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Montag, 29. Oktober 2012

{Rezension} Die Hure Babylon von Ulf Schiewe


Verlag und Cover: Droemer Knaur
Gebundene Ausgabe: 576 Seiten
Genre: Historischer Roman / 12. Jahrhundert
ISBN: 978-3-426-19930-5
Erscheinungsdatum: 02. November 2012 (bereits lieferbar)
Preis: 19,99 €



„… von denen die auszogen, die Heiden zu töten …“

Im Jahr 1144 wird die Grafschaft Edessa von den Muslimen erobert und die verbliebene Kreuzfahrerherrschaft gerät in arge Bedrängnis. Dies nimmt Papst Eugen III.  zum Anlass, den zweiten Kreuzzug auszurufen. Diesem schließen sich im Frühsommer des Jahres 1147 auch der französische König Ludwig VII., seine Frau, die aquitanische Herzogin Eleonore sowie der deutsche König Konrad III. an. Doch der Kreuzzug soll nicht von Erfolg gekrönt sein.

Anfangs noch voller Optimismus und Tatendrang brechen die Kreuzritter auf, mit dabei auch Ritter des noch relativ jungen Ordens der Tempelritter. Mit der Ankunft in Kleinasien jedoch beginnen erste Scharmützel mit den Seldschuken, welche sich schon bald massiv ausweiten und viele Todesopfer unter den Kreuzfahrern fordern. Und auch die versprochene Versorgung der Byzantiner fällt für das Kreuzfahrerheer eher mager aus und so fordern nicht nur die unmenschlichen Strapazen und die blutigen Kämpfe ihre Opfer, sondern auch nagender Hunger. Ein stark dezimiertes Kreuzfahrerheer erreicht im Jahr 1148 schließlich Antiochia.



Ulf Schiewe schildert anhand seines Protagonisten, dem jungen Edelmann Arnaut, diese strapaziöse und gefahrvolle Reise ins Heilige Land. Nachdem seine Geliebte, Vizegräfin Ermengarda von Narbonne, ihr Kind verloren hat, sieht Arnaut dies als Strafe Gottes an und nimmt das Kreuz, um Buße zu tun. Er schließt sich dem fränkischen Heer an und zieht mit diesem Richtung Osten. Doch es dauert nicht lange bis Arnaut feststellt, dass im Namen Gottes barbarische Gräueltaten begangen werden, die ihn an der Sinnhaftigkeit dieses Kreuzzuges und an seinem Glauben zu Gott zweifeln lassen.

Seinen historischen Roman hat der Autor in mehrere Bücher aufgeteilt, die jeweils mit den Erlebnissen von Ermengarda von Narbonne beginnen. So erhält man einen sehr guten Überblick darüber, wie es Abt Bernhard von Clairvaux, der von Papst Eugen III. entsandt wurde, mit seinen flammenden Predigten gelingt, immer wieder Männer für den Kreuzzug anzuwerben, wie andere Glaubensmänner diesem Aufruf gegenüberstehen und vor allem aber auch, wie die Zurückgebliebenen hiermit umgehen. Dieser Erzählstrang erstreckt sich über wenige Seiten und wird aus Sicht von Ermengarda erzählt. Danach wechselt der Autor zu den Erlebnissen von Arnaut und dem Kreuzfahrerheer.

Ulf Schiewe schildert diesen Kreuzzug jedoch nicht ausschließlich aus der Perspektive des jungen Edelmanns, sondern geht zudem auf politische Geschehnisse ein, gerade auch was das Verhalten von Ludwig VII. in Antiochia angeht und welche Rolle Herzogin Eleonore von Aquitanien hier innehat.

Farbenprächtig, bildhaft, prall, voller Emotionen, fesselnd und spannend erzählt Ulf Schiewe die Erlebnisse von Arnaut und seinen Freunden und entführt einen somit problemlos in das 12. Jahrhundert, wobei der Autor äußerst geschickt historische Fakten mit fiktiven Geschehnissen verknüpft. Zudem vermittelt Ulf Schiewe sein fundiertes Wissen zu dem Thema äußerst informativ und unterhaltsam und man erhält so ganz nebenbei noch einige sehr interessante Geschichtsstunden.    

Im Roman wird nichts verklärt, sondern Ulf Schiewe geht kritisch mit den Geschehnissen des zweiten Kreuzzuges um und vermittelt einem dadurch einen ungeschönten Blick auf die Sinnlosigkeit der Kreuzzüge und auf die unbegrenzte Macht der Kirche. Man leidet mit den Kreuzfahrern, kann ihre Ängste, ihre Verzweiflung, ihren Hunger, ihren Schmerz, den hilflosen Kampf gegen Dreck, Ungeziefer und Krankheiten jederzeit nachempfinden, wie auch ihre Zweifel an der Richtigkeit dieses Kreuzzuges und ob dies alles tatsächlich Gottes Wille sein soll.

Auch die Charaktere sind bis in die kleinste Nebenrolle perfekt herausgearbeitet, entwickeln sich im Verlauf der Geschichte weiter, überraschen einen immer mal wieder und wirken in ihrem Handeln jederzeit sehr menschlich.  

Fazit: Ein farbenprächtiger und hervorragend recherchierter Historienroman, dem es durch seine spannende, abenteuerliche Geschichte problemlos gelingt, einem die gefahrvolle Reise der Kreuzfahrer im 12. Jahrhundert näher zu bringen. Für mich einer der besten Historischen Romane, die ich seit langem gelesen habe.

Der Autor (Quelle: Verlag):
Ulf Schiewe wurde 1947 geboren. Eigentlich wollte er Kunstmaler werden, doch statt der "brotlosen Kunst" widmete er sich der Technik und wurde Software-Entwickler und später Marketingmanager für Softwareprodukte. Seit frühester Jugend war Ulf Schiewe eine Leseratte, den spannende Geschichten in exotischer Umgebung faszinierten. Im Lauf der Jahre erwuchs aus der Lust am Lesen der Wunsch, selbst einen großen historischen Roman zu schreiben, der in den "Bastard von Tolosa" , seinen ersten Roman, mündete. Ulf Schiewe ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in München.  

Bücher des Autors:

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