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Dienstag, 30. April 2013

{Rezension} Der Peststurm von Bernhard Wucherer

Cover & Verlag: Gmeiner
Taschenbuchausgabe: 569 Seiten
Genre: Historischer Kriminalroman
ISBN: 978-3839213506
Erscheinungsdatum: 04. März 2013
Preis: 12,99 €




Die Pestilenz wütet in Staufen

Während Allerortens die Folgen des Dreißigjährigen Krieges zu spüren sind, blieb Staufen bisher noch vor marodierenden Soldaten verschont. Allerdings nicht vor der Pest, die Staufen im Jahr 1635 bald fest im Griff hat. Doch die Dorfbewohner werden nicht nur Opfer des Schwarzen Todes, auch der Totengräber des Ortes hat mit der Familie des Kastellans Ulrich Dreyling von Wagrain noch eine Rechnung offen und auch Neid und Missgunst kursieren im Ort und richten sich bald gegen die jüdische Familie Bomberg.



Für das allgemeine Verständnis und einem schnelleren Zurechtfinden in der komplexen Geschichte ist es empfehlenswert, zuerst den ersten Band „Die Pestspur“ zu lesen, da Bernhard Wucherer direkt an das Ende des ersten Teils anknüpft und einem ansonsten viele Zusammenhänge nicht sofort verständlich sind.

Am Galgenbihl baumeln noch die letzten Überreste des ehemaligen Medicus Heinrich Schwarz, der aus lauter Geldgier mehrere Staufener Bürger in den Tod geschickt hatte. Doch für die Menschen in Staufen verläuft das Leben nun endlich wieder in geregelten Bahnen, vom Schrecken des vergangenen Jahres hat man sich weitgehend erholt, erste Händler erscheinen zum Markttag in Staufen und der Krieg ist noch fern, da schlägt die echte Pestilenz in Staufen zu. Für den skrupellosen Totengräber Ruland Berging ein lohnendes Geschäft, welches er weidlich auszunutzen versteht. Dabei vergisst er allerdings nicht, dass die Söhne des Kastellans sterben müssen. Hatten doch Diederich und Lodewig im vergangenen Jahr ein verhängnisvolles Gespräch zwischen ihm und dem Medicus Schwarz belauscht. Ulrich Dreyling von Wagrain wie auch seine Familie ahnen nichts von der drohenden Gefahr durch den gerissenen Totengräber.

Man sollte meinen, die Staufener hätten aus ihren Fehlern durch das Wüten der falschen Pest im letzten Winter gelernt, doch als nun der Schwarze Tod über das Dorf herfällt, sind schnell alle guten Vorsätze vergessen. Sehr eindringlich und ungeschönt beschreibt Bernhard Wucherer, wie die Dorfbewohner bald immer mehr verrohen. Der Aberglaube nimmt wieder Oberhand, schnell sind Schuldige für die Pest ausgemacht, Lebensmittel und Feuerholz werden immer knapper und bald schon stapeln sich die Pesttoten auf den Gassen. Der Hilfstotengräber Fabio kommt mit seiner Arbeit kaum noch hinterher, das Spital platzt bald schon aus allen Nähten und auf Anordnung bleiben der Kastellan und seine Familie vorwiegend im Schloss. Doch wäre dies nicht alles schon schlimm genug, geschieht auch noch ein Mord, der für einen Unfall gehalten wird.

Sehr abwechslungsreich erzählt der Autor seine Geschichte, den Schreibstil immer seinen Figuren angepasst, mal etwas derb und rau, dann wieder geschliffen und höflich. Und durch seinen bildhaften, farbenprächtigen Erzählstil gelingt es Bernhard Wucherer zudem problemlos eine atmosphärische Dichte aufzubauen, sodass man Staufen, das Schloss wie auch die Dorf- und Schlossbewohner schnell vor Augen hat. Zudem verwendet der Autor immer wieder Begrifflichkeiten aus der damaligen Zeit und lässt wie nebenbei noch eine Fülle von Informationen über das Leben von Bauern und Adligen im 17. Jahrhundert im Allgäu mit einfließen.

Gestaltet sich die Geschichte anfangs abwechslungsreich und unterhaltsam, so entwickelt sie sich im Verlauf immer mehr zu einem äußerst rasanten, fesselenden und zum Schluss hin sogar hochspannenden Kriminalroman, der es einem fast unmöglich macht, das Buch aus der Hand zu legen. Und der Schluss lässt sogar hoffen, dass es möglicherweise noch einen dritten Band geben könnte.

Fazit: Ein äußerst unterhaltsamer und zunehmend immer spannender werdender Roman, der durch fundiertes Hintergrundwissen, einer packenden Erzählweise und hervorragend beschriebenen Charakteren absolut überzeugt.

Der Autor:

Bernhard Wucherer, Jahrgang 1954, lebt wechselweise in Belgien und im Allgäu. Vor seiner Tätigkeit als Leiter einer Werbe-, Marketing- und Eventagentur war der Grafikdesigner als Schriftsetzer, Lithograf und Drucker tätig. Er ist Verfasser zahlreicher Werbetexte, Presseartikel und historischer Aufsätze.


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