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Samstag, 25. Mai 2013

{Rezension} Stiller Zorn von James Sallis

Cover & Verlag: Dumont
Übersetzer: Georg Schmidt
Taschenbuchausgabe: 192 Seiten
Genre: Amerikanischer Krimi
ISBN: 978-3-8321-6235-1
Erscheinungsdatum: 21. Mai 2013
Preis: 8,99 €

Auf den Straßen von New Orleans

Im Jahr 1964 ist Privatdetektiv Lew Griffin mit einem rätselhaften Vermisstenfall beschäftigt, welcher ihn in die verschiedensten Bars und das Rotlichtmilieu von New Orleans führt. Auch privat läuft nicht alles rund, die obligatorische Whiskyflasche steht immer griffbereit auf dem Schreibtisch, die Detektei läuft schleppend, seine Ehe ist am Ende und sein Vater liegt im Sterben. Anders sieht es da beruflich schon im Jahr 1970 aus, als Lew wieder einmal eine vermisste Person sucht. Aber die äußeren Umstände täuschen und schon bald stürzt Lew gnadenlos ab. Halt findet er bei einer alten Freundin und einer neuen Liebe. Doch als sein Sohn verschwindet, merkt der Privatdetektiv, dass er endlich sein eigenes Leben in den Griff bekommen muss.


 

Die schwüle Atmosphäre, welche New Orleans mit seinen Sumpflandschaften umgibt, die angeblich täglichen Regenfälle, die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit. Dann das French Quarter mit seinen vielen Bars und dem Rotlichtmilieu, dies ist die Wirkungsstätte des schwarzen Privatdetektivs Lew Griffin. Gewalttägige Übergriffe, Rassendiskriminierung, Vergewaltigungen, Drogen und Vermisstenfälle sind Alltag, gehören zum Leben im French Quarter einfach dazu und erschüttern kaum jemanden mehr. Dies alles fängt James Sallis in seinen Krimi rund um seinen Protagonisten Lew Griffin perfekt ein.

Lew Griffin lebt und arbeitet hier. Seine Aufträge erledigt er gewissenhaft, das Menschliche kommt bei ihm nie zu kurz, er ist mit New Orleans verwachsen, dies ist seine Heimat. Aber Lew ist auch ein Suchender, ein Verlierertyp, der an der Flasche hängt. Düster, ja fast pessimistisch ist die Stimmung des Krimis oft, wobei ich hier immer die Bilder alter schwarz-weiß Detektiv-Filme vor Augen hatte, in denen ein abgehalfterter, sympathischer Schnüffler im verknautschen Anzug seinen Ermittlungen nachgeht. Diese Stimmung setzt sich auch bis ins Jahr 1990 fort, in dem die Geschichte um Lew Griffin endet.

Präzise, direkt und schnörkellos erzählt James Sallis die Lebensgeschichte seines Protagonisten Lew Griffin, der eigentlich gar nicht so gewillt ist, sein Leben in den Griff zu bekommen, immer auf der Suche nach vermissten Personen ist und sich dabei selbst immer mehr verliert. Und zwischendurch meint man sogar, nun wäre Lew zur Ruhe gekommen, hätte sein Leben im Griff. Doch der gnadenlose Absturz ist nur eine Frage der Zeit und endet in der Psychiatrie. Die Realität hat Lew wieder, doch auch aus diesem Sumpf zieht er sich wieder heraus.

Fazit: Vor der Kulisse New Orleans erzählt James Sallis schnörkellos und voller atmosphärischer Dichte die Geschichte eines Mannes, der auf der Suche nach sich selbst doch immer wieder nur vermisste Personen aufspürt und sich dabei selbst immer mehr verliert.


Der Autor:
James Sallis wurde 1944 geboren. 1992 erschien mit ›Stiller Zorn‹ der erste Roman der Lew-Griffin-Reihe, die ihn berühmt machte. 2011 wurde sein Roman ›Driver‹ mit Ryan Gosling in der Hauptrolle verfilmt. Für seinen Roman ›Der Killer stirbt‹ wurde er mit dem Hammett-Preis ausgezeichnet. Zuletzt erschien von ihm die Fortsetzung von ›Driver‹, ›Driver 2‹ (2012).

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