sei es der Hamburger Arzt Dr. Leonard Nissen oder der Kurdirektor Dr. Julius Pollacsek, der für den Bau der Inselbahn verantwortlich ist. In diesem Teil der Geschichte fügt Gisa Paul auch historische Fakten mit ein, die sehr interessant sind. Bedeutend dekadenter und immer sehr auf Etikette bedacht ist dann noch der Adel zu erwähnen. Allen voran Graf Arndt von Zederlitz mit seiner unterkühlten Gattin und Tochter Elisa. Entsprechend der damaligen Zeit passt Gisa Pauly auch ihren Schreibstil an und vermittelt gut den äußerst konservativen, ja verklemmten Lebensstil des ausgehenden 19. Jahrhunderts, gerade in den Kreisen des Hochadels.

Die Geschichte dreht sich in der Hauptsache um die Hebamme Gesche und ihr Leben auf Sylt, lässt aber auch den anderen Mitwirkenden viel Raum. Doch auch wenn der Fokus oft auf Gesche liegt, bleibt sie beim Lesen eindimensional, blass und in ihren Handlungen vorhersehbar. Ähnlich erging es mir bei weiteren Protagonisten, wobei der ein oder andere dann doch noch überraschen konnte.

Fazit: Eine nette, unterhaltsame Geschichte, die jedoch sehr vorhersehbar ist und erst zum Ende hin auch fesseln kann.


Die Autorin (Quelle: Verlagsseite):
Gisa Pauly arbeitet seit 1993 als freie Schriftstellerin, Journalistin und Drehbuchautorin. Sie lebt in Münster, Westfalen. Von ihr erschienen die Sylt-Krimis spielt: "Die Tote am Watt", "Gestrandet" und "Tod im Dünengras". Ihr letzter Sylt-Krimi „Küstennebel“ schaffte es unter die Toptitel der Bestsellerliste. Als Aufbau Taschenbuch sind bisher erschienen: „Die Frau des Germanen", „Reif für die Insel“ und „Deine Spuren im Sand“. Zuletzt bei atb: „Die Hebamme von Sylt“. Im Frühjahr 2013 erscheint bei Rütten & Loening ihr neuer Roman „Sturm über Sylt“. Mehr zur Autorin unter: www.gisa-pauly.de 

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