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Donnerstag, 2. Februar 2012

{Rezension} Die Bücherdiebin von Markus Zusak


Gebundene Ausgabe: 592 Seiten
Genre: Historischer Roman
ISBN: 978-3764502843
Erscheinungsdatum: 27. Februar 2008
Preis: 19,95 €





Das Leben in der Himmelstraße

Im Jahr 1939 reist die neunjährige Liesel Memminger zusammen mit ihrem kleinen Bruder zu Pflegeeltern in einen kleinen Ort vor München. Doch ihr Bruder soll dort nie ankommen und Liesel stiehlt ihr erstes Buch „Handbuch für Totengräber“. Mit Hilfe ihres Pflegevaters Hans und diesem Buch lernt Liesel schon bald lesen. Und es wird nicht das letzte Buch sein, welches den Weg zur ihr findet. Mal rettet sie eines vor den Flammen der Nazis, dann wiederum bekommt Liesel welche geschenkt. Während die Anzahl der Bücher im Laufe der Jahre zunimmt, durchlebt die Bücherdiebin das Grauen des 2. Weltkriegs, der erst spät, aber dann umso heftiger auch nach Molching kommt.

Der Tod selbst erzählt hier die Geschichte von Liesel, der Bücherdiebin. Das erste Mal begegnet er dem Mädchen als sie ihren jüngeren Bruder bei der Fahrt zu den Pflegeeltern verliert. Und es soll nicht die letzte Begegnung der Beiden gewesen sein. Denn der Krieg sorgt dafür, dass der Tod viele Millionen Seelen abholen muss und so werden sich der Tod und Liesel im Lauf der Geschichte noch zweimal begegnen, bevor er auch ihre Seele abholen wird.

Auf eine etwas eigenwillige, aber auch auf sehr warmherzige Art erzählt der Tod das Leben von Liesel, was anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist, da er immer mal wieder der Geschichte vorgreift oder auch stellenweise in etwas abgehackten Sätzen schreibt. Doch schon nach wenigen Seiten hat man sich an den Erzählstil gewöhnt und dann verfolgt man gebannt das durch den Krieg überschattete Leben des jungen Mädchens. Ihre langsame Eingewöhnung bei den Pflegeeltern, der anfangs zögerlichen Freundschaft mit den Dorfkindern sowie ihre Liebe zu Büchern. Und schon bald geht es einem wie dem Tod: Man muss dieses dickköpfige, ehrgeizige, mutige, freche, so liebenswerte und mitfühlende Mädchen einfach ins Herz schließen.

Im Prinzip erzählt Markus Zusak eine ganz normale Kindheit während der Kriegsjahre. Je länger der 2. Weltkrieg dauert, umso knapper werden die Essensrationen, was Liesel und ihren besten Freund, den ständig hungrigen Rudi, zu einigen Diebstählen auf Obst- und Kartoffelfeldern verführt. Immer seltener erhält ihr Pflegevater Arbeit, das Geld ist knapp bemessen, der Eintritt bei der Hitlerjugend ist Pflicht, der Hitlergruß ein Muss und auch die Verfolgung der Juden bleibt nicht unbemerkt in dem Dorf, allein schon durch dessen Nähe zu Auschwitz. Und auch bald ist der Anblick von NSDAP-Schergen in Molching keine Seltenheit mehr. Je länger der Krieg dauert, umso mehr Arbeit erhält der Tod. Liebevoll bringt er jede einzelne Seele in die Ewigkeit, doch auch er wird langsam müde und die unendliche Zahl der Toten betrübt ihn immer mehr.

Anrührend, warmherzig, etwas eigenwillig, manchmal regelrecht poetisch, humorvoll und dann auch wieder sehr traurig und zum Nachdenken anregend ist der Schreibstil von Markus Zusak. Man leidet, freut sich, trauert und lacht mit Liesel und stellt erstaunt fest, dass selbst der Tod Gefühle hat. Der Autor behandelt den 2. Weltkrieg, die Gräueltaten von Hitlers Regime und die damit verbundene Judenverfolgung relativ neutral. Er geht hier nicht mit dem erhobenen Zeigefinger voran, sondern schildert mehr die Tatsachen. Wie einige Menschen sich heimlich gegen Hitler stellen, andere überzeugte Nationalsozialisten sind und wieder andere eher desinteressiert reagieren. Er zeigt auf wie leicht es ist, über die menschenunwürdige Behandlung der Juden hinwegzusehen und wie schwer es ist und welche Folgen es haben kann, hier Menschlichkeit zu zeigen.

