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Dienstag, 9. Oktober 2012

{Rezension} Die Herrin der Päpste von Eric Walz



Taschenbuchausgabe: 640 Seiten
Genre: Historischer Roman
ISBN: 978-3442364930
Erscheinungsdatum: 11. September 2006
Preis: --,--€


Eine Frau geht ihren Weg

Im Jahr 963 steht in Rom die Senatrix von Rom vor Gericht. Marocia ist wegen Hochverrats angeklagt, ihr droht der Tod. Diesen Prozess nimmt die alte Dame zum Anlass, auf ihr bewegtes Leben zurückzuschauen. Mit gerade mal 16 Jahren wird sie von ihrer Mutter, Senatrix von Rom, an den Papst verschachert. Sergius III. ist dem jungen Mädchen verfallen und auch Marocia entwickelt mit der Zeit Gefühle für ihn. Aber nur als Gespielin des Papstes zu leben, ist der ehrgeizigen jungen Frau zu wenig. Sie erkämpft sich auf raffinierte Weise im Verlauf ihres Lebens immer mehr Macht und Einfluss. Doch dies hat ihren Preis. Mit über 90 Jahren stirbt Marocia in einem Kloster und blickt auf ein Leben als Herrin der unterschiedlichsten Päpste zurück, lernte die Mächtigen ihres Jahrhunderts und die Liebe ihres Lebens kennen.



Eric Walz historischer Roman erzählt die Geschichte von Marozia, die im 10. Jahrhundert in Rom geboren wurde und der ein Verhältnis mit Papst Sergius III. nachgesagt wurde, aber sie soll auch in dritter Ehe mit Hugo, dem italienischen König, verheiratet gewesen sein und einer ihrer Söhne wie auch ein Enkel von ihr wurden zum Papst gewählt. Eine interessante Frau, die ein bewegtes Leben geführt hatte. Und dieses bewegte Leben der Marozia oder Marocia erzählt Eric Walz in seinem Roman „Die Herrin der Päpste“.

In das Leben der Marocia steigt der Autor mit ihrer Kindheit ein und hier mit einer äußerst makabren Szene. Zusammen mit ihren Eltern verfolgt Marocia die Leichensynode im Lateran. Bei diesem kirchlichen Schauprozess hatte Papst Stephan VI. seinen Vorvorgänger exhumieren und wegen angeblicher Missbräuche während seines Pontifikats aburteilen lassen. Bei diesem Schauprozess stürzt die Kirche ein und löst eine Revolte in Rom aus. Marocia und ihre Eltern entgehen dem Mob nur knapp.

Ihre Kindheit verbringt Marocia in der Villa ihrer Eltern, wird von der Außenwelt abgeschottet und kennt Rom nur von Hörensagen. Da das Mädchen sich in der Villa wie eine Gefangene fühlt,  stürzt sich die wissbegierige Marocia in das Lernen und interessiert sich  früh für die politischen Geschehnisse der damaligen Zeit. Durch Intrigen wird ihre Mutter Theodora Senatrix von Rom und als Marocia gerade einmal 16 Jahre ist, verschachert ihre Mutter sie an Papst Sergius III., um ihre Machtstellung zu sichern. Doch Marocia ist eine Kämpferin. Sie ordnet sich nicht ihrer Mutter unter, sondern geht ihren eigenen Interessen nach. Nach Sergius Tod, wird Marocia mit dem Markgraf von Spoleto, Alberich I., verheiratet. Als Herzogin baut sie fortan ihre Macht aus, zieht im Hintergrund die Fäden, lehnt sich gegen Byzanz, den Interessen ihrer Mutter und gegen König Berengar I. vom Italien auf, führt ein gefährliches, aber auch äußerst interessantes Leben. Doch ihre steigende Macht fordert auch einen hohen Preis von ihr.

Opulent, bildhaft und farbenprächtig, so kann man den Roman von Eric Walz beschreiben. Problemlos gelingt es ihm, einen in das 10. Jahrhundert zu entführen, Rom einen vor Augen zu führen und Sympathien für seine eigenwillige Protagonistin zu wecken, die absolut nicht in das gängige Schema der Frauen im Mittelalter passte. Sein Schreibstil ist jederzeit sehr fesselnd, manchmal ein wenig detailverliebt, aber immer flüssig und einnehmend.

Die Geschichte ist zumeist aus Sicht von Marocia erzählt, ab und an wechselt der Autor aber auch einmal kurz die Handlungsstränge, was einem einen kleinen Einblick in das Denken der weiteren Mitwirkenden gibt und so auch zeigt, wie andere Personen zu Marocia stehen, wer auf ihrer Seite, wer neidisch auf ihren Einfluss ist und wer versucht, diesen Einfluss zu schmälern. So bleibt die Geschichte über die rund 600 Seiten immer sehr abwechslungsreich, spannend und unterhaltsam erzählt.

Auch die Charaktere sind hervorragend beschrieben und nehmen fast sofort Konturen an. Der interessanteste Charakter ist natürlich Protagonistin Marocia. Schon als Kind äußerst neugierig, wissbegierig und mutig, schwört sie sich beim Einzug in den Lateran mit 16 Jahren, sich nicht mehr unterkriegen zu lassen und soweit wie möglich über ihr Leben selbst zu bestimmen. Natürlich gelingt es ihr nicht immer, aber Marocia geht sehr zielstrebig ihren Weg, auch wenn sie sich hierdurch nicht nur Freunde macht.

Fazit: Eine opulent und äußerst unterhaltsam erzählte Geschichte einer bemerkenswerten Frau, die im 10. Jahrhundert an den Fäden der Macht in Italien zieht.

Der Autor:
Eric Walz wurde 1966 in Königstein im Taunus geboren. Im Jahr 2002 erfüllte er sich den Jugendtraum, Bücher zu schreiben. Sein Debütroman Die Herrin der Päpste wurde auf Anhieb ein großer Erfolg. Zuletzt erschien von ihm im Juni 2010 Die Sündenburg. Eric Walz lebt heute als Schriftsteller in Berlin.
Website des Autors: Eric Walz

Weitere Bücher des Autors: 

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