Verlag: Gmeiner Verlag
Genre: Deutscher Krimi / Regionalkrimi / Spaichingen
Paperback-Ausgabe: 307 Seiten
ISBN: 978-3-8392-1315-5
Erscheinungsdatum: 16. Juli 2012
Preis: 11,90 €
Der arme Thorben
und sein Männerschnupfen
Nach dem Gottesdienst wird in der Spaichinger Klosterkirche
eine Leiche gefunden. Der Brauereibesitzer von Spöttinger Bräu wurde während
des Gottesdienstes erwürgt. Kommissarin Verena Hälble und ihr Assistent Thorben
Fischer beginnen mit den Ermittlungen und auch Pater Pius interessiert sich sehr für den
Fall. Schließlich ist der Brauereibesitzer in seiner Klosterkirche ermordet
worden. Und schon bald führt eine Spur den Pater zusammen mit Verena nach
Berlin.
Das Autorenduo Porath/Braun beginnt gleich mit dem Mord an
dem erfolgreichen Brauereibesitzer und hierdurch erscheinen Verena und ihr
Assistent Thorben fast sofort auf der Krimibühne. Beide sind mittlerweile ein
Paar, die Kabbeleien des 1. Bandes sind beendet und turteln ist nun angesagt.
Und natürlich ist auch Pater Pius‘ Neugier sofort geweckt und so stellt der
Ordensmann wieder einmal eigene Ermittlungen an und unterstützt Verena
entsprechend. Und so fängt der Krimi wieder vielversprechend an.
Doch schon bald wird Thorben von einer schrecklichen
Krankheit geplagt: Männerschnupfen. Anfangs ist dies ja noch ziemlich witzig, mit
der Zeit nerven die ständigen Bemerkungen über verstopfte Nase, kratzenden
Hals, Fiebermessen und dem ständig bemitleidet werden wollen einfach nur noch.
Und nach gefühlten 40 eingeworfenen Aspirintabletten und sonstigen Medikamenten
fragt man sich irgendwann schon, ob das Autorenduo einen Deal mit einem Pharmakonzern
geschlossen hat. Und in seiner Wehleidigkeit wird Thorben auch noch fleißig von der verliebten Verena unterstützt. Hier hätte ich mir öfter ein paar kleine zynische Seitenhiebe gewünscht, anstelle des ständigen Bemuttern und bedauert werden, zumal Thorben nun wirklich nicht krank ist und mehr die Erkältung herbei sehnt.
Somit konzentriert sich eigentlich der Krimi bald auf die eingebildete Grippe von Thorben, die Ermittlungen laufen eher am Rande und
sind stellenweise schon ziemlich hanebüchen. So werden Informationen auf illegale Weise besorgt und an andere Dienststellen weitergeleitet. Es wird eine
Verhaftung geschildert, die einfach nur absolut überzogen ist und mit
Sicherheit nicht zum Polizeialltag gehört. Und warum ausgerechnet die Reise
nach Berlin auf privater Basis erfolgen muss, ist mir auch nicht so recht
eingeleuchtet.
Ich mag Krimis, die viel Wert auf Lokalkolorit und gern auch auf eine
unterhaltsame, lustige Story legen und die Ermittlungsarbeit kann dabei ruhig in den Hintergrund rutschen. Aber ab und an darf es auch einmal richtig
spannend werden und vor allem sollte die Story glaubwürdig sein. Lokalkolorit ist bei "Klosterbräu" reichlich vorhanden, ab und an lassen Porath/Braun die Spaichinger auch im Dialekt reden und man erfährt einiges über das Städtchen nahe Tuttlingen. Die Aktionen
jedoch von Verena und Thorben wirken oft zwanghaft witzig, hier fehlt einfach
die Lockerheit des 1. Bandes, von Ermittlungsarbeit kaum eine Spur, Pater Pius kommuniziert bald mehr mit seinem Herrn, als das er eigene Ermittlungen anstellt, die Story wirkt
stellenweise ziemlich überzogen und Spannung ist fast keine vorhanden.
Auch die Auflösung des Falls konnte mich nicht wirklich überzeugen.
Seitenlang finden kaum Ermittlungen statt und dann auf den letzten paar Seiten
fällt der Täter regelrecht vom Himmel. Und wo ist der Stephen King lesende und
die Stones hörende Pater Pius geblieben? Im 2. Band wirkt er blass und
uninteressant. Gelungen sind die gelegentlichen Einschübe von Zoran
Zivkovic mit seinem Radio Donauwelle, die fast schon einen eigenständigen Krimi liefern.
Fazit: Wirklich schade. Der erste Band „Klostergeist“ hatte
mich überzeugt mit originellen Charakteren und einer witzigen,
spannenden Story. Der vorliegende 2. Band nervt stellenweise sehr mit dem Thema Männerschnupfen
und die Story kann nicht wirklich überzeugen.
Die Autoren:
Silke
Porath, Jahrgang 1971, lebt mit Mann, drei Kindern, Hund und allerlei
Kleinvieh in Spaichingen. Sie arbeitete als Zeitungsredakteurin und
PR-Beraterin, ist bis heute Dozentin für Kreatives Schreiben.
Andreas Christoph Braun, 1964 in Stuttgart geboren, lebt heute wieder in
Stuttgart. An der Universität Tübingen studierte er Humanmedizin, ehe
er nach dem Physikum die Richtung wechselte und in Würzburg ein Studium
der Kunstgeschichte, Archäologie und Geschichte absolvierte.
Zoran Zivkovic, Jahrgang 1969, stammt aus dem ehemaligen Jugoslawien. Er
lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Höchberg. Der Sozialpädagoge
wuchs auf der Schwäbischen Alb auf und drückte dieselbe Schulbank wie
Silke Porath. Zoran Zivkovic arbeitet als Seminarleiter und
Bildungsreferent in Würzburg.
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