Viele Schilderungen von Markus Zusak haben mich an Erzählungen in meiner Familie erinnert: Die Todesangst im Luftschutzbunker, wenn die Bomben kamen, die Sparrationen bei den Nahrungsmitteln, die aus der Not heraus geborene Ideenvielfalt, der Schmerz beim Verlust eines geliebten Menschen. Es sind Erlebnisse, wie sie viele damals erfahren mussten, die mit ihrem eigenen Leben und vor allem dem Überleben gerade genug zu tun hatten und sich für Politik nicht sonderlich interessiert haben, aber vor menschlichen Schicksalen dennoch nicht die Augen verschlossen haben.

Fazit: Ein Buch voller Emotionen und einem warmherzigen, manches Mal etwas eigenwilligem Schreibstil und einer Protagonistin, die man fast augenblicklich ins Herz schließt. 

Autor: 
Markus Zusak, 1975 geboren, lebt und arbeitet in Sydney, spielt Fußball und schreibt Romane, die international für Furore sorgen. Für Der „Joker“ wurde er dutzendfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2007. „Die Bücherdiebin“, sein neuestes Werk, stürmte die internationalen Bestsellerlisten über Nacht. Zusaks Bücher wurden bis jetzt in über 20 Sprachen übersetzt.

18 Kommentare:

  1. Schön, dass es dir auch so gut gefallen hat. Es gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern.

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    1. Hallo Cherry,
      ja es war wirklich wunderschön und ist für mich jetzt schon ein Hightlight in 2012

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  2. Und bei mir liegt es noch immer auf den SUB, aber es hat oberste Priorität!! =) Freu mich shcon nach deiner tollen Rezi!
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Hallo meine Liebe,
      unbedingt lesen. Und zum Schluss die Taschentücher nicht vergessen :)
      LG Isabel

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  3. Will ich auch unbedingt noch lesen - nach Deiner Rezi bin ich noch neugieriger.

    LG,
    JED

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    1. Hallo Jed,
      bin schon auf Deine Meinung gespannt! Hoffe, es gefällt Dir genauso gut wie mir.
      LG Isabel

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  4. Hallo meine Liebe!

    Da kann ich nicht mitreden - dieses Buch habe ich vor ca. 3 Jahren abgebrochen (ich fand es furchtbar).

    Liebe Grüße & ein schönes Wochenende!

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    1. Hallo Sabine,
      man muss das Thema wie auch historische Romane mögen. Also, verstehen kann ich es schon, finde es aber trotzdem schade.
      Schicke Dir liebe Grüße,
      Isabel

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  5. Ohh..wirklich ein ganz, ganz, ganz tolles Buch nicht wahr?! Es war für mich ein echtes Buchjuwel! :) Einfach unglaublich! :) Schöne Rezension!

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    1. Hallo Ayanea,
      ja, unglaublich schön und DANKE!!!
      LG Isabel

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  6. Tolle Rezension. Liest sich echt super. Dies ist eins der Bücher, die ich schon immer mal lesen wollte. Hoffentlich komme ich auch mal dazu.

    Liebe Grüße, Diti

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    1. Hallo Ditti,
      kann es Dir wirklich nur empfehlen.
      LG Isabel

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  7. Eine sehr gute Rezi und ein toller Lesetipp. Das mit den vielen Emotionen und dem warmherzigen Prota, fesselt mich sofort. Ich denke, dass Buch werde ich mir ganz sicher merken. Danke für den Tipp!

    LG
    Lilly

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  8. Unbdingt merken!! Auch wenn der Schreibstil anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist, aber man gewöhnt sich schnell dran.
    LG Isabel

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  9. So ein schönes Buch, ich hab Rotz und Wasser geheult! Tolle Rezension. Die Idee, die Leseprobe zu verlinken, gefällt mir, die nehm ich mir mal mit. (Brauch ich da irgendeine Genehmigung für? Bin da immer ein bisschen vorsichtig..)

    Liebe Grüße,
    Mila

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    1. Ging mir ganz genauso Mila. Schau mal auf der Verlagsseite nach. Wenn Du das Widget auf Deiner Seite verlinken willst, musst Du die AGBs akzeptieren. Wenn Du diese ok findest, kannst Du sie auch verlinken.
      LG Isabel

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  10. Ha! Die Rezension ist ja noch gar nicht so lange her. Ich bin auf deiner Rezensions-Seite einfach mal ganz nach unten. Und was entdecke ich? Natürlich ein Buch, was ganz lange auf meiner Wunschliste war und nun auch endlich mein ist. Eine sehr gelungene Rezension. Ich freue mich, über meinen Partnerblog "Die Liebe zu den Büchern" von Petzi auf dich gestoßen zu sein. Und vorallem, dass du schon so lange unter den Bloggern bist. Weiter so, es gefällt mir hier sehr gut :)

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    1. Hi,
      ich danke Dir!! "Die Bücherdiebin" ist wirklich wunderschön und ich wünsche Dir ganz viel Spaß beim Lesen.
      LG Isabel

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