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Mittwoch, 29. Februar 2012

{Rezension} Vor dem Regen kommt der Tod von Lieneke Dijkzeul




Verlag: dtv-Verlag
Broschierte Ausgabe: 336 Seiten
ISBN: 978-3-423-24855-6
Genre: Europäische Thriller / Niederlande
Erscheinungsdatum: September 2011
Preis: 14,95 €



Verzwickter, komplexer Thriller

An einem schwülen Abend im August wird die junge Polizistin Renée  vor ihrer Haustür brutal überfallen. Nur mit Glück kommt sie schwer verletzt mit dem Leben davon. Natürlich laufen die Ermittlungen von Inspecteur Vegter und seinem Team auf Hochtouren, doch es ist einfach kein Verdächtiger zu finden. Da wird kaum eine Woche später wieder eine junge Frau angegriffen, sie hat jedoch nicht so viel Glück wie Renée und stirbt bei dem Überfall. Schnell ist klar, dass hier der derselbe Täter am Werk war, denn beide Frauen sind rothaarig und während Renée nur zum Teil skalpiert wurde, fehlt der toten jungen Frau das gesamte Kopfhaar. Und auch die Galeristin Vivienne ist rothaarig und wundert sich seit einiger Zeit über das merkwürdige Verhalten ihres Mannes John. Als sie in den Medien erfährt, dass zwei rothaarige Frauen Opfer eines brutalen Überfalls wurden, wächst in ihr ein grauenvoller Verdacht.

Spannungsgeladen und voller Nervenkitzel beginnt Lieneke Dijkzeul ihren Thriller mit dem brutalen Überfall auf Renée und wie sie in letzter Sekunde gerettet werden kann. Und dann ist es vorbei mit der vordergründigen, greifbaren Spannung und die Autorin legt den Fokus fortan mehr auf die Psyche der einzelnen Personen. Und dies gelingt ihr absolut überzeugend. Sie beschreibt alle Beteiligten in ihrem Verhalten überzeugend und authentisch und gleichzeitig erzählt sie die Story fesselnd und vielschichtig.

Lieneke Dijkzeul stellt hier klar die seelischen Konflikte ihre Mitwirkenden in den Vordergrund: die junge Polizistin, die mit den Folgen des Überfalls klar kommen muss; dem Inspecteur, der immer noch nicht recht den Tod seiner Frau überwunden hat und sich seiner Gefühle zu Renée nicht recht im klaren ist; der Galeristin Vivienne, die durch ihre Behinderung ständig an sich selbst zweifelt und bis heute nicht verstehen kann, wie ihr gutaussehender, sportlicher Ehemann sie überhaupt heiraten konnte. Ja, und dann noch der Mörder selbst. Dieser braucht Pillen, um sich aufzuputschen, ist voller Arroganz und restlos von sich und seinem Können überzeugt. Und so rückt die Ermittlungsarbeit eher in den Hintergrund, man ist jedoch ständig über den aktuellen Stand des Falls informiert.

Voller Intensität, flüssig und absolut fesselnd ist der Schreibstil von Lieneke Dijkzeul. Sie präsentiert einem recht schnell ihren Mörder, mit der Zeit lernt man ihn und sein krudes Denken kennen und bald ist klar, warum er die Frauen tötet. Etwas zu selben Zeit, wie dies auch seiner gehbehinderten Frau bewusst wird. So entwickelt sich bald ein regelrechtes Katz-und-Maus-Spiel. Und mit ihrem ruhigen, einnehmenden Schreibstil gelingt es der Autorin problemlos, durchweg eine unterschwellige Spannung aufrecht zu erhalten. Ständig wartet man darauf, dass wieder etwas passiert, die Story wieder eine neue Wendung annimmt und man wird nicht enttäuscht.

Ihre Charaktere sind alle sehr detailreich beschrieben, überraschen einen immer wieder in ihrem Verhalten, wirken in ihren Handlungen überzeugend und nehmen hierdurch schnell Konturen an. Und da die Autorin viel Wert auf Details bei ihren Charakterbeschreibungen legt, auf deren Gefühlwelt eingeht und das Privatleben mehr in den Fokus des Thrillers stellt, hat man fast augenblicklich ein Bild von allen Beteiligten vor Augen.

Fazit: Ein ruhiger, aber dennoch überaus spannender Psychothriller, der seinen Fokus eindeutig auf die Charaktere und die Story legt und bei dem Ermittlungsarbeit und effekthaschende Szenen eher nebensächlich sind. Ein Thriller, der sich klar aus der Masse abhebt.
Die Autorin:
Lieneke Dijkzeul hat bereits mehrere Romane veröffentlicht. Sie gilt als eine wichtigsten Kriminalautorinnen der Niederlande. Für "Vor dem Regen kommt der Tod" wurde sie für den »Gouden strop«, die bedeutendste niederländische Krimi-Auszeichnung, nominiert.

1 Kommentar:

  1. Danke für die Rezi!
    Klingt nach einem guten Psychothriller. Mal was Anderes. :)
    Freue mich über den Lesetipp!

    LG
    Lilly

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