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Mittwoch, 3. April 2013

{Rezension} Das Lied der Stare nach dem Frost von Gisa Klönne

Cover & Verlag: Pendo
Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
Genre: Familienroman
ISBN: 978-3-86612-324-3
Erscheinungsdatum: 26. Februar 2013
Preis: 19,99 €




Winterreise

Während ihrer Arbeit als Barpianistin auf einem Kreuzfahrtschiff erfährt Rixa Hinrichs auf Mahé vom tödlichen Autounfall ihrer Mutter. Dorothea starb fast an der gleichen Stelle, wie Rixas Bruder Ivo 12 Jahre zuvor. Zufall oder war der Unfall von ihrer Mutter gar mit Absicht herbeigeführt, da sie den Tod ihres jüngsten Sohnes nie überwunden hatte? Rixa reist zurück nach Deutschland und begibt sich in die Vergangenheit ihrer Familie. Schon bald kommt sie einem gut gehüteten Geheimnis auf die Spur, die sie in das alte Pfarrhaus ihrer Großeltern nach Mecklenburg führt. Hier verlebte Rixa mit ihren Brüdern Alex und Ivo unbeschwerte Sommerferien, doch ihre Erinnerungen trügen.



Gisa Klönne erzählt die deutsch-deutsche Geschichte der Pfarrersfamilie Retzlaff. Durch den Mauerbau wird die Familie getrennt. Rixas Mutter konnte noch rechtzeitig nach Westdeutschland flüchten und so wachsen Rixa und ihre Brüder in Köln auf. Doch die Sommerferien verbringen sie immer bei ihren Großeltern in Poserin. Eine unbeschwerte, glückliche Kindheit und Jugend, welche die Geschwister dort erleben, von einem Familiengeheimnis ahnen sie nichts.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In die Vergangenheit steigt die Autorin im Jahr 1915 ein und so verfolgt man die letzten Jahre des 1. Weltkriegs aus der Perspektive von Rixas Großeltern Elise und Theodor. Theodor erlebt als Soldat die Schrecken des Krieges, den Tod seines geliebten Bruders Richards wie auch die bitteren Jahre während der Inflation, als selbst ein Laib Brot kaum noch bezahlbar ist. Theodor wird Pastor und heiratet Elise, das erste  Kind wird geboren und sie leben sich in Poserin ein. Mit Adolf Hitler hoffen sie auf Besserung, doch der Schrecken des 2. Weltkriegs macht auch vor Mecklenburg nicht halt und Theodor muss seinen Irrtum erkennen. Der angesehene Pastor tritt aus der Partei aus, was für die damalige Zeit brandgefährlich, wenn nicht sogar tödlich war.

Auf der anderen Seite verfolgt man Rixa bei der Suche nach ihren Wurzeln. Die Musikerin träumte immer von einer großen Karriere als Pianistin, doch dieser Traum wurde zerstört durch den Tod ihres Bruders. Bis heute ist Rixa über seinen Tod nicht hinweggekommen, gibt sich die Schuld daran. Für die Geschichte von Rixa hat Gisa Klönne die Ich-Form gewählt und hierdurch verfolgt man sehr eindringlich die Trauerbewältigung von Rixa. Der Tod ihrer Mutter belastet sie sehr, er ist für sie unerklärlich, was sie letztendlich auch zur Suche nach dem Grund ihres Todes verleitet und sie so auf das Familiengeheimnis stoßen lässt. Doch hier trifft sie bei ihren Tanten und Onkeln auf eine Mauer des Schweigens, keiner will hierüber reden, viel zu schmerzlich sind die Erinnerungen daran.

Warmherzig und gefühlvoll setzt Gisa Klönne dies um, doch stellenweise hätte ich mir auch gewünscht, dass die Geschichte ein wenig zügiger erzählt wird. Ihre Charakterzeichnungen sind hervorragend. Problemlos nehmen Rixa, Theodor und Elise Gestalt an, man taucht problemlos in die verschiedenen Zeitepochen ein, durchlebt mit Rixas Großeltern die Schrecken der beiden Kriege und spürt die Verzweiflung und Trauer von Rixa. Und stellt sich dabei immer wieder die Frage, welches Geheimnis die Pastorenfamilie über Jahrzehnte versuchte zu verbergen und ob die beiden Unfälle von Ivo und Dorothea wirklich nur Unfälle waren.

Fazit: Ein gefühlvoller, atmosphärisch dicht erzählter Familienroman mit hervorragend gezeichneten Charakteren.
 


Die Autorin (Quelle: Verlagsseite):
Gisa Klönne, geboren 1964, studierte unter anderem Anglistik und Germanistik, arbeitete als Zeitschriftenredakteurin und freie Journalistin. 2005 erschien ihr erster, hoch gelobter Kriminalroman, »Der Wald ist schweigen«, der sofort ein großer Erfolg wurde. Vier weitere Romane um die Kommissarin Judith Krieger folgten. Alle wurden in mehrere Sprachen übersetzt. 2009 erhielt Gisa Klönne den Friedrich-Glauser-Krimipreis. Mit »Das Lied der Stare nach dem Frost« legt sie erstmals einen Familienroman vor. 

Weitere Bücher der Autorin:


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