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Dienstag, 25. September 2012

{Rezension} Der Engelmörder von Erica Spindler

Verlag: MIRA Taschenbuch

Übersetzer: Ralph Sander
Taschenbuchausgabe: 512 Seiten
Genre: Amerikanischer Thriller / Rockford/Illinois
ISBN: 978-3-89941-347-2
Erscheinungsdatum: 04. August 2008
Preis: 7,95 €


Die schlafenden Engel

Was für eine grauenhafte Vorstellung: Die Eltern schlafen friedlich und nebenan wird im Kinderzimmer ihre 10jährige Tochter vom Engelmörder erstickt. Drei blonde Mädchen müssen 2001 auf diese Weise sterben. Detective Kitt Lindgren konnte den Engelmörder damals nicht fassen, zur selben Zeit starb zudem ihre Tochter Sadie an Leukämie. Kitt flüchtete sich in den Alkohol und ihr Mann Joe reichte die Scheidung ein. Nun sind fünf Jahre vergangen, Kitt ist  mittlerweile trockene Alkoholikerin und hat seit kurzem ihre Dienstmarke wieder, da kehrt der Engelmörder zurück. Doch dieses Mal gibt es eine kleine Abweichung bei den toten Mädchen. Haben Kitt und ihre neue Kollegin M.C.  Riggio es hier mit einem Nachahmer zu tun? Während die beiden Detectives noch in den Anfängen ihrer Ermittlungen stecken, nimmt der Engelmörder mit Kitt Kontakt auf.


Der Prolog ist ein kleiner Rückblick in die Geschehnisse von 2001 in Rockford/Illlinois, an denen Kitt beinahe zerbrochen wäre. Heute ist sie clean und stürzt sich voller Elan in die Ermittlungen um den Engelmörder. Sehr zum Ärgernis ihrer neuen Kollegin M.C., die ursprünglich für den Fall verantwortlich war. So ist eine gute Zusammenarbeit nicht gerade zu erwarten, aber Kitt und M.C. sind starke Charaktere und so merken sie schnell, dass sie zusammenarbeiten und sich vertrauen müssen, um gegen den Engelmörder erfolgreich zu sein. Also raufen sich die beiden Frauen zusammen und merken dann doch recht schnell, dass sie sich so unsympathisch gar nicht sind.

Die Erzählstränge wechseln zumeist zwischen M.C. und Kitt, aber auch der Engelmörder wie auch der Nachahmer kommen gelegentlich zu Wort. Natürlich hinterlässt Erica Spindler hierbei keine Hinweise auf deren Identität, sodass ein Rätselraten bis zum Schluss angesagt ist. Allerdings versteht es die Autorin auch wieder einmal gut, einen in Bezug auf den bzw. die Täter im Unklaren zu lassen. Im Verlauf des Thrillers gibt es immer mal wieder den ein oder anderen Verdächtigen, der eine ist dabei überzeugender angelegt als der Andere. Aber ob es sich hierbei wirklich um den Engelmörder handelt, verrät Lisa Jackson erst im ziemlich temporeichen Ende, das schlüssig umgesetzt ist und bezüglich des Falls keine Fragen mehr offen lässt.

Rasant und fesselnd ist zumeist die komplette Handlung und Lisa Jackson versteht es wieder gekonnt, einen fast durchgehend an ihren Thriller zu binden. Selten nimmt sie einmal die Spannung heraus und räumt hier dem Privatleben von M.C. und Kitt etwas Raum ein, was durchaus angenehm und unterhaltsam ist.

Ihre Charaktere sind durch die Bank weg facettenreich beschrieben und nehmen fast augenblicklich Konturen an. Im Vordergrund steht Kitt, die weder über den Tod ihrer Tochter noch über die Scheidung von Joe hinweg ist. Zudem gibt sie sich bis heute die Schuld daran, dass der Engelmörder damals nicht gefasst werden konnte. Mit ihrer seelischen Verfassung steht es immer noch nicht zum Besten und wird zudem durch die Telefonkontakte vom Engelmörder auf eine harte Probe gestellt.

M.C. dagegen ist eine äußerst resolute, selbstbewusste, toughe Frau, die äußerst ehrgeizig ist und Kitt anfangs nicht über den Weg traut. M.C. hat nur ihre Karriere im Sinn und der einzige Mensch, der ihr Angst einjagen kann, ist ihre Mutter, eine italienische Mama durch und durch, für die der Beruf ihrer einzigen Tochter ein absolutes Unding ist und sie M.C. lieber verheiratet sehen würde. 

Eiskalt und äußerst arrogant agiert dagegen der Engelmörder, der sein perfides Spiel mit Kitt mehr als zu genießen scheint, zumal er ganz offensichtlich den Namen des Nachahmers kennt und Kitt hier immer wieder hinhällt.

Fazit: Ein solider, durchweg sehr spannend angelegter Thriller mit einer Story, die einem in Sachen Täter und Motiv lange miträtseln lässt und zudem wieder mit sauber herausgearbeiteten Charakteren überzeugen kann.

Der Autorin:
Es war eine Sommergrippe, die Erica Spindler dazu veranlasste, ihr erste Romance zu schreiben. Eigentlich wollte sie Malerin werden. Doch als sie im Juni 1982 im Supermarkt eine Riesenpackung Tempos kaufen musste, gab ihr die Kassiererin einen Liebesroman als Werbegeschenk mit. Wieder zu Hause, fing Erica Spindler zu schmökern – und war auf Anhieb begeistert!

In den folgenden sechs Monaten las sie jede Romance, die sie in die Finger bekam. Schließlich entschloss sie sich, selbst einen Lieberoman zu schreiben, und kaum hatte sie damit begonnen, wusste sie, dass sie ihre wahre Berufung gefunden hatte.

Erica und ihr Mann, der als Werbefachmann arbeitet und den sie als witzig, gut aussehend und ein bisschen frech beschreibt, haben sich auf der Kunsthochschule kennen gelernt und sind seitdem ein Paar. Sie haben zwei Söhne – der ältere war fast zehn, als der jüngere geboren wurde.

Die Familie lebt außerhalb von New Orleans im amerikanischen Bundesstaat Louisiana. Ursprünglich stammt Erica aus Illinois. Die Art und Weise, wie sie auf New Orleans verfiel, ähnelt dem Beginn ihrer Karriere als Autorin – es war schicksalhaft. Sie und ihr Mann, damals Studenten, waren nach New Orleans gekommen, um eine ägyptische Ausstellung zu besuchen. Da die Schlange an der Kasse sehr lang war, hatten sie zwei Möglichkeiten: entweder den ganzen Tag zu warten oder auf Erkundungstour zu gehen. Sie entschlossen sich zum Sightseeing und verliebten sich Hals über Kopf in die romantische Stadt am Mississippi.

Wer Erica Spindlers Romances liest, dem entgeht nicht, dass die erfolgreiche Autorin ganz besonders von Psychologie und gesellschaftlichen Entwicklungen, der Frage nach Gut und Böse, fasziniert ist. Diese Thematik, gepaart mit einem scharfen Blick für die Rollen von Mann und Frau in einer Liebesbeziehung, machen ihre Romane zu einem überaus spannenden, sehr emotionalen Leserlebnis.

Weitere Bücher der Autorin:

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