Übersetzer: Conny Lösch
Taschenbuchausgabe: 480 Seiten
Genre: Englischer Krimi
ISBN: 978-3-453-43442-4
Erscheinungsdatum: 10. Juni 2013
Preis: 9,99 €
Terrys Vermächtnis
Der Auslandskorrespondent Terry Hewitt wird nach einem Casinobesuch
verschleppt und hingerichtet. Die Journalistin Patricia „Paddy“ Meehan ist
geschockt über den Mord an ihrem Freund aus Jugendtagen. Die Art des Mordes
deutet auf die Tat der IRA hin, doch möglicherweise hat auch sein Beruf als
Auslandskorrespondent in Krisengebieten etwas mit seinem Tod zu tun. Im Nachlass
findet Paddy einen Hinweis, doch während die Journalistin in dieser Richtung
Nachforschungen anstellt, hat der Killer sie längst ins Visier genommen.
Eines vorneweg: Vom Verlag wird „Der letzte Wille“ als
Thriller bezeichnet, meiner Meinung nach handelt es sich aber eher um einen
Krimi in bester englischer Machart. Denise Mina erzählt die Geschichte von
Paddy Meehan und ihre Suche nach dem Mörder ihres Jugendfreundes eher ruhig,
nachdenklich, stellenweise regelrecht beklemmend, hervorragend recherchiert und
mit viel Atmosphäre. Hochspannung baut sich während des gesamten Buches kaum auf,
dennoch ist immer eine hintergründige Spannung zu spüren und die einnehmende,
fesselnde Erzählweise der Autorin wie auch die komplex aufgebaute Geschichte
sorgen durchweg für beste Krimiunterhaltung.
„Der letzte Wille“ spielt im Jahr 1990, die Unruhen in
Nordirland sind auch in Schottland immer gegenwärtig und spielen auch im
vorliegenden Buch eine entscheidende Rolle. Denise Mina startet ihren Krimi
zugleich mit dem Mord an Terry. Sehr eindringlich und bedrückend beschreibt die
Autorin diese Szene. Die Verzweiflung und die Todesangst des Korrespondenten
ist regelrecht greifbar wie auch seine Ungewissheit darüber, warum er nackt im
Kofferraum des fahrenden Autos liegt. Terry stirbt, ohne zu wissen, warum.
Danach lernt man erst einmal Paddy, ihr privates wie auch
berufliches Umfeld und ihre äußerst komplizierte Beziehung zu Terry kennen. Die
Geschichte wird immer komplexer und rätselhafter, zumal die Polizei in keiner Weise
bereit ist, in Richtung IRA zu ermitteln. Und als ein weiterer Mord geschieht
und ein mysteriöser Mann ganz offensichtlich Paddy und ihren kleinen Sohn Pete
beobachtet, häufen sich die Fragen und Denise Mina versteht es sehr geschickt,
die Neugier ihrer Leser immer mehr zu steigern.
Ihre Protagonistin Paddy hat irische Wurzeln, lebt zusammen
mit ihrem guten Freund Dub und ihrem Sohn Pete in Glasgow und schreibt eine
wöchentliche, äußerst erfolgreiche Kolumne bei einer schottischen Tageszeitung.
Aufgewachsen mit drei Geschwistern, darunter zwei Brüdern, hat Paddy das
entsprechende Durchsetzungsvermögen und ein gesundes Selbstbewusstsein, ihre paar
Pfunde zu viel trägt sie mit Humor, nimmt selten ein Blatt vor den Mund und kämpft
wie eine Löwin für die Sicherheit ihres fünfjährigen Sohnes Pete. Und auch die weiteren Charaktere sind äußerst
facettenreich und stellenweise auch sehr undurchsichtig beschrieben, sodass Einige
schwer einschätzbar bleiben.
Fazit: „Der letzte
Wille“ ist ein wohldurchdachter, komplexer Krimi aus Schottland, der mit seinen
facettenreich und eigenwilligen Charakteren und einer fundiert recherchierten
Story überzeugt.
Die Autorin:
Denise Mina, geboren 1966 in Glasgow, studierte Jura und
spezialisierte sich auf den Umgang mit psychisch gestörten Straftätern.
1998 erschien ihr erster Roman. Für ihr Werk wurde sie mit dem Dagger
Award und dem Barry Award ausgezeichnet und 2012 gewann sie den
Theakstons Crime Novel of the Year Award.
Hallo,
AntwortenLöscheneine tolle Rezension. Ich persönlich habe damals in der Schule "Cal" gelesen. Ein Roman, der sich inhaltlich auch mit der IRA auseinandersetzt. Als Krimi wäre das nach dem Klappentext nicht unbedingt mein Geschmack, aber deine Meinung klingt doch sehr positiv.
Liebe Grüße,
Patricia